Jahresseminar 2019 - Teil 5

Veröffentlicht am 30.10.2019 in

Auf der Internet-Seite http://lidovedomy.cz gibt es Erinnerungsorte zu „Bewegung“, „Ereignisse“, „Menschen“ und „Partei“ der tschechischen sozialdemokratischen und Arbeiterbewegung in Tschechien und der Welt zu finden.

 

Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie medial aufbereitet

Zwei interaktive Web-Seiten präsentieren Erinnerungsorte in Prag bzw. weltweit

 

Dr. Thomas Oellermann stellte anschließend zwei Projekte vor, wie die Seliger Gemeinde die Darstellung ihrer eigenen Geschichte und die Geschichte der deutsch-böhmischen Arbeiterbewegung publikumswirksam unterstützt. Unter der Überschrift „100 Jahre DSAP — was sagt uns das heute" berichtete Oellermann über ein Filmprojekt mit Milan Durňak. Er absolvierte die Karlsuniversität in Prag in Ethnologie an der Philosophischen Fakultät. Durňak ist Doktorand und experimentiert weiterhin mit visueller Anthropologie. Seine Arbeit basiert auf Kurzfilmen zu geschichtlichen Ereignissen wie Verfolgung, Flucht und Vertreibung, die auf der Web-Seite http://praha.mkc.cz in einem interaktiven, historischen Stadtplan Prags eingebunden sind. In einem zweiten Projekt beteiligt sich die Seliger Gemeinde an einer dreisprachigen Weltkarte mit Erinnerungsorten der tschechischen und sudetendeutschen Sozialdemokratie. Generiert wird die Seite http://lidovedomy.czvon der Demokratischen Masaryk-Akademie, die Seliger Gemeinde fügt nunmehr 300 eigene Erinnerungsorte zur Geschichte der DSAP bis hin zur Seliger Gemeinde hinzu.

 

http://praha.mkc.cz

In einem interaktiven Stadtplan von Prag werden historische Begebenheiten bzw. Persönlichkeiten u.a. der deutschen Sozialdemokraten im Exil und die Rettung vieler in den Jahre 1938 und 1939 durch Nicholas Winton, Doreen Warriner, Robert Stopford, oder Jean und Tessa Rowntree porträtiert und verortet. Prag wird als Stadt vorgestellt, in der deutsch und tschechisch sprechende Prager und Pragerinnen zusammenlebten, deren oft fragile Identitäten sich nicht nur durch den Raum voneinander abgrenzten, sondern auch durch Sprache, Zeit, politischen Kontext, Vorurteile und Stereotypen. Wo sich diese Grenzen des Gemeinsamen und Trennenden im alltäglichen Leben der Stadt befanden, wie beweglich sie waren und wie sie sich in Folge des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust verschärften, bringen die Erinnerungskarte und die kommentierten Rundgänge durch Prag näher.

 

Das Projekt ist eine offene Plattform. Es sind daran Fachleute, Studierende und Schüler aus Tschechien und dem Ausland beteiligt. Auf der Grundlage von Gesprächen mit ZeitzeugInnen sowie Forschung in Archiven mit schriftlichen und audiovisuellen Dokumenten setzen sie gemeinsam ein historisches Mosaik des multikulturellen Zusammenlebens in der Stadt zusammen. Das Ergebnis der Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern aus Wien (Vienna Project), Berlin (Rejs e. V.), München (Adalbert Stifter Verein e. V.), Bratislava (Nadácia Milana Šimečku) und Warschau (Stowarzyszenie „Pracownia Etnograficzna“) gibt Einblicke in die breiteren Zusammenhänge der Stadtgeschichte.

 

http://lidovedomy.cz

 

ist ein interaktiver Führer zu Erinnerungsorten der tschechischen sozialdemokratischen und Arbeiterbewegung in Tschechien und der Welt. Denkmäler ihrer Aktivität und ihrer politischen Erfolge sind nicht nur Bauten, in denen die Partei und ihr nahe stehende Institutionen residierten. Spuren der Existenz der Sozialdemokratie sind auch Gedenktafeln, Grabsteine, Straßen als Orte großer Demonstrationen für das allgemeine Wahlrecht oder feierliche Kongresse. Zeugnis vom Leben und der Arbeit von Sozialdemokraten legen auch Kongress- und Jahresberichte ab, historische Darstellungen sozialdemokratischer Betriebe und Organisationen und – leider nur ausnahmsweise – eigenständig verfasste Chroniken der Partei.

 

Das Internetprojekt lidovedomy.cz strebt nicht an, die Geschichte der Sozialdemokratie zu erzählen. Die Betreiber haben sich ein wesentlich bedeutenderes Ziel gesetzt: Daran zu erinnern, wo überall man der Sozialdemokratie in ihrer 140-jährigen Geschichte begegnen kann. Den Gedanken ins allgemeine Bewusstsein zu rücken, dass die Kneipe dort ein Ort politischer Versammlungen, der Treffen von Arbeitervereinen oder Arbeitersportvereinen gewesen sein könnte. Dass in jenem Haus ein bedeutender sozialdemokratischer Redakteur oder Politiker gewohnt haben könnte. Und dass auch auf den Friedhöfen im Grenzgebiet Grabsteine von Politikern und Opfern des Kampfes gegen die Nazis aus der Zwischenkriegszeit zu Ende der Dreißigerjahre zu finden sind.

Nur wenigen ist bekannt, dass sich auf dem Areal des Volkshauses in der Prager Straße Hybernská in den Jahren der Ersten Republik auch ein selbstständiges Kraftwerk befand, oder dass sich an der Ausschreibung für den Umbau des Volkshauses in den „Arbeiterpalast“ im Jahr 1914 auch die Architekten Josef Gočár und Jan Kotěra beteiligten. Allein die Geschichte des Prager Volkshauses und seiner Ursprünge würde ein umfangreiches Buch ergeben. Und dann war in der Prager Straße Nekázanka noch das Sekretariat der Deutschen Sozialdemokratischen Partei in der Tschechoslowakei (DSAP) und an der Ecke Křižíkova-Straße/Karlínské náměstí (Karlsplatz) in den Dreißigerjahren auch das Sekretariat des Vorstands der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands im Exil (SOPADE). Nach 1938 mussten viele deutsche Sozialdemokraten ins Exil – und wurden über den ganzen Erdball versprengt.

Jeder ist eingeladen, zum Internetprojekt lidovedomy.cz beizutragen. Es genügt, Umschau zu halten, alte Zeitungen durchzublättern, bei historie@masarykovaakademie.cz nachzufragen, wo Sie am besten nachforschen, und dann mit einer kurzen Beschreibung Fotos von Orten zu schicken, die mit der Geschichte der Sozialdemokratie verbunden sind. Oder Sie stellen bei Spaziergängen durch verschiedene Städte selbst fest, wo überall Spuren der organisierten Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie zu finden sind.


 


 


 

 

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