Frühjahrsseminar 2018 in Bad Alexandersbad

Veröffentlicht am 03.05.2018 in

Die Exkursion nach Eger/Cheb mit der Feierstunde in Erinnerung an den Kampf der Republikanischen Wehr gegen die Henleinbewegung im September 1938 war der Höhepunkt des diesjährigen Frühjahrsseminars

 

Wehrhafte Demokratie – Kampf gegen Rechtsradikalismus

Seliger-Gemeinde feiert demokratische Traditionen in der Mitte Europas

 

Das Frühjahrsseminar der Seliger-Gemeinde vom 27. bis 29. April 2018 im evangelischen Bildungszentrum in Bad Alexandersbad hatte zum Ziel, vor dem Hintergrund des Erstarkens populistischer und radikaler Bewegungen zu diskutieren, wie unsere Demokratie mit diesen Herausforderungen umzugehen hat. Dies geschah unter Leitung von Dr. Thomas Oellermann in einem deutsch-tschechischem Dialog. Beispiele aus der Vergangenheit verdeutlichten, wie stark die demokratischen Traditionen in der Mitte Europas verankert sind. Die Opfer, die für die Verteidigung der Demokratie in den schlimmsten Zeiten des 20. Jahrhunderts erbracht wurden, mahnen zu einer erhöhten Aufmerksamkeit in der Gegenwart.
 

Das Frühjahrsseminar 2018 begann an Freitagabend mit dem Vortrag von Stefan Denzler von der „Koordinierungs- und Fachstelle für Partnerschaften der Demokratie“ zum Bundesprogramm "Demokratie leben!" In seinem Vortrag stellte Denzler die Tätigkeit der Fachstelle für Partnerschaften der Demokratie vor. Diese versteht sich als Verknüpfungsstelle unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteurinnen und Akteure.

Exkursion in die Stadt Eger/Cheb

Am zweiten Tag des Seminars begab sich die Gruppe auf Exkursion in die Stadt Eger/Cheb. Nach einer Führung durch das Volkshaus, wo 1938 die Republikanische Wehr den Angriff eines nationalsozialistischen Mobs abwehren musste, fand eine offizielle Feierstunde im Rathaussaal Eger/Cheb statt. Es sprachen neben dem Oberbürgermeister auch Bundesvorsitzender Dr. Helmut Eikam, ein gebürtiger Egerländer. Dem Grußwort von Zdenek Muzik von der Demokratischen Masaryk-Akademie Pilsen und einer Ansprache von Johannes Kahrs, MdB und Bundesvorsitzender des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold folgte die Festansprache von Dr. Thomas Oellermann, Historiker aus Prag und Seminarleiter der Seliger-Gemeinde. „Für Freiheit und Demokratie – der Kampf der Republikanischen Wehr gegen die Henleinbewegung im September 1938“ lautete der Titel seiner Ausführungen.

Die Führung im Gebäude des ehemaligen Volkshauses, heute Lager und Restaurationswerkstatt des Stadtmuseums, sowie die Feierstunde im Rathaus der Stadt beleuchteten die Ereignisse des Jahres 1938. Hier kam es zu von den Nationalsozialisten hervorgerufenen Unruhen, denen mehrere tschechoslowakische Beamte zum Opfer fielen. Eine gewalttätige Erstürmung des Egerer Volkshauses wurde durch die Republikanische Wehr unter Einsatz von Schusswaffen verhindert. Es ist dies ein wichtiges historisches Beispiel dafür, dass es in der tragischen deutsch-tschechischen Geschichte des 20. Jahrhunderts auch lichte Momente im gemeinsamen Kampf für Freiheit und Demokratie gegeben hat.

Beim anschließenden Themenspaziergang mit der Historikerin Gábina Ubryová zum Thema „Schicksale Egerer Juden“ lernten die Teilnehmer die Stadt unter diesem ganz besonderen Aspekt kennen. Das für die deutsch-tschechische Geschichte so schicksalhafte Jahr 1938 hatte tragische Konsequenzen für die jüdische Bevölkerung der Sudetengebiete. Sie wurde, wenn Flucht und Emigration nicht gelangen, verfolgt, deportiert und in der großen Mehrheit in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet. Einen besonderen Eindruck hinterlies das "Mädchen mit dem Teddybär".

FC Roma

Vor einigen Jahren boykottierten viele Teams aus der untersten tschechischen Fußballliga eine neue Mannschaft, die überwiegend aus Spielern bestand, die den Roma angehörten. Es lag an den Teamkameraden, jeden davon zu überzeugen, dass sie keine Bande von Rüpeln sind, die am Rande der Gesellschaft leben, sondern begeisterte und talentierte Fußballer. Die tschechische Dokumentation „FC Roma“ zeichnet die Geschichte dieses Klubs nach und verdeutlicht die Probleme, die die Roma-Mannschaft in Tschechien hatte.

Mit der Dokumentarfilm-Vorführung „FC Roma“ und der anschließenden Diskussion mit dem Autor und Regisseur Tomás Bojar endete der zweite Seminartag.

Für Demokratie und Republik – seit 1924

In einer unterhaltsamen Gesprächsrunde mit Diana Bäse, Landesvorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Sachsen und Markus Harzer, Vorstandsmitglied im Reichsbanner Hessen, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Hessen seit 2015 und Mitglied der Seliger-Gemeinde seit 2010, vertiefte der Journalist Ulrich Miksch das Thema „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“.

Wie mit der Republikanischen Wehr in der Tschechoslowakei entstand auch in Deutschland eine Organisation zum Schutz der Republik. Das Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war eine überparteiliche Wehrorganisation zum Schutz der Demokratie. Sie wurde durch die Nationalsozialisten 1933 verboten. 1953 wurde der Verband wiedergegründet und widmet sich heute der politischen Bildungsarbeit. Dem Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold ist die Neuorientierung trotz der Wahrung einer langen Tradition gelungen – die Wende, die der Seliger-Gemeinde noch bevor steht.

Gesellschaftliches Bündnis gegen Rechtsradikalismus

Anschließend an den Programmpunkt "Wundsiedel ist bunt" des Jahresseminars 2017 informierte Arno Speiser zum Abschluss des Frühjahrsseminars 2018 über die Arbeit der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern mit Sitz in Nürnberg, Regensburg und Ebersberg. Mit Unterstützung der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus entstand in Wunsiedel vor einigen Jahren ein breites gesellschaftliches Bündnis gegen Rechtsradikalismus, das sich erfolgreich gegen nationalsozialistische Aufmärsche und für Demokratie und Toleranz einsetzt.

Ein besonderes Glanzlicht des Seminars war die Begegnung mit dem Geschwisterpaar Rosamund und Nigel Mykura aus Dorset/GB, das auf den Spuren ihres Großvaters, eines sudetendeutschen Sozialdemokraten aus Falkenau/Sokolov, wanderte. Natürlich kamen auch die Geselligkeit und interessante Gespräche mit vielen alten Bekannten und neuen Freunden nicht zu kurz.

 

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