Frühjahrsseminar 2019 in Bad Alexandersbad

Veröffentlicht am 15.05.2019 in

Vor dem Gebäude der ehemaligen Druck- und Verlagsanstalt GmbH „Graphia“ in Karlsbad/Karlovy Vary: Dr. Thomas Oellermann (vorne Mitte) mit der Reisegruppe der Seliger Gemeinde 

 

 

Asyl für die deutsche sozialdemokratische Presse

Die deutschen Sozialdemokraten in der CSR (DSAP) verfügten mit der Karlsbader „Graphia“ über eine sehr leistungsfähige Druckerei

 

Auf dem Rückweg nach Bad Alexandersbad machte die Gruppe kurz Halt in Karlsbad/Karlovy Vary  – in Verbindung mit dem am Abend geplanten Film zum Reichsarbeitertag 1929 konnte die Atmosphäre der Kurstadt erlebt werden. Dabei machte man einen Abstecher zum Sitz der ehemaligen Druck- und Verlagsanstalt GmbH „Graphia“. Die „Graphia“ wurde mit dem Jahr 1933 zum „Exilverlag der reichsdeutschen Sozialdemokratie“. Hier hatte Volkmar Gabert noch 2002 eine Gedenktafel anbringen lassen:

Zum Gedenken – In diesem Haus befanden sich bis zum September 1938 die Karlsbader Büroräume der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei der ČSR und die Druckerei „Graphia“. Im Gedenken an Kampf und Widerstand gegen den Nationalsozialismus und in Erinnerung an die deutschen Sozialdemokraten in Karlsbad und dem Egerland seien stellvertretend genannt: Maria Günzl aus Graslitz, von der Gestapo verfolgt, von der Sowjetarmee aus dem KZ befreit, gestorben 1983 in Planegg bei München. Eugen de Witte aus Karlsbad, Abgeordneter im Parlament der ČSR von 1925 bis 1938, gestorben 1952 in London. Franz Katz aus Falkenau, Abgeordneter im Parlament der ČSR von 1929 bis 1938, gestorben 1955 in London. Gewidmet von der Seliger-Gemeinde, Gesinnungsgenossenschaft Deutscher Sozialdemokraten, im Jahre 2002.

 

Man muss schon wissen, wo das Gebäude der ehemaligen Druck- und Verlagsanstalt GmbH „Graphia“ in Karlsbad/Karlovy Vary (nám.Dr.M.Horákové7) steht, sonst übersieht man es leicht. Zwischen Reklametafeln einer Apotheke deutet nur die von Volkmar Gabert angebrachte Erinnerungstafel auf die Geschichte des Hauses hin.  Umso wichtiger ist es, dass die Seliger Gemeinde diese Erinnerung aufrecht erhält und bei passenden Gelegenheiten hier Station macht.

 

Die „Graphia“, Druck- und Verlagsanstalt GmbH, Karlsbad/Karlovy Vary (http://www.boehmischeverlagsgeschichte.at)

Die „Graphia“, Druck- und Verlagsanstalt GmbH hat nur in sehr geringem Maße „Belletristik“ herausgegeben. Sie wurde erst mit dem Jahr 1933 zu einem „Exilverlag“ bzw., wie er manchmal apostrophiert wird: zum „Exilverlag der reichsdeutschen Sozialdemokratie“, denn seit dem Ersten Weltkrieg druckte die Firma unter anderem die Zeitschrift Die Konsumgenossenschaft. Die Entwicklungen, die dazu führten, werden wie folgt beschrieben:

Als sich mit der Regierung Papen eine Gefährdung der Pressefreiheit zeigte, hielt im Herbst des Jahres 1932 der Vorstand der SPD Ausschau nach einem Asyl für seine Presse. Die deutschen Sozialdemokraten in der CSR verfügten über mehrere Tageszeitungen und Druckereien, von denen die Karlsbader „Graphia“ die leistungsfähigste war. Im Herbst des Jahres 1932 verhandelte man mit deren Leiter, Ernst Sattler, über die Herausgabe einer im Sinne der reichsdeutschen Sozialdemokratie geleiteten Zeitung. An Emigration aber dachte noch niemand. Nachdem dann die politischen Ereignisse den PV zur Emigration veranlasst hatten und Prag als Sitz der Sopade gewählt worden war, gründete man im Anschluss an die Karlsbader Druckerei einen neuen Graphia-Verlag. Geschäftsführer wurde der Verlagsdirektor des Berliner Vorwärts, Artur Müller. Aufgabe dieses Verlages war die Herausgabe von Zeitschriften und Büchern sowie die Herstellung von illegalem Propagandamaterial.

 

Somit ist es nicht überraschend, dass der Verlag nicht im Adressbuch des Deutschen Buchhandels verzeichnet ist. Die Wochenzeitung Neuer Vorwärts erschien als erste Publikation Ende Juni 1933. Zum weiteren Programm liest man: „Neben der als theoretische Plattform dienenden und von Rudolf Hilferding redigierten „Zeitschrift für Sozialismus“ veröffentlichte der Verlag in kurzer Zeit eine Reihe von Büchern und Broschüren folgender Autoren: Curt Geyer, Erich Kuttner, Gerhart Seger, Wilhelm Hoegner, Karl Kautsky, Julius Deutsch, Franz Neumann, Arthur Rosenberg und Friedrich Stampfer. Den weitaus größten Erfolg erzielte 1934 Gerhart Segers Buch über Oranienburg mit der Schilderung seiner Flucht aus diesem KZ.“

 

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