Jahresseminar 2019

Veröffentlicht am 22.10.2019 in

Teinehmer des Jahresseminars 2019 hinter dem Banner zu 100 Jahre DSAP

 

 

 

70 Jahre Bundesrepublik — wir waren dabei“

Jahresseminar 2019 der Seliger Gemeinde in Bad Alexandersbad

 

Vom 18. - 20. Oktober 2019 fand das Jahresseminar 2019 der Seliger Gemeinde unter dem Motto „70 Jahre Bundesrepublik — wir waren dabei“ statt. Im Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum stellten sich rund 80 Teilnehmer den anspruchsvollen Themen, die von der 100jährigen Geschichte der DSAP über die Ostpolitik nach Willy Brandt bis zur Samtenen Revolution 1989 in Tschechien reichte. Mit der Gesprächsrunde „Grenzen der Arbeit“ im Forum Alexandersbad griff die Seliger Gemeinde ein aktuelles gesellschaftspolitisches Thema auf und mit der Durchführung der Neuwahlen in der in die Veranstaltung eingebettete Bundesversammlung wurde der Grundstock für den Fortbestand der Seliger Gemeinde gelegt.

Der Veranstaltungsreigen begann am Freitagnachmittag mit einer Bundesvorstandssitzung, bei der die Neuwahlen zum Präsidium und dem Bundesvorstand vorbereitet wurden.

In der Abendveranstaltung stand die Samtene Revolution in Ústi nad Labem/Aussig auf dem Programm. Der Prager Frühling, die Charta 77 und die Samtene Revolution 1989 sind Meilensteine in der Geschichte Tschechiens. Die Seliger Gemeinde greift immer wieder politische Ereignisse im Nachbarland auf und hat zum Jahresseminar 2019 den Zeitzeuge Mgr. Jan Šícha eingeladen, der sehr eindrucksvoll von seinen Erfahrungen als einer der Hauptorganisatoren der Samtenen Revolution 1989 in Ústi nad Labem/Aussig berichtete und sich dann den Fragen der Teilnehmer stellte.

Der Samstagvormittag wurde von der Bundesversammlung mit Neuwahlen dominiert. Daraus hervor ging die neue Bundesvorsitzende Helena Päßler, die den Posten von Albrecht Schläger übernimmt. Die Besetzung des Postens des Verbindungsmannes zu Tschechien durch den Europapolitiker Libor Rouček und die des Verbindungsmannes zu Österreich mit dem Wiener Abgeordneten Volkmar Harwanegg unterstreicht die europäische Ausrichtung der Seliger Gemeinde.

 

Mit dem Referat "Die SPD in den 80er und 90er Jahren und ihre Politik gegenüber der Tschechoslowakei" beleuchtete Tomáš Malínek die Ostpolitik nach Willy Brandt und Helmut Schmidt bis hin zur Wiedervereinigung. Die sozialdemokratische Ostpolitik muss als Wegbereiter der deutschen Wiedervereinigung anerkannt werden. Zuallererst war die Ostpolitik in dieser Hinsicht von Bedeutung, weil sie von den Deutschen in der DDR als ein lange vermisstes Signal der Zuwendung, der Hoffnung und des Zusammenhalts empfunden wurde und deshalb eine tiefe psychologische Wirkung entfaltete, die sich 1989 auszahlte. Gleiches galt auch für das Signal der Gesprächsfähigkeit und Glaubwürdigkeit, das die Ostpolitik nach Moskau, Warschau und Prag sandte. Die Sozialdemokratie generierte nach Anbruch der Ära Kohl im Jahre 1982 ihre „zweite Phase der Ostpolitik“ als eine Art „Nebenaußenpolitik“ mit wechselhaften Ergebnissen.

 

Der Festvortrag „100 Jahre DSAP" von Dr. Helmut Eikam schloss an die Feierlichkeiten in Teplice/Teplitz an und rundete diese ab. Eikam erinnerte an die Gründung der DSAP, würdigte die Leistung des Namensgebers Josef Seliger und resümierte: „Die Ereignissen sind nunmehr 100 Jahre vergangen, sie kennzeichnen zwei entscheidende Dinge in der Politik und der Gesinnung der sudetendeutschen Sozialdemokratie, nämlich das illusionslose zur Kenntnisnehmen geänderter Lebensverhältnisse und politischer Möglichkeiten und die stete Bereitschaft zu Versöhnung und humaner Gestaltung menschlichen Zusammenlebens auch unter den Völkern“. Die musikalische Umrahmung durch Peter Heidler und Herbert Schmid mit ausgesuchten Liedern der Arbeiterbewegung verlieh der Veranstaltung ein besondere Note.

 

Dr. Thomas Oellermann stellte anschließend zwei Projekte dar, wie die Seliger Gemeinde ihre eigene Geschichte und die Geschichte der deutsch-böhmischen Arbeiterbewegung publikumswirksam darstellt. Unter der Überschrift „100 Jahre DSAP —was sagt uns das heute" berichtete Oellermann über ein Filmprojekt mit Milan Durňak. Er absolvierte die Karlsuniversität in Prag in Ethnologie an der Philosophischen Fakultät. Durňak ist Doktorand und experimentiert weiterhin mit visueller Anthropologie. Seine Arbeit basiert auf Kurzfilmen zu geschichtlichen Ereignissen wie Verfolgung, Flucht und Vertreibung, die auf der Web-Seite http://praha.mkc.cz in einem interaktiven, historischen Stadtplan Prags eingebunden sind. In einem zweiten Projekt beteiligt sich die Seliger Gemeinde an einer dreisprachigen Weltkarte mit Erinnerungsorten der tschechischen und sudetendeutschen Sozialdemokratie. Generiert wird die Seite http://lidovedomy.cz von der Demokratischen Masaryk-Akademie, die Seliger Gemeinde fügte nunmehr 300 eigene Erinnerungsorte zur Geschichte der DSAP bis hin zur Seliger Gemeinde hinzu.

 

Dem Vortrag schlossen sich Arbeitssitzungen interner Arbeitsgruppen sowie ein Neumitgliedertreffen an, bevor am Abend die deutsch-tschechische Gesprächsrunde Forum Alexandersbad die "Welten der Arbeit in Deutschland und Tschechien" unter dem Aspekt der prekären Beschäftigung beleuchtete. 2018 etablierte die Seliger Gemeinde zu ihrem Jahresseminar im Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad ein eigenes gesellschaftspolitisches Gesprächsforum für den deutsch-tschechischen Dialog, das Forum Bad Alexandersbad. Nachdem 2018 der tschechische Europa-Politiker Libor Rouček und der Historiker Dr. Thomas Oellermann die Frage diskutierten, ob die letzten 100 Jahre ein „sozialdemokratisches Jahrhundert“ waren, befasste man sich heuer mit dem Thema „Grenzen der Arbeit“.

 

Am Sonntag referierte zum Festakt "70 Jahre Bundesrepublik und Seliger-Gemeinde" Volkmar Halbleib, Parlamentarischer Geschäftsführer und vertriebenenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Bayern. Halbleib verwob eindrucksvoll die Nachkriegsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland und die Rückkehr der sudetendeutschen Sozialdemokraten aus dem Exil sowie den Einfluss der vertriebenen Sozialdemokraten auf die bundesdeutsche SPD, vor allem in Bayern auf eindrucksvolle Weise. Gleiches gelang ihm mit der Seliger Gemeinde, die nach ihrer Gründung 1951, vor allem aber mit den Brannenburger Thesen (1991) und der Europa-Proklamation (2016) richtungsweisende Impulse für die Vertriebenenverbände, aber auch die SPD, einbrachte. Gerade die Europa-Proklamation zeuge von Weitsicht und setze einen deutlichen Widerpart zu nationalistischen Tendenzen in Europa.

 

Anschließend eröffnete Dr. Bastian Vergnon Einblicke in seine Dissertation zu "Die Sudetendeutschen Sozialdemokraten und die bayerische SPD 1945 bis 1978" - Vergnon studierte an der Uni Regensburg Geschichte und Politikwissenschaft. Basierend auf umfangreichen Archivrecherchen und Zeitzeugen-Interviews zeigt er in seiner Arbeit die Verankerung dieser Vertriebenen-Gruppe in der Bayern-SPD auf.

 

Das Jahresseminar 2019 endete mit den Ehrungen der Geburtstagsjubilare und langjähriger Mitglieder sowie der eindrucksvollen Verabschiedung des bisherigen Ko-Vorsitzenden Albrecht Schläger.

 

Es schloss sich die konstituierende Vorstandsitzung an, in der der Rahmenterminplan für das kommende Jahr abgesteckt wurde, der eine Vielzahl von Terminen und Aktionen beinhaltet.

 

Jahresmotto 2023

Böhmen liegt nicht am Meer

Josef-Seliger (1870 - 1920)

Ausstellung

 

Film

Volkshaus.net

100 Jahre DSAP

Zur Jubiläumsseite - Zum Geburtstags-Tagebuch

Zum Bundesverband

Die Brücke

 

Mach doch mit!

WebSozis

Soziserver - Webhosting von Sozis für Sozis WebSozis

gefördert durch:

        

   

Wir bedanken uns bei den genannten Fördermittelgebern für die Unterstützung!