Besuch im Stadtmuseum Ústí nad Labem/Aussig und der Dauerausstellung „Unsere Deutschen“ – die Gruppe auf Entdeckungstour im „Böhmischen Landtag“
„Unsere Deutschen“
Den Abschluss der Studienfahrt der Seliger-Gemeinde bildete der Besuch der Ausstellung „Unsere Deutschen“ in Aussig.
Nach der Gedenkfeier in Theresienstadt für die Seliger-Gemeinde-Gruppe mit dem Bus weiter nach Ústí nad Labem/Aussig. Hier stand der Besuch der am 17. November 2021 eröffneten Dauerausstellung "Unsere Deutschen" im Stadtmuseum zu besuchen. Hier wird die rund 800-jährige Geschichte der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien in 22 Räumen „mit ca. 500 Exponaten aus dem eigenen Fundus, häufig gespendet von Vertriebenen, ihren Nachkommen oder gefunden von jenen, die heute in den ehemaligen Häusern der Deutschen wohnen“, dargestellt. Neben dem didaktischen Ansatz - es gibt beispielsweise drei Tunnelwege, wovon zwei in eine Sackgasse führen. Dazu gehört der der jüdischen Bevölkerung, die von den deutschen Besatzern nahezu komplett ausgelöscht wurde. Auch der tschechische Weg endet im Nichts. Nur der dritte, deutsche Weg führt in den nächsten Raum, den der Vertreibung – wird mit hohem technischen Aufwand modernste Museumspädagogik eingesetzt – Vom Hologramm über „lebendige Tischplatten“ bis hin zum Einsatz von allein 40 Beamern um die Ausstellung mit Leben zu erfüllen.
Hologramm "Klavierspielerin"
Der damalige tschechische Kulturminister Lubomír Zaorálek (ČSSD) erinnerte in seinen Eröffnungsworten daran, dass der Reichtum Böhmens auch von Deutschen mitgeprägt wurde. „Was haben wir verloren? Die Vielfalt haben wir verloren, wegen der Tragödien im 20. Jahrhundert.“ Als Lehre bleibe: wir dürfen uns dieser Vergangenheit gegenüber nicht verschließen. Die Darstellung dieser Vielfalt ist gelungen. Dass die Geschichte zwischen Deutschen und Tschechen mitunter eine schwierige war, greift die Ausstellung ebenso auf, wie die Würdigung sudetendeutscher Antifaschisten und die Motivation „Deutsche und Tschechen zusammenzubringen“.
Tomáš Okurka (links mit Thomas Oellermann), stellvertretender Direktor des Collegium Bohemicum, führte die Gruppe durch die Ausstellung und freute sich über die rege Diskussion zu den einzelnen Themenschwerpunkten, die durch Szenen des Karikaturisten Jaz (rechts), der „Bilder aus der tschechischen Geschichte“, freche historische Comics, karikierende Szenen zur böhmischen Geschichte mit blauem Strich an den weißgepinselten Gängen des Museums gepinselt hat, verbunden werden. Eine originelle Einladung an die Jugend sich den inhaltsschweren 22 Räumen und den 800 Jahren deutsche Besiedlung auf zwei Etagen zu widmen.
„lebendige“ Diskussion am Kaffeehaustisch
Durchgängig tschechisch und deutsch beschriftet, bietet die Ausstellung für Tschechen und Deutsche eine hervorragende Zusammenstellung zur Geschichte des Zusammenlebens von Tschechen und Deutschen. Sie hebt das Spannungsreiche aber auch das Gelingende am Zusammenleben heraus, nicht selten mit überraschenden technischen Effekten. Ob nun im ländlichen Wirtshaus oder im mondänen Kaffeehaus kommen die Besucher anschaulich zu Wort. Zu den hörbaren Gesprächsfetzen lassen auf die Tischplatten projizierte Hände, Gläser oder Tassen und Aschenbecher … die Situation lebendig werden.
Schicksalswahl
Für die Seliger-Gemeinde bedeutend, wird gerade die erste Republik und die Zeit der NS-Okkupation mit vielen Exponaten lebendig, darunter auch viele aus der Geschichte der DSAP. Unter anderem kann man in Filmausschnitten Ludwig Czech in seinem Brünner Dialekt 1934 reden hören oder Wenzel Jaksch sich auf Tschechisch an die Bevölkerung wenden sehen. Bei den Wegen ins Exil, die nachgezeichnet werden, wird explizit Josef Hofbauer vorgestellt.
In den angesetzten drei Stunden konnten sich die Besucher einen groben Überblick über die gesamte Ausstellung und die 800 Jahre deutsch-böhmischer Geschichte machen. Da dabei viele ansprechende Details auf der Strecke blieben, wird dieser Besuch des Museums für viele nur der erste von vielen gewesen sein. Es gibt noch so viel zu entdecken!
