Milena Jesenská: Welche Front wollen wir?

Welche Front wollen wir?

So schriebt Milena Jesenská im Artikel „Welche Front wollen wir?“, der am 12.3.1933 erschienen ist: „Die Frage ist, wen die demokratische Ordnung heute schützt und wem sie Freiheit gibt. Die Arbeiter wissen ohne Unterschied ihrer Parteizugehörigkeit: ihnen nicht.  Eine Demokratie, die eine Million Arbeitslose und drei Millionen  Hungernde mit sich herumschleppt, eine Demokratie, die auf Arbeiter, die  gegen eine Senkung der  Löhne streiken, Gendarmen loslässt, eine Demokratie, in der ein Vertreter der Liga für Menschenrechte nicht über den faschistischen Terror berichten darf, eine Demokratie, die Kriegsgegner wegen Hochverrats einsperrt — ist keine  Demokratie“. Sie kritisiert damit die „kapitalistische Demokratie“, das kapitalistische System dem es fern liegt „Freiheit zu geben“.

Jesenská bringt ihre Kritik schnell auf den Punkt: „Eine kapitalistische Demokratie, die Privateigentum verteidigt, macht alle Krisen durch, die auch das Kapital durchmacht. Ein Verfall des Kapitals zieht den Verfall seiner Wächter nach sich. Eine kapitalistische Demokratie zerfällt proportional zur Zahl ihrer Arbeitslosen und zu den wachsenden revolutionären Massen. Gerade aufgrund dieses Zerfalls spitzen sich die Verhältnisse derart zu, dass, vergröbert gesagt, nur noch zwei Fronten gegeneinanderstehen: die Front des Kapitals gegen die Front der Arbeiter. Und gerade da zeigt sich, für wen die kapitalistische Demokratie Schlagstöcke, Polizeibajonette, Gewehre und Zellen in Pankrác (das Prager Gefängnis) bereithält. Die kapitalistische Demokratie hat unzählige Male bewiesen, wie wenig demokratisch sie ist, wie kämpferisch und wie diktatorisch“.

Sie erinnert die Tschechen daran, dass Hitler in Deutschland nie an die Regierung gekommen wäre, „wäre sein Machtantritt nicht zu fünfzig Prozent legal erfolgt. Und wäre er nicht vom Kapital inthronisiert worden, vom Nationalismus, von der Polizei und der kapitalistischen Demokratie, die sich zum Faschismus verhält »wie eine Tür zum Zimmer«“.  

Sie räumt auf mit dem Vorwurf an die Linke Front, sie wolle „die Freiheit durch eine Diktatur ersetzen“ und berichtigt: „Ihr Programm ist, die kapitalistische Demokratie durch eine sozialistische Demokratie zu ersetzen“. Und sie resümiert: „Ist die faschistische Diktatur eine kämpferische Verteidigung des Kapitals, so ist die proletarische Diktatur eine Verteidigung der sozialistischen Demokratie, die an ihrem Ende stehen wird, und daher ist sie auch die einzig mögliche Verteidigung der Arbeiter, und die machen die Mehrheit des Volkes aus. - Das ist die Front, die wir wollen“.

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