Zu Ehren von Volkmar Gabert legte heute der einheimische Lehrer Martin Rak am Geburtshaus mit der Gedenktafel Blumen nieder. Vielen Dank dafür!
Zum 100. Geburtstag von Volkmar Gabert am 11. März 2023
Liebe Gesinnungsfreund/innen, ich darf für die Landesgruppe Bayern der Seliger-Gemeinde unsere Würdigung Volkmar Gaberts zum 100. Geburtstag auf wesentliche Etappen seines Wirkens konzentrieren.
Wir erinnern wir uns an den 100. Geburtstag von Volkmar Gabert in Dreihunken, am Fuße des Erzgebirges gelegen. Vor Jahren brachte die politische Gemeinde, auch mit Beteiligung der Seliger-Gemeinde, eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus an. In seinem Elternhaus empfing er in Kindheit und Jugend nachhaltige Eindrücke und Impulse durch seine Eltern. Der Vater, Lehrer und Bürgermeister, trat engagiert für die Ziele der DSAP ein. Der junge Volkmar kannte die Armut der Bewohner in den Gebirgsorten, aber im benachbarten Teplitz erlebte er auch die solidarisch organisierte Arbeiterschaft.
Nach der durch die Nationalsozilisten einsetzenden Verfolgung rettete er sich mit 15 Jahren 1938 nach Großbritannien. Hier schlug er sich zunächst mit Arbeiten in der Landwirtschaft, als Monteur und Eisendreher durch und erhielt Einblicke in die Arbeitswelt und eine demokratischere Gesellschaft. 1946 kam er als Übersetzer bei der US-Army nach Bayern. Er war zwar jung, aber dennoch geprägt von der Solidarität und den gelebten Freiheitsidealen der exilierten Sozialdemokraten, dass er mit Herz und Verstand wesentlich zum Aufbau der Demokratie in Bayern beitrug.
Er führte als Landesvorsitzender die Bayern SPD in der Landtagswahl 1966 zu einmaligen Zustimmungswerten von 35,8 Prozent! Zum Erfolg trugen auch zahlreiche Politiker/innen auf Landesebene aber auch erfahrene Kommunalpolitiker/innen aus der sudetendeutschen Heimat bei. Seine politische Arbeit für Bayern waren Erfahrungen und Erlebnisse im Sudetenland.
Ein Beispiel vorausschauender Weitsicht war in der Schulpolitik z.B. das erfolgreiche Volksbegehren zur Gemeinschaftsschule welche das überkommene System der Konfessionsschulen ablöste.
Er war auch in der Zeit des Kommunismus bemüht, demokratische Kräfte in der ČSSR zur Überwindung der Sprachlosigkeit zu gewinnen. Ihm halfen dabei die freundschaftlichen Kontakte mit Exilierten in Finnland, Schweden, Norwegen und Überlebenden der Konzentrationslager.
Mit der Seliger-Gemeinde gestaltete er die Bewusstseinsbildung für die Leistungen der DSAP in der Tschechischen Republik bis 1938 und versuchte die Hand zu reichen für eine gemeinsame Zukunft in Europa nach der Samtenen Revolution.
Mit seinem Namen sind verbunden Symbole der Völkerverständigung etwa mit gemeinsamen Veranstaltungen der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Abgeordneten im Bürgerforum zur Enthüllung einer Gedenktafel für Marie Günzel und Eugen de Witte und Franz Katz am Gebäude der ehemaligen Verlagsanstalt „ Graphia“ in Karlsbad und später in Theresienstadt.
Seinen politischen Weg von Böhmen über England nach Bayern vollendete er als Europaabgeordneter. Ein Auszug seiner Gedanken 1984 gelten auch heute noch visionär und mit Forderungen an künftige Generationen!“ Für mich hätte die Europäische Gemeinschaft schon dann eine Berechtigung, wenn sie nur ihre ganze Kraft für eine Politik des Friedens und der Freiheit einsetzen würde….Das ist etwas, was die Arbeiterbewegung immer als großes Ziel im Auge gehabt hat. Die Arbeiter aller in der Nationen, ganz gleich ob sie den sogenannten Siegern oder den Verlierern zugeordnet waren, haben immer die Lasten und Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen zu tragen gehabt…..Wohl das wichtigste Problem der künftigen europäischen Entwicklung sind gerechte Verteilungschancen in der Gemeinschaft!“
Wenn wir ihn würdigen, so sind wir dankbar, dass auf seinem Grabstein, mit dem eingemeißelten Leitspruch: „Den Lebenden verbunden“, auch seine erste Gattin, die unvergessene Inge Gabert in Erinnerung zu rufen ist. Beide waren vorbildliche Sozialdemokraten und Kämpfer für Frieden, Humanität, Aufklärung und für eine demokratische Gesellschaft!
Indem wir sein Andenken ehren fühlen wir uns auch in Zukunft angespornt für diese Werte einzutreten !
Peter Wesselowsky (Landesvorsitzender)
