Frühjahrsseminar 2019 in Bad Alexandersbad

Veröffentlicht am 19.04.2019 in

Die Seliger Gemeinde macht es sich zur Tradition mit ihren Baumpflanzungen "Neue Wurzeln" in Tschechien wachsen zu lassen: Die Exkursionsgruppe mit den Bundesvorsitzenden Albrecht Schläger, MdL a.D. (4.v.re.) und Helmut Eikam (6.v.re.), dem bayerischen Landesvorsitzenden Bruno-Andreas Dengel (5.v.re.) sowie der Parlamentarischen Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl, MdB (7.v.re.)

 

 

Gemeinsam stark in Europa, gemeinsam stark für Europa

 

Vom 12. bis 14. April 2019 fand das traditionelle Frühjahrsseminar der Seliger Gemeinde in Bad Alexandersbad statt. Unter dem Titel „Gemeinsam stark in Europa, gemeinsam stark für Europa“ erlebten die Teilnehmer ein informatives Programm, dessen Höhepunkt die Exkursion nach Kaaden/Kadaň war.

 

Das Frühjahrsseminar startete am Freitag mit der Vorführung des Films „Das letzte Hurra“, Teil der tschechoslowakischen Reihe „Das tschechische Jahrhundert“ zur Samtenen Revolution 1989. Der tschechische Film wurde von Dr. Thomas Oellermann mit deutschen Untertiteln versehen und beschreibt die Verhandlungen zwischen dem Bürgerforum unter Leitung von Václav Havel und der Regierung bis zu deren Rücktritt unter dem Druck der friedlichen Massendemonstrationen sowie einem Generalstreik.

 

Gedenken an die Toten der März-Demonstration 1919

 

Am Samstag stand die Exkursion nach Kaaden/Kadaň auf dem Programm. Erste Station war der Friedhof wo die Stadt mit einer örtlichen Initiative das Denkmal für die Opfer des 4. März 1919 erhalten hat. Vor 100 Jahren kam es in den deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei zu großen Demonstrationen für nationale Selbstbestimmung. Im März 1919 wurden diese Manifestationen vielerorts gewaltsam unterdrückt, wobei es viele Tote gegeben hat. Dies sollte die Beziehungen zwischen den Völkern in der Tschechoslowakei für lange Zeit belasten. Die Seliger Gemeinde gedachte der 25 Toten und ging anschließend zum Kaadener Stadtplatz, wo es zu den Ausschreitungen kam.

 

Alfred Kleinberg (1881-1939), ein sozialdemokratischer Pädagoge in Kaaden/Kadaň

 

Eine weitere Station in Kaaden/Kadaň war das Gymnasium. Hier pflanzte die Seliger Gemeinde mit dem Direktor der Schule, Mgr. Tomáš Oršulák Ph.D., einen Kirschbaum zum Gedenken an Alfred Kleinberg (1881-1939), der als sozialdemokratischer Pädagoge in Kaaden/Kadaň tätig war. Der Historiker Petr Hlaváček stellte dabei die bedeutende Persönlichkeit kurz vor: „Alfred Kleinberg war ein sozialdemokratischer Reformpädagoge, der in der Ersten Tschechoslowakischen Republik durch verschiedene Publikationen auf sich aufmerksam machte. Er war immer Gegner des Nationalsozialismus, was ihm viele Anfeindungen einbrachte. Als Jude war er sich der großen Gefahr durch die Nationalsozialisten bewusst und wählte aus diesem Grund 1939 auf der Flucht in Prag den Freitod“.

 

Druck- und Verlagsanstalt GmbH „Graphia“

 

Auf dem Rückweg nach Bad Alexandersbad machte die Gruppe kurz Halt in Karlsbad/Karlovy Vary  – in Verbindung mit dem am Vortag gesehenen Film zum Reichsarbeitertag 1929 sollte die Atmosphäre der Kurstadt erlebt werden. Dabei machte man einen Abstecher zum Sitz der ehemaligen Druck- und Verlagsanstalt GmbH „Graphia“. Die „Graphia“ wurde mit dem Jahr 1933 zum „Exilverlag der reichsdeutschen Sozialdemokratie“. Hier hatte Volkmar Gabert noch 2002 eine Gedenktafel anbringen lassen:

 

Zum Gedenken – In diesem Haus befanden sich bis zum September 1938 die Karlsbader Büroräume der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der ČSR und die Druckerei „Graphia“. Im Gedenken an Kampf und Widerstand gegen den Nationalsozialismus und in Erinnerung an die deutschen Sozialdemokraten in Karlsbad und dem Egerland seien stellvertretend genannt: Maria Günzl aus Graslitz, von der Gestapo verfolgt, von der Sowjetarmee aus dem KZ befreit, gestorben 1983 in Planegg bei München. Eugen de Witte aus Karlsbad, Abgeordneter im Parlament der ČSR von 1925 bis 1938, gestorben 1952 in London. Franz Katz aus Falkenau, Abgeordneter im Parlament der ČSR von 1929 bis 1938, gestorben 1955 in London. Gewidmet von der Seliger-Gemeinde, Gesinnungsgenossenschaft Deutscher Sozialdemokraten, im Jahre 2002.

 

Reichsarbeitertag 1929 in Karlsbad

 

Zum Abschluss des Tages zeigte Dr. Thomas Oellermann den Film zum "Reichsarbeitertag 1929 in Karlsbad“. Die DSAP veranstaltete verschiedene Massenveranstaltungen, um für die eigenen Ziele zu werben. Von dreien dieser Veranstaltungen gibt es Filmmaterial. Der erste Film zeigt den sog. Reichsarbeitertag 1929 in Karlsbad. Mit Hilfe der Seliger Gemeinde und der Ernst und Gisela Paul-Stiftung konnte das historische Filmmaterial digitalisiert werden.

 

Karl Kostka und die DDFP

 

Sonntagfrüh referierte Dr. Susanne Keller-Giger, Buchs/Schweiz über "Karl Kostka und die Deutsche Demokratische Freiheitspartei in der Tschechoslowakei vor dem Zweiten Weltkrieg". Neben den sudetendeutschen Sozialdemokraten und Kommunisten gehörten auch die Liberalen der Deutschen Demokratischen Freiheitspartei zu den Gegnern des Nationalsozialismus, was ihnen nach dem Münchener Abkommen Flucht und Verfolgung einbrachte. Zu den führenden deutschen liberalen Politikern gehörte Karl Kostka, um den es bei diesem Vortrag ging.

 

"Gemeinsam für Demokratie und Freiheit in Europa"

 

Den Schlusspunkt des diesjährigen Frühjahrsseminars setzte das Koordinierungstreffen Seliger-Gemeinde mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, vertreten durch Diana Bäse stellvertretende Vorsitzende des  Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Leipzig. Die eingeladenen Vertreter des Bundes Freiheitskämpfer Österreich und dem Arbeitskreis ehemals verfolgter und inhaftierter Sozialdemokraten mussten sich leider entschuldigen.

 

Im Mai 2019 finden Europawahlen statt und es besteht die Gefahr, dass viele nationalistische und populistische Parteien massiv ins Europaparlament einziehen werden. Die Seliger-Gemeinde steht in der Tradition des Kampfes gegen Nationalismus und Nationalsozialismus. Ihr Ziel ist es, solchen Entwicklungen auch heute entgegenzuwirken. Ein Mittel in diesen Bestrebungen ist die Vernetzung mit vergleichbaren Organisationen im europäischen Ausland. Zusammen soll darüber diskutiert werden, wie gemeinsame Antworten auf den Aufstieg von Nationalisten und Populisten aussehen können. Die Sudetendeutschen mit ihrer historischen Erfahrung haben eine besondere Verantwortung in der europäischen Gegenwart.  Nach inhaltlicher Diskussion wurde folgende Resolution der beteiligten Organisationen verabschiedet:

 

Wir, die unterzeichnenden Organisationen stehen in der Tradition des Kampfes gegen Nationalsozialismus, Nationalismus und Faschismus. Wir wissen, welche großen Opfer dieser Kampf in den dunklen Zeiten des 20. Jahrhunderts forderte.

 

Nie wieder!

 

Wir bitten Sie, Bürgerinnen und Bürger Europas, bei den Wahlen zum Europaparlament vom 23. bis zum 26. Mai ein klares Zeichen gegen Rassismus, Extremismus und Nationalismus zu setzen.

 

Geben Sie Ihre Stimme für ein friedliches und demokratisches Europa!

 

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