Adolf Hasenöhrl

Adolf Hasenöhrl wurde am 15. Oktober 1911 in Chumo/Chlum bei Hartmanitz/Hartmanice im Böhmerwald geboren. Sein Vater war Maurer und in der 1. Tschechoslowakischen Republik sozialdemokratischer Ortsvorsteher(Bürgermeister) von Chumo. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule absolvierte er eine kaufmännische Lehre. 

 

Mit 19 wurde Adolf Hasenöhrl 1929  Mitglied der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei (DSAP). Sein sozialdemokratisches Engagement, vor allem aber seine Kontakte zu den Grenzsekretariaten der SPD, die nach 1933 an der Grenze zum nationalsozialistischen Deutschland eingerichtet wurden, hatten zur Folge, dass er 1938, nach der Angliederung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich, mit seinem Vater verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht wurde. Ein Jahr später wurde er wieder entlassen, wurde aber auch in Freiheit von der Gestapo observiert. Er hatte weiterhin Verbindungen zu Widerstandsgruppen, konnte sich jedoch der Verfolgung entziehen.

Mitte des Zweiten Weltkrieges wurde er zur Kriegsmarine eingezogen und geriet in englische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung 1945 nahm er Kontakt zur Aussiedler-Aktion „Ullmann“ auf. Als Mitglied des sogenannten Vortrupps der vertriebenen oder ausgesiedelten sudetendeutschen Sozialdemokraten kam er 1946 zunächst nach Esslingen am Neckar und war (als Nachrücker) ab 26. Januar 1950 Mitglied im Kreistag und ab 31. März 1950 auch im Kreisrat des Landkreises Esslingen, bis er Ende 1950 seinen Wohnsitz nach Stuttgart verlegte.  Hier war er auch viele Jahre Vorsitzender des Böhmerwaldvereins.

 

Nach seiner Ankunft in Esslingen bereitete er die Ansiedlung von insgesamt ca. 25 000 sudetendeutschen Sozialdemokraten in Baden-Württemberg vor. Er trat in den baden-württembergischen Staatsdienst ein und übernahm nach 1949 diverse Ämter im Bereich des Flüchtlings-, Vertriebenen und Aussiedlerwesens.

 

1951 war er Mitbegründer der Seliger-Gemeinde und als Geschäftsführer übernahm er 1966 den Verlag „Die Brücke“. Er war nicht nur für die SPD im Landtag, sondern auch Mitglied des Landesvorstands der deutschen Sozialdemokratie in den Jahren 1956-1980 ; ebenso zeitweilig Landesvorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Baden-Württemberg und Mitglied der Bundesversammlung sowie Präsidiumsmitglied im Sudetendeutschen Rat, dazu Mitglied des Landespräsidiums des Bundes der Vertriebenen (BdV). Er hat dazu beigetragen, dass die Stadt Passau 1961 die Schirmherrschaft der Böhmerwald-Exilanten übernahm, deren Denkmal in Lackenhäuser von ihm mitinitiiert wurde.

 

Als Ministerialdirigent und Leiter der Hauptabteilung für Vertriebene und Flüchtlinge im Innenministerium von Baden-Württemberg ab 1966 bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst 1976 setzte er sich stets mit großem Engagement für die Belange und Anliegen seiner Landsleute und seiner politischen Gesinnungsfreunde ein. Zum Ende seiner aktiven Dienstzeit setzte er noch durch, dass in Stuttgart ein „Haus der Heimat“ errichtet wurde, in dem auch ein Büro der Seliger-Gemeinde und das Seliger-Archiv eine lange Zeit untergebracht waren.

 

Adolf Hasenöhrl folgte 1971 Ernst Paul als Vorsitzender der Seliger-Gemeinde und übernahm damit auch die Verantwortlichkeit für das Seliger-Archiv. Ebenso wie sein Vorgänger war Hasenöhrl nicht im engeren Sinne als Archivar tätig, doch engagierte er sich ebenso wie Ernst Paul nicht nur in materieller und finanzieller Hinsicht, sondern bemühte sich zusammen mit Franz Kunert auch weiterhin um den inhaltlichen Fortbestand des Archivs. Darüber hinaus lagen seine besonderen Meriten in der Aufarbeitung der Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie als Herausgeber verschiedener Publikationen, vor allem aber dem  Standardwerke zur Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie „Kampf, Widerstand, Verfolgung der sudetendeutschen Sozialdemokraten“. Zudem gingen zahllose aufschlussreiche Organisationsakten aus seinen vielseitigen Aktivitäten aus der Nachkriegszeit in den Bestand des Seliger-Archivs ein.

 

Sein Wirken in vielen Vereinen und Organisationen der Heimatvertriebenen, aber vor allem für die Gemeinschaft unserer Seliger-Gemeinde, sei in ganz besonderem Maße gewürdigt. Im Jahr 1971 wurde ihm der Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis verliehen in Anerkennung und Würdigung seiner großen Verdienste für die Gemeinschaft der Seliger-Gemeinde.  Er war Träger des Bundesverdienstkreuzes Klasse I, des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und vieler weiterer Ehrungen und Ehrungen.

 

Am 9. Februar 1989 verstarb das langjährige Präsidiumsmitglied und Vorsitzender der Seliger-Gemeinde Adolf Hasenöhrl nach schwerer Krankheit.

 

Die Seliger-Gemeinde ehrt das Andenken an Adolf Hasenöhrl in dem sie seinen Lebensweg in die neue Ausstellung „Böhmen liegt nicht am Meer“ mit aufgenommen hat.

 

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