Spurensuche RG Ndb/Opf

Veröffentlicht am 08.10.2022 in Allgemein

Foto zur Arbeiterdemonstration 1938 in Krumau (Archiv Seidel)

 

Spurensuche im Fotoatelier Seidel in Krumau

Da die Spurensuche der Regionalgruppe Niederbayer/Oberpfalz der Seliger-Gemeinde aus terminlichen Gründen 2022 ausfallen musste, nutze ich einen privaten Besuch in Krumau Anfang Oktober zum Besuch des „Museum Fotoatelier Seidel“ und im Anschluss eine Recherche in der Datenbank unter www.seidel.cz zur weiteren Suche nach Spuren der DSAP im Böhmerwald.

Die „Bildchronisten des Böhmerwalds“ wurden sie genannt: die Krumauer Fotografen Josef und Franz Seidel. Warum also sollten nicht auch Spuren der DSAP in den Tausenden von Fotoplatten zu finden sein? Der Stadt Český Krumlov ist es gelungen, das Haus von Josef Seidel mit einem einzigartigen Atelier in der Linecká-Straße in Český Krumlov von den Erben der Familie des "Böhmerwaldfotografen" Josef Seidel zu kaufen. In dem Haus aus dem Jahr 1905, das bis 1949 als Wohnhaus mit Fotostudio diente, ist die ursprüngliche Ausstattung erhalten, vor allem aber rund 140.000 Glasplatten sowie Zelluloidbänder mit Negativen. Zum Nachlass gehören auch Fotoalben und Postkarten, die die Arbeit von Josef und Franz Seidl dokumentieren, insbesondere im Bereich der Landschaftsgestaltung (die so genannten "Landkarten"). Sie alle bilden eine einzigartige Sammlung von historischen Fotografien. Aber auch die erhaltene reiche Atelierarbeit ist sehr interessant.  Dieses Museum ist nicht nur wegen des sorgfältig renovierten Hauses mit der historischen Einrichtung und zahlreichen technischen Geräten bedeutend, sondern auch wegen des Schicksals der Familie Seidel.

Josef Seidel und sein Sohn Franz haben Atelierporträts und Gruppenaufnahmen sowie Landschaftsaufnahmen gemacht. Im Atelier ist auf den Glastafeln und Negativen zudem eine detaillierte Fotodokumentation der Böhmerwald-Städte erhalten geblieben. Josef Seidel ist 1935 gestorben. Sein Sohn Franz, der 1938 bei der tschechoslowakischen Mobilisierung als Offizier einrückte, wurde 1939 von der Gestapo verhaftet. Bis 1940 saß er in Linz in Haft. Danach durfte er sein Fotoatelier nicht mehr führen und wurde in die Rüstungsproduktion geschickt. So überlebte er den Krieg. 1945 durfte Franz Seidel mit seiner Mutter im Gegensatz zu seinem Bruder Helmut in Krumau bleiben. Seine Verlobte Marie wurde jedoch vertrieben. Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten im Februar 1948 wurden alle Gewerbe liquidiert. Seidel durfte im Gegensatz zu seinen tschechischen Kollegen keiner Fotografengenossenschaft beitreten, die ihm mehr Freiheit geboten hätte. Seine Firma wurde vom Kommunalbetrieb übernommen. Erst 1958 bekam Seidels Verlobte Marie von den Behörden die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft zurück. Daraufhin hat sie Franz Seidel geheiratet. Um Kinder zu haben, war es jedoch zu spät. Franz Seidel lebte in Krumau noch 40 Jahre lang, jedoch weitgehend zurückgezogen als ein eher verschlossener Mensch.

Ganzseitige Anzeige in der Erstausgabe des Böhmerwald-Volksbote 1909

 

Als überzeugter Sozialdemokrat wurde Josef Seidl früh zum Sprecher der örtlichen Arbeiterbewegung und setzte sich 1892 für die Gründung eines Arbeiterbildungsvereins in Krumau ein, der dt. und tschech. Mitgliedern offenstand. Aus nicht näher bekannten Gründen wurde er später jedoch aus der örtlichen Sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen. Josef Seidel und sein Sohn Franz unterstützten aber die Sozialdemokratie weiter. Schon ab Nummer 1 – 1909 inserierte Josef Seidl großformatig im Böhmerwald-Volksboten, der sozialdemokratischen Zeitung in Krumau und sicherte mit seiner Werbung so deren Erscheinen. In der online-Foto-Datenbank sind bisher nur Bilder zu zwei sozialdemokratischen Veranstaltungen enthalten: Der 1. Mai-Umzug 1931 und die Kundgebung gegen die Henlein-Partei 1938.

Das Ergebnis unserer Recherche und die Bilder der Umzüge finden sich auf unserem YOUTUBE-Kanal.

Rainer Pasta

 

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