Studienfahrt 2024

Veröffentlicht am 03.09.2024 in Allgemein

Mit George Jaksch und den Brüdern Hofbauer auf Spurensuche in Prag

Am Freitagnachmittag besuchten wir schließlich noch die letzten Wohnadressen von Wenzel Jaksch und Josef Hofbauer In Prag 7. Sowohl George Jaksch als auch die Hofbauer-Enkel konnten anhand der Orte interessante Erinnerungen beitragen.

In der heutigen Heřmanova-Straße in Prag-Holešovice lebte von 1925 bis 1939 Wenzel Jaksch (1896-1966). Er war Redakteur des Sozialdemokrat, der in Prag erscheinenden Zeitung der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Prpublik (DSAP). Im Jahre 1924 wurde Jaksch in den Parteivorstand der DSAP gewählt und war seit 1935 stellvertretender Vorsitzender. Von 1929 bis 1938 war er Mitglied des tschechoslowakischen Abgeordentenhaus. Ende März 1938 wurde Jaksch auf dem Prager Parteitag der DSAP zum Parteivorsitzenden gewählt. Bei der Besetzung Prags durch die Wehrmacht flüchtete Wenzel Jaksch in die Britische Botschaft auf der Kleinseite, verbrachte hier einige Nächte auf einer Couch und entkam der aufmerksamen Gestapo als Handwerker verkleidet. Auf Skier überwand er die Berge nach Polen, ging von hier ins schwedische Exil, um dann später das Zentrum der sudetendeutschen sozialdemokratischen Exilorganisation in London aufzubauen. Sein Sohn George, erst in London geboren, erinnerte sich, dass sein Vater zeitlebens bedauerte, dass er seine innig geliebte Bibliothek in seinem ehemaligen Wohnhaus zurücklassen musste. Auf vielen Fotos ist er mit seiner Bibliothek im Hintergrund abgebildet.

1924 übersiedelte Josef Hofbauer von Teplitz nach Prag und schrieb dort vor allem für den „Sozialdemokrat“. Hofbauer wohnte in der U Smaltovny. Er hat dann auch seinen kritischen Roman über den Krieg fertig gestellt und entfaltete eine große schriftstellerische Tätigkeit, er verfasste weit über 100 Gedichte, von denen leider nur ein kleiner Teil veröffentlicht wurde. Die Masaryk-Biographie „Der große alte Mann“, die unmittelbar nach dem Tod des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten und Staatsgründers erschien, war eines seiner Buchprojekte. Die sudetendeutschen Sozialdemokraten gehörten zu dem Zeitpunkt zur Regierungskoalition in Prag. Und obwohl Tomáš G. Masaryk sicher kein erklärter Sozialdemokrat gewesen ist, fand Hofbauer gute Gründe, ihn zu ehren. “Das Buch war ein ganz klares Bekenntnis der sudetendeutschen Demokraten zur Tschechoslowakei und auch zum Gründerpräsidenten. Diese Intention kann man im Text deutlich erkennen. 1937/38 verschärfte sich hierzulande die innenpolitische Krise, und die Sudetendeutsche Partei war aufgekommen. Da hatte man bei den Sozialdemokraten wohl die Idee, praktisch ein Pamphlet zu verfassen und dabei über Masaryk als den großen Demokraten der Tschechoslowakischen Republik zu schreiben“, so Thomas Oellermann. Der allererste Druck auf Deutsch erfolgte übrigens bereits zu Ende des Jahres 1937. „Die Bücher standen bei uns zu Hause im Regal, aus dem Nachlass meines Vaters. Ich habe das Exemplar einmal aufgeschlagen und las dann: ‚An meine liebe Frau. Vielen Dank für die Hilfe beim Buchschreiben wie bei allen anderen Büchern auch. Josef Hofbauer, Weihnachten 1937‘“, so Harry Hofbauer in seiner Erinnerung.

Nachdem die deutschsprachigen Gebiete der Tschechoslowakei im Jahr 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen wurden, musste Josef Hofbauer gemeinsam mit vielen anderen deutschen Sozialdemokraten nach Schweden emigrieren. Sie siedelten sich in Südschweden an, in und um Malmö. Seine Nachfahren leben noch heute dort. Sein Enkel Harry erinnert sich: „Er ist ja schon 1948 gestorben, noch vor meiner Geburt. Ich habe ihn also nie getroffen und meine Oma und mein Vater haben wenig über ihn erzählt. Ich hatte im Nachlass alles was er geschrieben hat, und habe stundenlang, manchmal nächtelang diese Sachen gelesen, um herauszufinden, wer er eigentlich war. Nachdem ich alles gelesen hatte war mein Bild von ihm, dass er zuallererst einmal ein Philosoph und ein Denker war.“ Bei einer Reise nach Nordböhmen 2011 hat die Familie Hofbauer den Nachlass ihres Großvaters mitgebracht. Dieser Nachlass wurde dem Collegium Bohemicum übergeben und steht nun dort der Forschung zur Verfügung. Seine Schreibmaschine findet sich in der Ausstellung “Unsere Deutschen”.

Unsere Studienfahrt konnte nur mit der finanziellen Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds stattfinden. Wir bedanken uns herzlich dafür.

 

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