Pfeile und Werte

Veröffentlicht am 15.10.2018 in

 

Im Kopf des Sozialdemokraten von 1935 (als Sonderbeilage in der neuen Brücke-Sonderausgabe) finden sich die drei Pfeile im Kreis – das Symbol für den Kampf der Arbeiterbewegung gegen Faschismus, Kapitalismus und Reaktion.

In der Spätphase der Weimarer Republik gründete die deutsche Sozialdemokratie zusammen mit den Gewerkschaften und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold die sogenannte "Eiserne Front", die sich als gesellschaftliche Formation gegen die rechten, antidemokratischen vor allem nationalsozialistischen Strömungen im damaligen Deutschen Reich verstand. In Österreich wurden die drei Pfeile durch einen Ring ergänzt, welcher die Einheit der Bewegung und der Partei bezeichnete.

Die drei Pfeile stehen aber auch für die drei Pfeiler der Arbeiterbewegung: Partei, Gewerkschaft und Reichsbanner als Symbole für die politische, wirtschaftliche und physische Kraft der Eisernen Front. Die politische Führung des Abwehrbündnisses lag beim Parteivorsitzenden der SPD Otto Wels. Zu ihren politischen Gegnern gehörte auch die KPD.

Nachdem die Nazis in den frühen Zwanzigerjahren das Hakenkreuz eingeführt hatten, wurde auch seitens der Sozialdemokratie ein eigenes strategisches und propagandistisches Kampfabzeichen erwogen, das sich dem verhassten Symbol der Nazis entgegenstellen ließ. Insbesondere sollten die drei Pfeile mit ihrer Stoßrichtung von Oben nach Unten die Reaktion zertrümmern.

Die drei Pfeile gehen dabei auf den Entwurf des im deutschen Exil lebenden russischen Psychologen Sergej Tschachotin* zurück, der sie – durchaus mit massenpsychologischen Erwägungen – auf der Sitzung des Propagandaausschusses der deutschen Sozialdemokratie 1932 vorstellte.

Am 8. August 1932 beschloss der Parteivorstand der Sozialdemokratischen Deutschen Arbeiterpartei (SDAP) auf Vorschlag von Otto Felix Kanitz die drei Pfeile als politisches Symbol zu übernehmen. Es wurde von Bewegung begeistert aufgenommen. In den Jahren des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus wurden die drei – nach unten gerichteten – Pfeile auch zum Widerstandssymbol der revolutionären Sozialisten.

Nach der wichtigen Rolle, welche die drei Pfeile im Widerstand spielten – nicht selten sah man ein mit drei Pfeilen von oben her durchbohrtes Hakenkreuz – erweiterte sich ihre Interpretation nach 1945, da sie nun auch für die Einheit der industriellen, landwirtschaftlichen und geistigen Arbeiterinnen und Arbeiter standen.

Von der SPD wurde das Symbol nicht mehr aufgegriffen, ihre österreichische Schwesterpartei nutze es jedoch weiter als offizielles Widerstandsabzeichen, das sich bis heute gehalten hat. Gerade während den großen Maidemonstrationen ist dieses Abzeichen in Österreich weit sichtbar.

Gerade in einer Zeit des Werteverfalls, der Verrohung in der Gesellschaft, der Exzesse des Kapitalismus und der Erstarkung der Rechten ist dieses Symbol aktueller denn je. Viel mehr noch stehen die drei Pfeile in Ihrer Einheit für die Grundwerte der SPD: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Diese Werte sind es, die mit ihrer Stoßrichtung die Reaktion erneut zerschlagen müssen.

* Das Buch Dreipfeil gegen Hakenkreuz von Sergej Tschachotin (* 13.09.1883 in Konstantinopel - + 24.12.1973 in Moskau), 1933 im Verlag Aktiver Sozialismus in Kopenhagen erschienen, wurde durch ein zusätzliches Verbot des Reichsführers SS in die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums, Stand vom 31. Dezember 1938 aufgenommen.

 

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