Treuegemeinschaft - Auslandsgruppen

Die Treuegemeinschaften – Auslandsgruppen der Seliger Gemeinde

Um ihre weltweiten Verbindungen wird die Seliger-Gemeinde oft beneidet, die Ursache dafür wird aber vergessen: Emigration sudetendeutscher Sozialdemokraten nach dem „Münchner Abkommen" im Jahre 1938.

Dass die 1951 gegründete Seliger-Gemeinde ein Mosaik menschlicher Schicksale ist, das die schon 1938 in alle Himmelsrichtungen versprengten und 1945 als Masse vertriebenen Gesinnungsfreunde neu zu einer Gemeinschaft vereinte, war eine lebensnotwendige Fortführung des Daseins dieser Menschen.

In den Treuegemeinschaften der Exilländer haben sie von Anfang an die Hoffnung nicht aufgegeben, nach der Vernichtung des Dritten Reiches wieder in demokratischen Parteien und Vereinigungen für die seit ihrer Jugend erstrebten und erkämpften sozialdemokratischen Ziele wirken zu können und das nicht in einem fremden Land, sondern in der angestammten Heimat. Aber die Realitäten nach dem Kriege waren andere!

Jene, die das Leben in der inzwischen zur Heimat gewordenen Fremde nicht mehr aufgeben wollten (mehr als 10 Jahre Arbeit für eine neue Existenz lag hinter ihnen), bewiesen aber mit ihrem Bekenntnis zur Gesinnungsgemeinschaft sudetendeutscher Sozialdemokraten - der Seliger-Gemeinde -‚ dass alte Wurzeln nicht absterben. Die Auslandsgruppen sind deshalb ein wertvoller Teil unserer Gemeinschaft. Nur mit wenigen gab es nach dem Kriege und seit der Gründung der Seliger-Gemeinde ein Wiedersehen.

Viele Auslandsgruppen in England, Kanada, Schweden und Osterreich haben durch Überalterung und Tod vieler Mitglieder und dem fehlenden Nachwuchs ihre Tätigkeit extrem reduzieren bzw. einstellen müssen. Trotzdem ist das Band der Freundschaft nie zerrissen.

Sie fühlten sich alle zugehörig

Als die Emigranten in den verschiedensten Ecken der Welt von der Gründung der Seliger-Gemeinde erfuhren, wollten auch sie dazugehören, denn sie waren ja ein Teil der sudetendeutschen Sozialdemokratie geblieben. Die Kontakte mit den Treuegemeinschaften waren auch über das Kriegsgeschehen hinweg gewahrt worden, so dass sie - wenn auch verspätet - über das Geschehen in Europa und der Bundesrepublik hinlänglich informiert waren.

Aus BOLIVIEN meldete sich der frühere Prager RW-Leiter Richard Schönfelder. Später siedelte er sich in Bayern in Waldkraiburg an und übernahm dort bald den Vorsitz der Seliger-Gemeinde.

In BRASILIEN hatte sich die Familie des ehemaligen Bodenbacher DSAP-Sekretärs Karl Kober angesiedelt. Der Sohn Alex war mit uns in Korrespondenz.

ISRAEL war Beweis dafür, dass auch unsere jüdischen Parteifreunde zwischen den Deutschen und den Deutschen genau zu unterscheiden wussten. Sie haben sich zu uns und unserer Politik bekannt.

In den USA hatten wir Verbindung mit einzelnen Persönlichkeiten der Treuegemeinschaft: Bruno Rother in New York, Dr. Fred Hahn, Prof. Karl Deutsch und der Familie Reilich.

 

Skandinavien / Schweden

Karl Kern, Landesvorsitzender, in Brannenburg 1951: „Die Treuegemeinschaft in Schweden wird der Seliger-Gemeinde kooperativ beitreten". Der Nachfolger Pauls im Landesvorsitz stieß damit nicht bei allen auf Zustimmung.

Die Landeskonferenz 1958 bestätigte die Konstituierung der Treuegemeinschaft als Seliger-Gemeinde, erklärte sich aber unabhängig von irgendeiner Partei. Eine Namensänderung wurde von den Mitgliedern nicht gewünscht, da sie in der Öffentlichkeit auf Schwierigkeiten stieße. Hauptamtlicher Sekretär der Treuegemeinschaft war damals Artur Schober.

Über die vielfältigen Aktivitäten dieser größten noch bestehenden Auslandsgruppen wurde sowohl wiederholt in den Sudeten-Jahrbüchern wie auch in der „Brücke" berichtet.

Nur durch den starken Zusammenhalt der leitenden Mitglieder kann nach einer so langen Zeit noch von einer echten „TREUEGEMEINSCHAFT" gesprochen werden.

Die Treuegemeinschaft Schweden war bei der 50-Jahr-Feier mit mehreren Delegierten vertreten. Otto Seidl, der seit 1978 die Treuegemeinschaft führt, berichtete, dass es zwar keine größeren Gruppen mehr gebe, aber noch immer gesellschaftliche Aktivitäten. Die Delegation zu den Bundesversammlungen wird seit 2010 von Peter Krywult geleitet.

2007, wenige Monate vor seinem 95. Geburtstag, besuchte Otto Seidl, der bis 1989 nicht in die Tschechoslowakei reisen durfte, Prag und führte Gespräche u. a. mit Alena Wagnerová, im Abgeordnetenhaus des tschechischen Parlaments und im Sudetendeutschen Büro.

Etwa zwanzig Mitglieder der Seliger-Gemeinde nahmen im September 2008 an der Feier in Eskilstuna anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der Treuegemeinschaft teil, bei der die langjährige Oberbürgermeisterin die Festrede hielt.

In der Mitgliederversammlung am 8. September wurde beschlossen, dass die Treuegemeinschaft zum 31.12.2008 ihre Arbeit einstellt. Die Mitglieder wurden in die Seliger-Gemeinde übernommen

 

England

Am 30. Oktober 1953 fand im Beisein von Wenzel Jaksch in London eine gut besuchte Vertrauensmänner-Konferenz der Landesgruppe sudetendeutscher Sozialdemokraten statt. Diese Organisation zählt nach der Übersiedlung vieler ihrer Angehörigen nach Deutschland noch immer über 300 Mitglieder. Die Tagung beschloss ferner den geschlossenen Beitritt der England-Gruppe sudetendeutscher Sozialdemokraten zur Seliger-Gemeinde. Damit ist eine Landesgruppe der Seliger-Gemeinde für Großbritannien geschaffen worden.

Viele leitende Funktionäre waren bereit, nach dem Sesshaftwerden in der Bundesrepublik auch weiter mit der Treuegemeinschaft Kontakt zu halten.

In Straubing hat Oskar Künzl als letzter Vertrauensmann aller gedacht, die in der Treuegemeinschaft in Großbritannien zusammengeschlossen waren. Sie haben persönliche und finanzielle Opfer gebracht und in Treue seit 1938 zusammengestanden.

Bei der Bundesversammlung 2001 berichtete Oskar Künzel, dass von der ehemals mitgliederstarken Treuegemeinschaft nur noch wenige Mitglieder übrig geblieben sind und es keine Veranstaltungen mehr gibt, sondern lediglich telefonische Kontakte.

Seit 2003 hat kein Delegierter mehr an den Bundesversammlungen teilgenommen. 2007 schrieb Herbert Löwit einen ausführlichen Brief und bedauerte besonders, dass er zu der Ehrung von Ministerpräsident Jri Paroubek nicht kommen könne. 2009 und 2010 sandte er briefliche Grüße. 2009 hat er sein Archiv der Universität London übereignet.

 

Stützpunkte Neuseeland

„Das Organ der Seliger-Gemeinde ‚Die Brücke' und andere Publikationen unserer Gemeinschaft in Deutschland und die Schriften der Gruppen aus Canada und Schweden erreichen uns spät, aber halten die Verbindung zu uns." So schrieb Hein Müller, bevor er sich zur Teilnahme am 1. Internationalen Treffen in Ulm anmeldete. Er gehört zu jener kleinen Gruppe junger Aussiger Sozialdemokraten, die den weiten Sprung nach Neuseeland wagten und dem sein Beruf als Bau- und Möbeltischler zu Nutze war. Weitere Mitglieder der Seliger-Gemeinde waren Franz Schusser (Aussig) und Franz Thum (Soborten).

 

Canada

Der Weite des Landes entsprechend haben sich die 1939 dort angesiedelten sudetendeutschen Sozialdemokraten in die „Westkanadische Arbeitsgemeinschaft" mit Willi Wanka und den Klub „Vorwärts" im „Zentralverband sudetendeutscher Organisationen" in Toronto, Hamilton und Montreal, unter Führung von Henry Weisbach aufgeteilt. Mit der Seliger-Gemeinde bzw. ihren Repräsentanten gab es Verbindung seit deren Gründung.

Für die erste Ansiedlung in Tupper-Creek muss neben Willi Wanka der Vertrauensmann der Siedler Valentin Dittrich genannt werden. Auch Heinrich Weisbach, später Toronto, gehörte dazu, In Saskatschewan war Peter Schmidt eine Schlüsselfigur. Die Familien Scharing und Rabas, Willi Schmidt und Willi Schenker mit Söhnen, die Brüder Smolcic, Emil Kutscha und Familie Franz Lehnert, Edmund Maiwald, Edmund Rohac, Willi Schneider, Viktor Tinkl, Josef Ullmann, Franz Sulek und-und-und. Fast alle haben in Ulm teilgenommen und waren bei der 40-köpfigen Delegation aus Canada. Mit Edmonton besteht mit der Gruppe unter Frank und Minni Heil, Dr. Harald Schwarz u.a. bis heute Verbindung. Beim Treffen in Straubing 1998, wo vor allem Freunde aus Toronto und Hamilton dabei waren, muss Ludwig Löwit, der Senior des Zentralverbandes, erwähnt werden.

Auch mit den Freunden in Tomslake und Dawson Creek besteht noch Verbindung, seit Willi Wanka 1986 Volkmar Gabert und eine Reisegruppe der Seliger-Gemeinde zur Einwanderungsfeier eingeladen hatte.

An vielen Treffen und Bundesversammlungen haben kanadische Freunde teilgenommen.

Zum 50. Jubiläum der Seliger-Gemeinde kam eine mehrköpfige Delegation. Rolf Lorenz, Vorsitzender des Zentralverbandes, überbrachte die Grüße und berichtete von den Aktivitäten.      

Die Zeitschrift „Freundschaft", herausgegeben von Fritz Kittel, die ein wichtiges Bindeglied zu den Treuegemeinschaften in Schweden und England war, musste inzwischen eingestellt werden.         

Bei der Bundesversammlung 2003 berichtete Rolf Lorenz letztmalig: Es finden noch immer Treffen der Mitglieder, allerdings keine Vorstandssitzung mehr statt, der Kontakt zu der westkanadischen Organisation wurde eingestellt. Rolf Lorenz starb 2004 mit 76 Jahren.      

Bei den Bundesversammlungen 2004 bis 2008 vertrat Erika Schmidt die Treuegemeinschaft und konnte doch nur von der fortschreitenden Auflösung der einzelnen Gruppen berichten. Ab 2006 existierte unter Frank Heil und Dr. Harald Schwarz nur mehr die Gruppe Edmonton, deren Mitglieder sich dreimal im Jahr treffen. 2009 berichtete Frank Heil schriftlich von einem Treffen in St. Wallburg zum 70. Jahrestag der Ankunft der sudetendeutschen Emigranten. Erika Schmidt starb im Februar 2011 im Alter von 86 Jahren.  

 

Österreich

Nach Abschluss des Staatsvertrages und Abzug der russischen Besatzungsmacht wurde am 14. Juli 1956 eine Landesgruppe der Seliger-Gemeinde unter Vorsitz von Leo Zahel gegründet. Nach seinem Tod wurden H. Hartl, danach Leopold Kreutz (bis 1974) Vorsitzende. Er übergab die Leitung an den jungen Zahel, der wiederum von Fritz Taussig abgelöst wurde. Auch er führte die Gruppe bis zum Tod.

Josef Trost bemühte sich eine zeitlang, gab dann auf, bis sich Leo Zahel jun., der heutige Vorsitzende, mit Unterstützung von Hubert Pfoch für die Aufrechterhaltung der Tradition zur Verfügung stellte. Er wird in seinen Bemühungen von Jetti Taussig und einigen braven GenossInen unterstützt.

Bei den Bundesversammlungen 2001 bis 2010 war die Seliger-Gemeinde Osterreich jeweils mit mehreren Delegierten unter ihrem Vorsitzenden Leo Zahel präsent. Die Kontakte zwischen den beiden Organisationen sind bis heute intensiv.

Nicht zuletzt wegen des Todes mehrerer aktiver Mitglieder stagnierte die Vereinsarbeit nach 2002 vorübergehend. Dieses Tief war 2005 überwunden: Leo Zahel, Vorsitzender, hielt im September bei der Vereinigung Ceský stûl einen viel beachteten Vortrag über den „Brünner Todesmarsch" und war 2007 zum gleichen Thema als Zeitzeuge in einer ORF-Sendung. Mitgliederversammlungen und Dichterlesungen wurden durchgeführt, Aufrufe zu Nationalratswahlen, Landtagswahlen, zum Wiener Gemeinderat wurden verfasst. In den Jahren 2005, 2008 und 2010 betreute die Seliger-Gemeinde Osterreich Mitglieder der Ortsgruppen München und Dachau, die an den Feiern zum 1. Mai der SPÖ in Wien und auf Einladung des Wiener Bürgermeisters Dr. Michael Häupl am SPÖ-Seniorentreffen am 30. April teilgenommen haben.

In Zusammenarbeit mit der SPÖ wurde die Ausstellung „Auch sie bauten das ‚Rote Wien" erstellt, in der die Gemeindebauten, die in der ersten Republik Osterreich errichtet wurden und an denen sudetendeutsche Architekten und Baumeister mitgearbeitet hatten, dokumentiert werden. Die eindrucksvolle Fotosammlung wurde im SPÖ-Volksheim Favoriten vom 22. bis 30.06.2006 gezeigt. Bei der Eröffnung überbrachte Präsidiumsmitglied Dr. Siegfried Träger ein Grußwort der deutschen Seliger-Gemeinde. Vom 15. bis 25.10.2010 wurde die Ausstellung „Die sudetendeutschen Sozialdemokraten - Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde" im Rahmen eines Symposiums anlässlich Josef Seligers 90. Todestag in Wien gezeigt.

 

Tschechische Republik

Vertreter der deutschen Minderheit in der Tschechischen Republik (derzeitig etwa 40.000 Personen) haben an den Bundesversammlungen teilgenommen; Sprachrohr bis 2007 war Dora Müller (Vorsitzende des deutschen Kulturverbandes in Brünn). Seit 2008 überbrachten Erwin Scholz und Irene Kunc die Grüße ihrer Organisation und berichteten ausführlich über die politische Situation in Tschechien.

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