Projekt "Spurensuche" - Vimperk/Winterberg 2019

Veröffentlicht am 14.04.2019 in

Auch persönliche Spuren gefunden: „Hier in Fürstenhut ist mein Großvater mütterlicherseits Josef Schreib geboren und in einer Großfamilie aufgewachsen“, erzählte Karin Hagendorn aus Hohenthann und Kassiererin der Seliger Gemeinde RG Ndb/Opf. Lokalhistoriker Roman Hajnik an der Karte im Museum in Kvilda.

Auf der Suche nach der deutschen Minderheit in Kvilda

Spuren der DSAP in der ehemaligen Industriegemeinde bleiben verschollen – persönliche familiäre Erinnerungen machen den Besuch dennoch zum Erfolg

Die letzte Station der ´Spurensuche´ der Seliger Gemeinde Regionalgruppe Niederbayern/Oberpfalz führte nach Kvilda/Außergefild. Es ist das höchstgelegene Bergdorf Tschechiens (1065 m) und liegt 7 km nördlich des Grenzübergangs Bučina/Finsterau und 6 km von der Moldauquelle entfernt. Die Streusiedlung befindet sich in der Talmulde des Hamerský potok (Gefildebach) und wird von größeren Moorgebieten umgeben. Auf der Suche nach der deutschen Minderheit kamen auch ganz persönliche Erinnerungen zutage.

Kvilda/Außergefild (mit Horská Kvilda /lnnergefild) wurde um die Jahrhundertwende zu einer Industriegemeinde mit drei Holzwerken, einer Papierfabrik, drei Glashütten, einem Hammerwerk. 1910 hatte lnnergefild 450 Einwohner in 52 Häusern. 1939 lebten in der Gemeinde 662, mehrheitlich deutschsprachige Einwohner. In Außergefild wohnten 1146 Einwohner in 122 Häusern, davon 11 Tschechen. Es gab eine Pfarrkirche, eine Schule, einen Kindergarten, ein Forst- und ein Postamt.

Durch die Aussiedlung der deutschen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg veränderte sich hier die charakteristische Lebensweise und die weitere Entwicklung wurde auf lange Zeit durch die Errichtung der Grenzzone negativ beeinflusst.

Spuren der eigenen Familie entdeckt

„Hier in Fürstenhut ist mein Großvater mütterlicherseits Josef Schreib geboren und in einer Großfamilie aufgewachsen“, erinnert sich Karin Hagendorn. Wie sie berichtet, ging er später aus beruflichen Gründen nach Gablonz, dort heiratete er ihre Großmutter Else Hala und diese bekam zwei Töchter Erika und Margit (ihre Mutter). Wegen der unsicheren Zukunft der Kriegswirren vereinbarte die Familie vorsorglich als Treffpunkt nach dem Krieg Neuschönau, da dort auch noch Verwandte (Familie Kubitschek) lebten. Als erstes kam nach dem Krieg dort der Großvater an und dann anschließend ihre Mutter. Die Großmutter und Erika, die Tante, kamen ein Jahr später hinzu. Somit war die Familie wieder vereint.

Karin Hagendorn besitzt auch noch einige Geburts- und Heiratsurkunden von Familienmitgliedern. „Diese sind überwiegend in Fürstenhut geboren, im Bezirk Winterberg, also in der Gegend, wo wir jetzt waren“, so Hagendorn. Auch aus Außergefild ist eine dabei: „Insofern war es tatsächlich auch für mich eine familiäre Spurensuche“, stellte Karin Hagendorn fest.

Herkunft der deutschen Minderheit bleibt rätselhaft

Rund 20.000 tschechische Staatsbürger bekennen sich heute zur deutschen Nationalität, ein kleiner Rest der ehemals drei Millionen, die vor Krieg und Vertreibung hier gelebt haben. Sie besitzen tschechische Pässe, sprechen die tschechische Sprache, haben in Tschechien ihre Wurzeln und ihre Heimat – und doch fühlen sie sich nicht als Tschechen. Wir finden sie vor allem in Nordböhmen, aber auch hier im Böhmerwald. In der Gemeinde Kvilda bekennen sich nach offiziellen Zählungen etwa ein Fünftel (=(20%) zur deutschen Minderheit, der größte Prozentsatz der in Südböhmen zu finden ist. Wer diese Menschen sind und woher sie kommen, ob sie gar Nachfahren der Sudetendeutschen oder gar der Sudetendeutschen Sozialdemokraten im Ort sind, ließ sich bei diesem ersten Besuch nicht klären.

Im Museum in Kvilda ließen sich dazu keine Erkenntnisse gewinnen. Aber der Bürgermeister, der an diesem Wochenende verhindert war, versprach sich dazu zu informieren und zu einem späteren Zeitpunkt zu berichten. Die Seliger Gemeinde hat ihm für den Ausstellungsraum im Museum auch die Ausstellung „Von der DSAP zur Seliger Gemeinde…“ angeboten – natürlich verbunden mit der Hoffnung diese, ergänzt mit den Ergebnissen der Spurensuche und damit einem lokalen Bezug, in den kommenden Jahren einmal zeigen zu können. Diesem Anliegen zeigte sich der Bürgermeister sehr aufgeschlossen.

Kvilda – frühe rund heute

Die früheren Bewohner waren hauptsächlich Säumer. Die Bauern hatten einen großen Viehbestand, Kühe, Kälber und Ochsen zur Versorgung der Säumer und hielten Pferde zum Wechsel. In der Blütezeit (16. Jahrhundert) zogen wöchentlich um 130 Saumpferde „wällische Früchte und Tyroller Wein", aber hauptsächlich Salz nach Böhmen und von dort Getreide („Khorn und Saltz"), Schmalz, Hopfen, Branntwein u.a. „übers innere Gfild“ nach Bayern.

Das kriegreiche 17. Jahrhundert brachte in unserem Gebiet den Saumhandel zum Erliegen, und die Steige verfielen. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als der Steig Röhrnbach - Freyung - Mauth nach und nach ausgebaut und Maria Theresia im Böhmerwald Wege verbessern und neue anlegen ließ, wurden Handel und Wandel wieder belebt.

Heute besitzt das Bergdorf unter dem Antigelberg (Antýgl,1253 m) zirka 30 verstreute Häusern. Kvilda ist eine bedeutende Tourismushochburg des Zentral-Böhmerwaldes. Es gibt hier ideale Bedingungen für das Fahrradfahren im Sommer und im Winter können kann man die gut aufbereiteten Skiloipen genießen. Die wilde Natur um Kvilda ist seit 1991  Bestandteil des Nationalparks Šumava (Böhmerwald). Der bietet unvergessliche Erlebnisse für alle Naturliebhaber.

 

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