Buchvorstellung

Veröffentlicht am 28.01.2020 in


Leopold Pölzl – Die im Dunkeln leben

Am Donnerstag, den 30. 1. 2020 ab 17.00 Uhr wird im Museum der Stadt Ústí nad Labem/Aussig das Buch „Die im Dunkeln leben“, Sozialreportagen von Leopold Pölzl vorgestellt.

Leopold Pölzl (1879-1944) war Bürgermeister von Ústí nad Labem/Aussig von 1920-1923 und 1931-1938. Er schrieb eine Reihe von Reportage über Wohnungen und Lebensverhältnisse im Aussig der Zwischenkriegsjahren die nun unter dem Titel „Die im Dunkeln leben“ veröffentlicht werden. Die einzelnen Artikel über die soziale Problematik der deutschsprachigen Bevölkerung in der Stadt und der Region Aussig zur Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik wurden seinerzeit in verschiedenen sozialdemokratischen Zeitschriften, u.a. in der Tepplitzer-Zeitung „Freiheit“ veröffentlicht. Sie sind jetzt erstmals in Buchform im deutschen Original mit tschechischer Übersetzung erhältlich. Das Buch wurde vom Museum von Ústí nad Labem/Aussig in Zusammenarbeit mit der Seliger-Gemeinde e. V. und mit finanzieller Unterstützung des deutsch-tschechischen Zukunftsfonds erstellt. Das Vorwort zum Buch stammt von Peter Becher, eine thematische Einführung schrieb Dr. Thomas Oellermann.
 

Die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Ersten Tschechoslowakischen Republik (DSAP) brachte sich aktiv in Fragen der sozialen Gerechtigkeit ein, zugleich spielte sie eine fundamentale Rolle im Widerstand gegen den deutschen Nationalsozialismus. Wichtig hierbei waren der sozialdemokratische Journalismus und die Gattung der Sozialreportage, wie sie von Wenzel Jaksch und auch von Leopold Pölzl seit Ende der 1920er Jahre veröffentlicht wurde. Pölzls Texte liefern einen sehr detaillierten Blick auf die großen sozialen Probleme im deutschsprachigen Grenzgebiet der Zwischenkriegszeit. Leopold Pötzl war ein wichtiger Vertreter der deutschen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei, der sich nicht nur für soziale Gerechtigkeit, sondern auch für die demokratischen Grundwerte einsetzte und dies mit dem eigenen Leben bezahlten musste.

Pölzl bezichtigte das Hitler-Regime öffentlich des Terrors und der Unmenschlichkeit. Nach der Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich 1938 wurde Pölzl verhaftet. Im Gefängnis schnitt er sich nach Folter aus Verzweiflung die Pulsadern auf. Er überlebte diesen Selbstmordversuch. Nach seiner Freilassung lehnte er es ab, in die noch selbstbestimmte Tschechoslowakei zu fliehen. Obgleich er weiter von der Gestapo beobachtet wurde, gründete er eine der wenigen Widerstandsgruppen im Sudetenland gegen die deutschen wie die sudetendeutschen Nazis. Die Gruppe Leopold Pölzl, wie sie genannt wurde, unterstützte die Familien von Verhafteten, gab Flugblätter heraus und half später Kriegsgefangenen. Pölzl starb am 1. September 1944 unter ungeklärten Umständen im Krankenhaus von Aussig. Als er beerdigt wurde, verboten die NS-Behörden jegliche Traueransprachen. Dennoch kamen mehrere tausend Menschen aus Aussig und Umgebung.

Die Sozialdemokraten aus dem Kreis um Leopold Pölzl verhinderten am 7. Mai 1945 die Sprengung der zwei Elbbrücken und der Elbestaustufe in Aussig.

 

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