Naturfreunde-Bewegung

Die Naturfreunde - „Die grünen Roten"

Am 16. September 1895 gründen 185 Frauen und Männer in Wien (Gasthaus Zum goldenen Luchsen, Neulerchenfeld) den "Touristenverein 'Die Naturfreunde'". Eine wichtige Komponente war das Recht des freien Zugangs zur Natur für alle (gegen die bürgerlich-privaten Interessen der Großgrundbesitzer und existierenden Wander-, Bergsteiger- und Sportvereine, die den Arbeiter/-innen die Mitgliedschaft verwehrten). Der Jahresbeitrag beträgt einen Gulden, ihr erster Obmann wurde Alois Rohrbauer, der dieses Amt bis zu seinem Tod 1923 innehatte. Mitbegründer waren bekannte Persönlichkeiten der österreichischen Arbeiterbewegung wie Dr. Karl Renner*, Anton Kreuzer und Leopold Happisch. Karl Renner entwirft das Symbol des neuen Vereins: Der Handschlag mit den drei Alpenrosen steht für die Solidarität der Arbeiterbewegung.   

*Dr. Karl Renner, gebürtiger Sudetendeutscher, nachmaliger Bundeskanzler und Bundespräsident Österreichs

„Die Naturfreunde“ hatten sich zum Ziel gesetzt, die arbeitenden Menschen in der damals noch kargen Freizeit von den Gasthäusern weg in die Natur zu führen. Wandern und Bergsteigen wurden unter dem Aspekt der Volksgesundheit einer zahlreicher gewordenen Arbeiterschaft nahegebracht. Viele Vorträge und Kurse haben für die Tätigkeit der Naturfreunde geworben.

Um die Jahrhundertwende umfassten die Naturfreunde dreizehn Ortsgruppen mit 2122 Mitgliedern. 1897 erschien erstmals die Zeitschrift „Der Naturfreund“ in einer Auflage von 400 Exemplaren. Seit 1900 ist auch der Gruß „Bergfrei“ in der Naturfreundebewegung eingeführt worden. Der kämpferische Gruß ist Ausdruck der Forderung nach dem Recht auf Freizeit in den Bergen nicht nur für Adel und Bürgertum.

Das erste Schutzhaus wurde am 12. August 1907 am Padasterjoch in Tirol eingeweiht.

Ein Jahrzehnt später erlangte die Naturfreundebewegung internationalen Zustrom und außerhalb der österreichischen Monarchie wurden im Jahre 1095 Ortsgruppen in München, Zürich, Bern und Luzern, 1908 in Berlin, und 1910 in Paris, London und New York gegründet.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 umfasste der Touristenverein „Die Naturfreunde“ weit über 30.000 Mitglieder, davon in Österreich 18.000, in Deutschland 12.000 und in der Schweiz 3.000 Mitglieder.

Durch den Ersten Weltkrieg wurde die Tätigkeit der Naturfreunde eingeengt und konnte est wieder 1918 in vollem Umfang aufgenommen werden. Ihr Aufschwung war rapid und bereits im Jahr 1922 hatte der Verein 70.000 Mitglieder und 32 Schutzhütten.

Die internationale Verankerung der Naturfreundebewegung hatte inzwischen Fuß gefasst in Amerika, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, England, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Holland, Jugoslawien, Luxemburg, Norwegen, Polen, Rumänien, Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich. Die meisten Länder gehören auch heute noch der Naturfreunde-Internationale an. Lange bevor das Wort von einer Europabewegung geprägt wurde, bildeten die „Naturfreunde“ eine einzige große europäische und weltweite Familie.

Auch in Böhmen, Mähren und Schlesien hatte sich eine starke und kräftige Naturfreundebewegung entwickelt – kaum verwunderlich, lagen doch 40 Prozent der gesamtösterreichischen Industrie in den sogenannten Sudetenländern.  So verzeichnet die Geschichte der sudetendeutschen Naturfreundebewegung die ersten Vereinsgründung in Turn-Teplitz im Jahre 1897 und schnell folgten die weiteren Industriestädte.

Nach Kriegsende 1918 und dem Zerfall der Donaumonarchie fand im Jahre 1921 in Prag eine Zusammenkunft von Vertretern der Ortsvereine in der CSR statt und damit war der Reichsverein des Touristenvereins „Die Naturfreunde“ in der CSR aus der Taufe gehoben. Weit über hundert Ortsgruppen gehörten ihm an und bis zu ihrem Verbot durch Hitler umfasste sie etwa 5.400 Mitglieder. 28 Schutzhütten entstanden in aufopfernder Handarbeit, denn reiche Sponsoren fanden sich in der Arbeiterschaft nicht.

Der Einbruch der Barbarei zerstörte weitere Ausbaupläne. Bevor jedoch das Sudetenland der „Befreiung“ zum Opfer fiel, leisteten die Naturfreundehäuser im Grenzgebiet der freiheitlichen Welt unschätzbare Dienste. Unzählige Verfolgte des Naziregimes fanden hier ihre erste Zuflucht. Hier fühlten sie sich geborgen vor den Zugriffen der Häscher.

Nach der Besetzung des Sudetengebietes waren diese Stützpunkte der Freiheit, von wo aus manche Zeitung und manches Flugblatt den Weg nach Deutschland fand und dort von Hand zu Hand ging, zerstört. 1938 wurde auch die Naturfreundebewegung vernichtet und ihre Häuser enteignet. So manch guter Vertrauensmann der Naturfreunde starb als Opfer des Nazi-Terrors.

1945 – Die NS-Herrschaft ging zu Ende. Die Tschechen besetzten wieder das Sudetenland. Die sudetendeutsche Arbeiterbewegung und ihre Kulturorganisationen wurden nicht wieder zugelassen.

Überall in Westeuropa wird mit dem Wiederaufbau der Organisation begonnen. Die enteigneten Häuser werden zurückgegeben. In Ostdeutschland und der Tschechoslowakei erfolgt eine Nutzung durch andere Träger.

Der Gesamtverein wird 1950 in die Naturfreunde Internationale (NFI) umgewandelt. Sie setzt sich aus selbstständigen Landesverbänden zusammen.

Die NFI hat 1962 270.000 Mitglieder in 17 Ländern auf allen fünf Kontinenten. In Deutschland werden rund 100.000 Mitglieder in mehr als 650 Ortsgruppen gezählt. Die Zahl der vereinseigenen Hütten, Häuser, Bootshäuser und Stadtheime liegt bei fast 400.

Bis heute ist die NaturFreunde-Bewegung weltweit auf über 500.000 Mitglieder in 21 Ländern angewachsen.

 

Geschichte der sudetendeutschen Naturfreunde

Aspekte der Geschichte des Touristenvereins „Die Naturfreunde“ in der Tschechoslowakei vor Auflösung in den 1930er Jahren – Nachdruck aus: Weg- Leistung - Schicksal. Geschichte der sudetendeutschen Arbeiterbewegung in Wort und Bild. Stuttgart. Seliger-Gemeinde, 1972. 459-477. Von dokumentarischem Wert erscheint neben einigen statistischen Informationen vor allem der Bildteil

 

Geschichte des gemeinsamen Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

Die NaturFreunde Deutschlands

– heute ein gesellschaftspolitisch aktiver Freizeitverband

1905 kam es zu ersten Ortsgruppengründungen in Deutschland. Seitdem waren und sind SPD-Parteivorsitzende (zum Beispiel Willy Brandt), Ministerpräsidenten, Minister unterschiedlicher Parteien, Gewerkschaftsvorsitzende und zahlreiche Bundestagsabgeordnete Mitglieder der NaturFreunde Deutschlands. Die NaturFreunde werden auch die "grünen Roten" genannt.

Die NaturFreunde Deutschlands sind ein sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur. Mehr als 70.000 Mitglieder in 630 Ortsgruppen engagieren sich ehrenamtlich für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Die Jugendorganisation der NaturFreunde ist dieNaturfreundejugend Deutschlands.

"Was uns von anderen Naturschützern und Natursportlern unterscheidet, ist unser Anspruch, politisch zu wirken, um die Verhältnisse zum Tanzen zu bringen. Darauf können die NaturFreunde stolz sein", so Hans-Gerd Marian, Bundesgeschäftsführer der NaturFreunde Deutschlands. "Unser Platz bleibt der einer linken Freizeitorganisation mit dem Anspruch auf eine bessere Welt."

Sie wollen mithelfen an der Schaffung einer Gesellschaft, in der niemand seiner Hautfarbe, Abstammung, politischen Überzeugung, seines Geschlechts oder Glaubens wegen benachteiligt oder bevorzugt wird und in der alle Menschen gleichberechtigt sind und sich frei entfalten können.

Seit 1989 erklärt die Naturfreunde Internationale (NFI) jeweils für zwei Jahre eine grenzüberschreitende und ökologisch wertvolle europäische Region zur Landschaft des Jahres. Das Projekt setzt an den aktuellen Herausforderungen einer Region an und erarbeitet gemeinsam mit der Bevölkerung und allen regionalen Interessengruppen Perspektiven für eine Nachhaltige Entwicklung. Der Böhmerwald wird Landschaft der Jahre 1999/2000.

Aktuelle Ortsgruppen im ostbayerischen Raum: Cham, Deggendorf, Eching, Kelheim, Landau/Isar, Landshut, Pilsting, Regensburg, Stephansposching, Straubing, Schwandorf.....

 

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