Josef Hofbauer (1889 -1948)

Josef Hofbauer (1889-1948)

- der wohl bedeutendste sudetendeutsche sozialdemokratische Schriftsteller

 

Josef Hofbauer wurde als Sohn eines Arbeiters am 20. Januar 1886 in Wien geboren. Er absolvierte eine Schriftsetzerlehre in Wien und war 1904 Mitbegründer des Vereins jugendlicher Arbeiter Österreichs, dem Vorläufer der Sozialistischen Arbeiter-Jugend. Aufmerksamkeit erregte er als Versammlungsredner und wurde 1910 von Josef Seliger als Redakteur der sozialdemokratischen „Freiheit“ nach Teplitz-Schönau berufen. Mitte der 1920er Jahre wechselte er aber nach Prag und begann für die Tageszeitung „Sozialdemokrat“ zu schreiben.

 

Er hat dann auch 1930 seinen kritischen Roman über den Krieg fertig gestellt und entfaltete eine große schriftstellerische Tätigkeit, er verfasste weit über 100 Gedichte, von denen leider nur ein kleiner Teil veröffentlicht wurde. 1934 schrieb er unter dem Titel Wien, Stadt der Lieder einen Zyklus mit – als Chorwerk eingerichteten Gedichten über die Helden und die Tragik der Wiener Freiheitskämpfer 1934. In einer Reihe von Gedichten wird das Wien der Arbeiter dem alten spießerischen Wien, wird deren seichter Sentimentalität die Freiheitsliebe der Arbeiter gegenübergestellt, werden die Februarkämpfe besungen, erklingt der unzerstörbare Glaube an die Wiedereroberung der Freiheit. Das erste dichterische Denkmal der Wiener Arbeiterkämpfe.

 

Im Jahr 1938 erschien „Der große alte Mann. Ein Masaryk-Buch“. Darin schreibt er aus Sicht der sozialdemokratischen Deutschen über den ersten Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik, Tomáš G. Masaryk. Im selben Jahr musste Hofbauer, als Mitglied des Vorstands der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP) und als bekennender Gegner der Nationalsozialisten, nach Malmö in Schweden flüchten, wo er in mehreren Exilzeitschriften mitarbeitete. Ihm drohte nicht nur als Sozialdemokrat, sondern auch als Schriftsteller die Verfolgung. Seine Werke landeten damit aber auch auf den nationalsozialistischen Listen der zu verbrennenden Bücher.

 

Nach dem Ende der Naziherrschaft ließ er sich 1948 in Frankfurt am Main nieder und wurde dort Chefredakteur der Sozialistischen Tribüne. Im gleichen Jahr starb er im Alter von 62 Jahren. Josef Hofbauer wurde in Schweden beerdigt, wo seine Familie bis heute lebt.

 

Der Nachlass Hofbauers befindet sich im Collegium Bohemicum in Ústi nad Labem/Aussig in Tschechien.

 

Hofbauer verfasste politische und biografische Schriften über Seliger und Masaryk, daneben sozialkritisch-kämpferische Lyrik. Als sein bedeutendstes Werk gilt der auf Hofbauers Kriegstagebuch basierende Roman Der Marsch ins Chaos (1930), dessen realistische Darstellung des Krieges an der österreichisch-italienischen Front zeitgenössischen Tendenzen zur Mythisierung des Fronterlebnisses im Ersten Weltkrieg entgegentrat. Ähnlich wie in Remarques Klassiker „Im Westen nichts Neues“ beeindruckt Hofbauers realistische Darstellung des Krieges an der österreichisch-italienischen Front. Er wirkte mit seinem Roman gegen zeitgenössische Tendenzen der Mythisierung von Fronterlebnissen im Ersten Weltkrieg, womit er sich den Hass der Nationalsozialisten zuzog. Die Nazis verachteten den realistischen Stil, den Autoren wie Remarque und auch Hofbauer nutzten, um die tagtäglichen Grausamkeiten und Sinnlosigkeiten des Krieges zu beschreiben. Ihrer Meinung nach war der Krieg eine Schmiede, in der Helden geformt wurden – kein Chaos aus Angst und Blut, in das sich Menschen verirrt hatten.

 

In den letzten Jahren erschienen verschiedene Schriften Hofbauers, unter Mitwirkung der Seliger-Gemeinde, erstmalig auf Tschechisch. So erschien etwa die Josef Seliger - Biografie in tschechischer Sprache. Es handelt sich um die erste Übersetzung des ursprünglich 1930 erschienenen Werkes von Emil Strauß und Josef Hofbauer. Die beiden Autoren hatten ihre Biografie im Auftrag der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei verfasst und wollten verhindern, dass Josef Seliger in Vergessenheit gerät.

 

Auch das im Jahr 1938 geschriebene Werk „Der große alte Mann“, darin bekannte Hofbauer sich zur Politik des tschechoslowakischen Staatsgründers Tomáš G. Masaryk, ist nun, 80 Jahre nach dem Erscheinen des Buches auf Deutsch auf Tschechisch erschienen. Bei der „Buchweihe“ in Aussig mit dabei waren auch die Enkel des Autors, Harry und Peter Hofbauer, was für Petr Koura eine besondere Ehre war. Sie hatten vor über zehn Jahren den Nachlass ihres Großvaters in das Collegium Bohemicum gegeben, und schließlich landeten einige Dokumente in der Ausstellung als Beispiel für einen der Wege von Sudetendeutschen nach 1938, nämlich den Weg ins Exil.

 

Die Masaryk-Biographie „Der große alte Mann“ erschien unmittelbar nach dem Tod des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten und Staatsgründers. Die sudetendeutschen Sozialdemokraten gehörten zu dem Zeitpunkt zur Regierungskoalition in Prag. Das Buch war ein ganz klares Bekenntnis der sudetendeutschen Demokraten zur Tschechoslowakei und auch zum Gründerpräsidenten. Diese Intention kann man im Text deutlich erkennen.

 

1937/38 verschärfte sich hierzulande die innenpolitische Krise, und die Sudetendeutsche Partei war aufgekommen. Da hatte man bei den Sozialdemokraten wohl die Idee, praktisch ein Pamphlet zu verfassen und dabei über Masaryk als den großen Demokraten der Tschechoslowakischen Republik zu schreiben. Dass gerade Hofbauer dieses verfasste, ist nicht verwunderlich. Er hatte das nötige Talent. Zudem waren von ihm schon Zeitschriftenbeiträge über Masaryk erschienen. In seinem Text wandte sich der Sozialdemokrat ganz klar gegen Hitler, dem damals auch immer mehr Sudetendeutsche verfielen. Der allererste Druck auf Deutsch erfolgte übrigens bereits zu Ende des Jahres 1937. Und ein Exemplar hatte Harry Hofbauer auch mitgebracht.

 

Allein, die Katastrophe kann damals auch Hofbauer nicht mehr aufhalten. Die Nationalisten bringen die Sudetengebiete im Laufe des Jahres 1938 an den Rand eines Bürgerkriegs. Hitler nutzt die gezielte Provokation. Mit dem Münchner Abkommen bereitet er die rechtliche Grundlage zunächst für die Annexion des Sudetenlandes. Im März 1939 marschieren die deutschen Nationalsozialisten dann auch in Prag ein.

 

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