Der Prager Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erst nach der Abspaltung der Kommunisten im Frühjahr 1921 konnte die Partei die Vorbereitungen für die Herausgabe eines Zentralorgans der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik intensivieren und ab 1. September 1921 den Sozialdemokrat, deutschsprachige Tageszeitung, in Prag erscheinen lassen. Das Blatt sollte nach Aussage des Partei-Vorstandes die Parteimeinung gegenüber den Regierungsstellen und den gegnerischen Parteien vertreten sowie den Vertrauensmännern als Informationsorgan dienen. Mitte der zwanziger Jahre erreichte das Blatt eine Auflage von etwa 10 000 Exemplaren. Die Frauenwelt war eine Beilage speziell für die weiblichen DSAP-Mitglieder.

Der Prager Sozialdemokrat entwickelte sich ab Mitte der 1930er Jahre zusehends zu einem Kopfblatt der übrigen Parteizeitungen, wie dem Bodenbacher Nordböhmische Volksbote. Solche sozialdemokratischen Tageszeitungen bieten neben Artikeln zum Tagesgeschehen einen Blick auf lokale Ereignisse in der Arbeiterbewegung.

Wenzel Jaksch war Redakteur des Sozialdemokrat, ebenso wie Edgar Hahnewald und Ernst Paul, das basierte auf den deutschböhmischen Netzwerken, denn das Parteiorgan Sozialdemokrat in Prag und der Volkswille in Karlsbad schufen Stellen für Redakteure und Journalisten, die aus Deutschland geflüchtet waren.

Im Jahr 1937/38 ändert sich einiges. Die Tschechoslowakei gerät immer mehr in Bedrängnis, wird vom Deutschen Reich auch gezielt unter Druck gesetzt. Und das wirkt sich auf die Asylpolitik aus. Das heißt, Zeitungen werden zum Teil verboten. Der Neue Vorwärts zieht bereits Ende 1937 von Prag nach Paris um. Es ändern sich so langsam die Arbeitsbedingungen. Das ist die Situation, in der sich viele deutsche Emigranten, aber auch die deutschböhmischen Funktionäre, anfangen ein neues Exil als Möglichkeit ins Auge zu fassen. Während die Mehrheit der Sudetendeutschen der einrückenden Wehrmacht zujubelte, flohen die DSAP-Funktionäre ins Landesinnere Böhmens. Viele kommen im August 1938 noch heraus, flüchten über Polen nach Schweden oder Kanada.

Nicht so Emil Strauß. Geboren am 17. 4. 1889 in Prag, arbeitete er dort ab1921 als Redakteur und 1935–38 als Chefredakteur des Sozialdemokrat. Strauß war Journalist, Politiker und Historiker sowie der wichtigste sozialdemokratische Publizisten in der Tschechoslowakei. Von der Gestapo verhaftet, wurde er im Juni 1940 in das KZ Dachau, von dort im Juli 1941 nach Buchenwald verbracht und im Oktober 1942 nach Auschwitz deportiert. Hier wurde er am 12. 12. 1942 ermordet.

Nur wenige Wochen später wird auch der Sozialdemokrat verboten: In der letzten Ausgabe der Parteizeitung Sozialdemokrat am 9. November 1938 schrieb Jaksch: "Es ist das Recht des Besiegten, den Kopf hoch zu tragen, wenn er für eine gute Sache gestritten hat und durch fremde Schuld gefällt worden ist. Ein gewaltiges Schicksal hat uns auf verlorenen Posten gestellt."

Mit der zweiten Sonderausgabe der Brücke wollen wir den Helden des Jahres 1938 die Ehre erweisen und den Sozialdemokrat für zwei Sonderbeilagen wieder aufleben lassen – nicht zuletzt um den Fortsetzungsroman Die neue Sintflut von Noëlle Roger nun zu Ende zu bringen.

Die Ausgaben des Sozialdemokrat sind mittlerweile digitalisiert und unter folgender Internet-Adresse abzurufen: https://fes.imageware.de/fes/web/

 

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