Kultur- und Begegnungsreise der Seliger Gemeinde - Kreisgruppe München 2017 - Teil 3

Veröffentlicht am 26.05.2017 in

Baumpflanzung im Park Lužánky mit (v.li.) Peter Wesselowsky, Dr. Helmut Eikam, Klára Fuchsová, Ing. Peter Finger und Waldemar Deischl

 

Sichtbares Zeichen des Gedenkens

Seliger Gemeinde bringt Buchskränzchen an der Gedenktafel für den Sozialdemokraten und DSAP–Vorsitzenden Dr. Ludwig Czech an und pflanzt Linde im Park Lužánky

Die Kultur- und Begegnungsreise der Seliger Gemeinde der Kreisgruppe München führte vom 18.-22. Mai 2017 zu den Spuren von Dr. Ludwig Czech in Brünn. Nach dem Anbringen eines Buchskränzchens an der Gedenktafel im Geburtshaus Czechs wurde im Eingangsbereich des Parks Lužánky, gemeinsam mit Ing. Peter Finger, einem Großneffen von  Ludwig Czech, Hanna Zakhari, der heutigen Leiterin des Begegnungszentrums Brünn des Deutschen Kulturverbands sowie Klára Fuchsová vom Stadtgartenamt, eine Linde gepflanzt.

Nur gemeinsame Visionen garantieren, dass die Europäische Union ihr demokratisches Projekt des Friedens und der Solidarität verwirklichen kann. Diese Visionen stellte die stellvertretende SPÖ-Vorsitzende und Zweite Präsidentin des Nationalrates, Barbara Prammer, in den Mittelpunkt ihrer Rede anlässlich der Enthüllung einer Gedenktafel für Dr. Ludwig Czech 2005 in Brünn. Dora Müller, die langjährige Leiterin des Deutschen Kulturverbandes Brünn bis 2007, ergriff vor zwölf Jahren die Initiative für die Anbringung der Gedenktafel an Czechs Wohnhaus und konnte diese Idee auch verwirklichen.

Diesen Gedanken aufgreifend und in Erinnerung an den zweiten Vorsitzenden der DSAP brachte die Reisegruppe der Seliger Gemeinde München bei ihrer Kultur- und Begegnungsreise nach Brünn ein Buchskränzchen an der Gedenktafel an und pflanzte eine Linde im Eingangsbereich des Volksparks Lužánky. Der Park wurde im Jahre 1786 gegründet und wird heute häufig zu Sportaktivitäten und Kulturveranstaltungen in Brünn genutzt. Er ist der ältesten für die Öffentlichkeit zugängliche Stadtpark in den tschechischen Ländern. Dieser Platz wäre wohl auch ganz im Sinne von Ludwig Czech, dem langjährigen Vorsitzenden der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik, gewesen. Denn sein Denken und Handeln sind immer für die Benachteiligten und gegen Menschenverachtung gerichtet gewesen. Ludwig Czech war Sozialdemokrat aus Überzeugung - zu einer Zeit, da es noch dem Ende einer bürgerlichen Karriere gleichkam, sich auf die Seite der Arbeiterklasse zu stellen. Sein unmittelbares Engagement für die Schwachen der Gesellschaft schlug sich u.a. dadurch nieder, dass Dr. Czech die erste und modernste Bezirkskrankenkasse der Monarchie im Jahr 1903 geschaffen hat, wo auch die Angehörigen krankenversichert waren. Das ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit, aber damals war das nicht so.

Das von Waldemar Deischl verlesene Grußwort der Ehrenvorsitzenden der Seliger Gemeinde, Olga Sippl, würdigte Dr. Ludwig Czech, eine der größten Persönlichkeiten der europäischen Arbeiterbewegung und zweiter Vorsitzender der DSAP: „Er, geboren 1870, war ein Mann wie ein Baum, nicht nur seiner hochgewachsenen stolzen Figur wegen. In ihm war alles vereinigt, was einst das Völkergemisch der österreich-ungarischen Monarchie ausmachte: er war mehrsprachig, biIdungsbefIissen, von sozialer Gesinnung und jüdisch.

Es gelang ihm, seinen scharfen Verstand und das im Studium zum Rechtsanwalt erworbene Wissen – verbunden mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn – frühzeitig für das Wohl der Allgemeinheit

Er schloss sich in Brünn, der Hauptstadt Mährens, der sozialdemokratischen Partei an. Schon 1899, mit 29 Jahren, war er Mitglied der mährischen Landesregierung und wurde schließlich nach dem überraschenden Tod von Josef Seliger im Dezember 1920 in Tetschen zum Parteivorsitzenden gewählt. Er blieb es 18 Jahre lang bis März 1938.

Über das tragische Lebensende von Dr. Ludwig Czech schrieb Ernst Paul, sein langjähriger enger Mitarbeiter in Prag im "Sudetenjahrbuch 1969" unter anderem: `Neben manchem anderem war Dr. Ludwig Czech 1938 nicht gewillt, in die Emigration zu gehen. Er widersetzte sich allen guten Ratschlägen und war entschlossen, in Brünn zu bleiben.`

Es wird als bekannt vorausgesetzt, dass Dr. Ludwig Czech im August 1942 im KZ Theresienstadt vergast worden ist. Im Jahre 1993 hat die Seliger-Gemeinde ihren langjährigen Vorsitzenden mit der Anbringung einer Gedenktafel am ehemaligen Kulturhaus des Ghettos in Theresienstadt geehrt.

In einer Feierstunde konnte der damalige Vorsitzende Volkmar Gabert neben 400 Teilnehmern eine Reihe prominenter Sprecher und Gäste begrüßen: Der tschechische Präsident Vaclav Havel, Dr. Franz Vranitzky, Wien, Pavel Novak, Prag für die tschechischen und Dr. Hans-Jochen Vogel, München für die deutschen Sozialdemokraten,  Botschaftsangehörige und andere nahmen teil....

In seiner Stadt Brünn, mit der er so eng verbunden war, soll in Zukunft dieses Bäumchen wachsen und grünen und an Ludwig Czech, den hochverdienten Bürger und Kämpfer für ein friedliches Zusammenleben der Völker erinnern. Freundschaft!“

Mit seinem Engagement für die Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen zeigt Czech bis heute, dass es auch einen anderen Weg des Zusammenlebens hätte geben können, als den Nationalismus, der in die Katastrophe führte.

 

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