Zum Gedenken an Leopold Pölzl

Veröffentlicht am 31.08.2024 in Allgemein

Erst in den 1990er Jahren wurde am Rathaus von Ústí eine Gedenktafel für Pölzl enthüllt. Diese ist eine Replik der Gedenktafel, die die Mitglieder der Seliger-Gemeinde am Aussiger Platz in München installieren ließen. Im Rahmen der Studienfahrt 2024 wurde dort von der Seliger-Gemeinde ein Blumengebinde zum 80. Todestag abgelegt.

 

Bürgermeister und Nazi-Gegner - sein 80. Todestag

Am 1. September 1944, also vor 80 Jahren, starb Leopold Pölzl unter nie geklärten Umständen im Krankenhaus von Aussig. Als das Sudentenland 1938 von Deutschland besetzt wurde, verlor Pölzl sein Amt als Bürgermeister und musste, eine Demütigung vor aller Augen, die Straße vor dem Rathaus fegen. Er weigerte sich, in das noch sichere Prag auszuweichen, blieb in Aussig und wurde im Widerstand gegen das NS-Regime aktiv, verteilte Flugblätter und half deutschen Exilanten, später Kriegsgefangenen. Für diesen Mut musste er einen hohen Preis zahlen. Sein Tod geht wohl auf das Konto nationalsozialistischer Ärzte. Diese haben vermutlich keine medizinische Hilfe geleistet, obwohl er diese gebraucht hätte. Hier setzte auch Erika Kalkofen-Frahne an, die bei der Suche nach der Todesursache auf Krankenhaus-Akten zu Leopold Pölzl gestoßen ist. Sie konnte die leitende Ärztin, eine stramme Nationalsozialistin, ermitteln und berichtete über ihre Erkenntnisse. "Viel ist noch im Dunkeln, aber einiges ist nun klarer", so Erika Kalkofen-Frahne zum Ende ihres Berichtes.

Leopold Pölzl wurde 1879 in St. Aegyd/Niederösterreich geboren. Er lernte Feilenhauer wie sein Vater. Früh engagierte er sich in der sozialdemokratischen Bewegung und wurde Gewerkschaftssekretär in Villach. 1911 holte ihn ein hoher Gewerkschaftsfunktionär nach Aussig. Plözl sollte die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SAP) am Ort reorganisieren. Kaum angekommen, musste er in den Ersten Weltkrieg ziehen. Nach dem Krieg wurde Pölzl Journalist, um über das Elend des Proletariats schreiben und die Arbeiter mobilisieren zu können. Er schrieb eine Reihe von Sozialreportagen über Wohnungen und Lebensverhältnisse im Aussig der Zwischenkriegsjahren („Die im Dunkeln leben“).

Bei der Kommunalwahl 1919 erreichte die DSAP sensationelle 48 Prozent der Stimmen. Als der gewählte Bürgermeister ein halbes Jahr später starb, folgte ihm Josef Pölzl nach. In den Jahren 1919 bis 1938 war er entweder Bürgermeister oder erster stellvertretender Bürgermeister der Stadt. Tomáš Okurka vom Stadtmuseum Aussig würdigte Pölzl als Städtebauer: "Er tat viel für den Wohnungsbau, Aussig wurde in der gesamten Zeit der Ersten Republik durch seine Arbeit geprägt. Pölzl hatte in den 1920er Jahren große Verdienste um den Bau von Sozialwohnungen und um die Unterstützung des Genossenschaftswohnbaus. Die Häuser, die unter Leopold Pölzl von dessen Stadtarchitekt Franz Josef Arnold erbaut wurden, gelten heutzutage als gute Adressen. Sie befinden sich im Stadtteil Klíše und auch am Schreckensteiner Ufer. Bis heute werden auch weitere Bauten genutzt, die unter Leopold Pölzl entstanden sind. Dazu gehören beispielsweise die hiesige Beneš-Brücke, viele Schulgebäude, die öffentlichen Bäder in Schreckenstein und in Klíše. Dies alles entstand in den 1920er und 1930er Jahren, als Pölzl die Stadt verwaltete und dabei schwierige Probleme zu lösen hatte wie die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Gerade Aussig war stark von der Krise betroffen.“

Auch Pölzls Tochter Elfriede, eine Opernsängerin, wurde, weil sie das NS-Regime ablehnte, ebenfalls verhaftet und kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen, aus dem sie erst 1945 befreit wurde. Sie starb früh und konnte ihr Schicksal nicht verwinden.

 

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