Fahrt nach Aussig 2018

Veröffentlicht am 19.06.2018 in

Miroslav Grajcar (re.), der Leiter des Zentrums "Kamarad" bietet Kindern und Jugendlichen aus der Volksgruppe der Sinti und Roma im Ortsteil Boletice nad Labem Halt und Orientierung. Hier im Gespräch mit Dr. Thomas Oellermann (li.) und den Mitgliedern der Seliger-Gemeinde.

 

Roma-Zentrum "Kamarad" bietet Halt und Orientierung

Seliger-Gemeinde besucht Roma-Projekt in Děčín – Partnerschaft mit der SPD Pirna

 

Bereits beim Jahresseminar der Seliger-Gemeinde 2017 in Bad Alexanderbad griff Dr. Thomas Oellermann anhand des Fußballvereins FC Děčín die Roma-Thematik auf. Nun bei der Studienfahrt der Münchner Gruppe nach Aussig war ein Programmpunkt die Fahrt nach Děčín/Tetschen und der Besuch des Roma-Zentrum Děčín-Boletice, das vom Pirnaer Sozialdemokraten Klaus Fiedler unterstützt wird.


 

Seit 2004 besteht zwischen der SPD-Arbeitsgemeinschaft Euroregion Elbe-Labe und den Roma Verein Indigo in Pirnas Partnerstadt Děčín eine sich gut entwickelnde Partnerschaft. Die rund 30 Mitglieder der Seliger Gemeinde informierten sich über Strukturen und Arbeit im Roma-Zentrum Děčín-Boletice. Die Begegnung hatte Klaus Fiedler, Koordinator der SPD- Arbeitsgemeinschaft Euroregion Elbe-Labe mit Dr.Thomas Ollermann, Vorstandsmitglied der Seliger Gemeinde, vermittelt. Der Kontakt zur Pirnaer SPD wurde 2014 vertieft, als die Ausstellung der Seliger-Gemeinde zur Geschichte der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei (DSAP) „von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“ in der Großen Grenzkreistadt zum Nachbarn Tschechien gezeigt werden konnte.

 

Die SPD- Arbeitsgemeinschaft Euroregion Elbe-Labe unterstützt seit 14 Jahren Projekte des Děčíner Roma-Vereins Indigo. Im Jahr 2004 öffnete dank deutscher Starthilfe das Roma-Zentrum in Děčín -Boletice. Aufgrund ihrer sozialen Situation und ethnischen Zuschreibung werden Roma auch heute noch in der Welt marginalisiert, ausgegrenzt oder verfolgt. Nach der letzten Volkszählung sind in der 53 000 Einwohner zählenden Stadt 600 Romas statistisch erfasst. Die Dunkelziffer aber liegt den Schätzungen zufolge zwischen 4.000 und 5.000, da ein stetiger Zuzug aus anderen landesteilen stattfindet, sobald die staatliche Unterstützung dort nicht mehr ausgezahlt wird – viele Roma ziehen aus selbigem Grund aus Děčín auch wieder weg.

 

Der Leiter des Zentrums, Miroslav Grajcar, die hob besonders die langjährige Unterstützung der Freunden aus der Partnerstadt Pirna hervor und beantwortete geduldig die vielen Fragen der Teilnehmer. Das Roma-Zentrum "Kamarad" in Pirnas Partnerstadt biete Kindern und Jugendlichen aus der Volksgruppe der Sinti und Roma im Ortsteil Boletice nad Labem Halt und Orientierung.

 

Von ihm als studierten Sozialakademiker mit Roma-Herkunft ging das unermüdliche Engagement für die Einrichtung dieses Zentrums aus. Denn zwischen 1995 und 1996 waren Roma aus einem anderen Stadtteil Děčín, der zur Wirtschaftszone umgebaut wurde, hierher umgesiedelt worden. Was fehlte, waren Spielplätze und Treffpunkte für die ohnehin sozial benachteiligten ca. 700 Familien dieser größten ethnischen Minderheit Europas. Das Leben spielte sich vornehmlich auf der Straße ab. „Niemand wollte damals mit uns reden oder uns helfen“, schildert Grajcar die damalige Zeit. Der sächsische SPD-Landtagsabgeordnete Prof. Wolfgang Marcus war es, der mit einem Anfangsbudget von 4000 Euro Unterstützung gegen alle Widerstände organisierte. 2003/2004 kam es zur Bildung des Roma-Zentrums.

 

Grajcar zeigte den Besuchern voller Stolz Jugend-Zentrum. Der graue Mehrzweckbau älterer Bauart ist von innen liebevollst hergerichtet und gut ausgestattet. Überall zeugen bunte Bastelarbeiten der Kinder von großer Geschicklichkeit, Kreativität und professioneller Anleitung. Die Kinder, die hier ihre Freizeit verbringen, werden heute durch eine Vielzahl gut geschulter Sozialpädagogen betreut und gefördert, es läuft ein dreijähriges Projekt. Das Zentrum besitzt die höchste Stufe als sozialer Träger. Während staatliche Einrichtungen Gebühren verlangen, die nicht für alle hier erschwinglich wären, ist der Aufenthalt für die Kinder hier kostenlos.

 

„Das Projekt für die Vorschulbetreuung von Kindern ab 3 bis 6 Jahre ist nun offiziell genehmigt und wird vom tschechischen Schulministerium mit 11000 Euro unterstützt. Vom Stadtamt Děčín erhält das Roma-Zentrum 2014 für die Vorschulbetreuung 6800 Euro“, so Grajcar. Bisher finanzierte er die wichtige Arbeit alleinig mit Ehrenamtlichen und durch Spenden. Grajcar: „Das Projekt der Vorschulerziehung haben wir 2013 eingereicht. Die Vorschule ist von Montag bis Freitag von 8.00 Uhr bis 15.30 Uhr bei Vollverpflegung geöffnet.“ Klaus Fiedler: „Dieses Projekt ist einmalig in Tschechien und schreibt schon jetzt pädagogische Geschichte.“ In diesem Jahr findet dank der Unterstützung zum ersten Mal ein deutsch-tschechisches Feriencamp statt.

 

„Die Arbeitsmarktsituation in Tschechien wird dazu führen, dass auch immer mehr Roma-Eltern einen Arbeitsplatz finden“, sagt Miroslav Grajca. Auf Nachfrage bestätigt Grajcar, dass die Elternbeteiligung das größte Problem sei. So ähnlich wie bei uns, stellen wir fest. Eigentlich sind sich die Probleme überall sehr ähnlich.

 

Klaus Fiedler zum Schluss: "Es war eine sehr nützliche Begegnung und Danke Waldemar Deischl für den Besuch und die großzügige Spende der Seliger Gemeinde München sowie der Teilnehmer der Reise“.

 

 

 

 

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