80 Jahre Münchner Abkommen

Veröffentlicht am 01.10.2018 in

Haben wir daraus gelernt?

Landesvorsitzender Bruno-A. Dengel zum Jahrestag 2018:

 

Am 29. September 1938 unterzeichneten Adolf Hitler, Benito Mussolini, Édouard Daladier und Neville Chamberlain in München das sogenannte „Münchner Abkommen“. England und Frankreich verfolgten ein klares Ziel: Sie wollten Krieg verhindern. Erreicht haben sie nur den Krieg um gerade elf Monate zu verzögern.


 

Die Mehrheit der Bevölkerung feierte das „Münchner Abkommen“ begeistert auf den Straßen und begrüßte die „Befreiung“. Die sudetendeutschen Sozialdemokraten wussten aber spätestens seit 1933, was dieser Vertrag für sie bedeutet: mit der Besetzung des Sudetenlandes durch deutsche Truppen begann auch die Verfolgung. Innerhalb einer Woche, als bis zum 1. Oktober, besetzten Teile von fünf Heeresgruppen der Wehrmacht das Gebiet und stellten es zunächst unter Militärverwaltung. Gleichzeitig besetzten Sonderkommandos der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) die „befreiten“ Gebiete und installierten den lange vorbereiteten, im Reich bereits funktionierenden, Repressionsapparat. Innerhalb der nächsten Wochen kam es zu den ersten Verhaftungen: Raum Karlsbad 1.157, im Raum Eger 971, im Raum Reichenberg 2.500 und im Raum Troppau 390.

 

Schon am 12. und 13. Oktober 1938, also nur zwei Wochen nach "München", erreichte der erste Transport aus dem Sudetenland mit 368 Menschen das KZ Dachau. Bis Dezember 1938 waren dann schon 2.500 Männer im KZ Dachau. Das waren mehr Verhaftungen als selbst direkt nach der Machterringung durch die NSDAP im Deutschen Reich. 8.000 bis 10.000 sudetendeutsche SozialdemokratInnen flohen ins Ausland, um der Verhaftung als „Staats- und Volksfeinde“ zu entgehen. Das Münchner Abkommen ist also untrennbar mit Verfolgung und Unfreiheit verbunden.

 

Die Sudetendeutschen lernten ab dem 1. Oktober 1938 die Kehrseite der großdeutschen Begeisterung durch Repressalien, Verfolgung und Ausschreitungen kennen. Die seit 1933 im Reich errichtete, mit sofortiger Gewalt durchgesetzte und allumfassend organisierte NS-Diktatur Hitler-Deutschlands konnte ihr System nunmehr unter internationaler Anerkennung des „Münchner Vertrags“ den Deutschen in den Sudetengebieten voll überstülpen. Die Wirtschaft wurde umgehend auf Kriegsbedürfnisse umgestellt, das gesamte Rechts- und Verwaltungswesen inhaltlich und sprachlich dem „Reich“ angepasst und unterworfen. Alle sudetendeutschen Parteien, Verbände, Vereine, Jugendbünde wurden aufgelöst oder verboten, Vereinsvermögen zu Gunsten des „Reichs“ entschädigungslos eingezogen, das heißt: enteignet. Vom erträumten Selbstbestimmungsrecht war keine Rede mehr.

 

Heute muss man sich fragen, welche Lehren aus dieser Geschichte gezogen wurden und wie denn einer solchen Entwicklung entgegengetreten werden kann. Darauf kann es nur eine Antwort geben: Es ist unsere Aufgabe, gegen Fanatismus und nationale Radikalisierung öffentlich aufzutreten und dazu auch die nötige Zivilcourage aufzubringen. Wir dürfen uns nicht „wegducken“ das sind wir der Erlebnisgeneration, aber auch unseren Kindern und Enkeln schuldig. Vor allem, wenn wir uns nicht irgendwann fragen lassen müssen: „Was habt ihr dagegen getan?“

 

Anders als 1938 kann heute nicht politische Unreife als Ursache für das Scheitern eines friedlichen Zusammenlebens auf Augenhöhe in einem gemeinsamen Europa angeführt werden. Man darf sich angesichts der ethnisch bedingten Kriege der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts in Mittel-Ost-Europa keinen Illusionen darüber hingeben, dass die Menschen sehr viel reifer geworden seien. Immer noch fallen Menschen auf die Phrasen der Rechten herein und glauben dass es auf komplexe Fragen einfache Antworten gibt. Es ist an uns dagegen vorzugehen und bei jeder Gelegenheit für ein freies und offenes Europa der Völker und Kulturen zu kämpfen!

Freundschaft

 

Bruno-A. Dengel

Obersüßbach, den 29.9.2018

 

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