Jahresseminar 2018 in Bad Alexandersbad

Veröffentlicht am 25.10.2018 in

Foto: Siegfried Träger

Die Treuegemeinschaft Schweden war beim Jahresseminar mit Peter und Harry Hofbauer, den Urenkeln von Josef Hofbauer vertreten. Die Delegation zu den Bundesversammlungen wird seit 2010 von Peter Krywult geleitet.

 

1938-2018: 80 Jahre Flucht und Emigration I

Emigration der Sudetendeutschen Sozialdemokraten ist eine globale Geschichte – Flucht und Exil 1938 erinnern an heutige Fluchtgeschichten – Integration bedeutet nicht Selbstaufgabe

Im Zentrum des diesjährigen Jahresseminars in Bad Alexandersbad stand die Erinnerung an "80 Jahre Flucht und Emigration sudetendeutscher Sozialdemokraten". Nach einem Einführungsreferat des Bundesvorsitzenden Albrecht Schläger und einem Vortrag von Dr. Thomas Oellermann eröffnete die Diskussionsrunde mit den Vertretern der schwedischen Auslandsgruppe, Peter und Harry Hofbauer sowie Peter Krywult, einen tiefen Einblick über die Umstände der Flucht 1938, Licht und Schatten der Emigration und die heutige Sicht auf diese Ereignisse. Die Berichte der Sudetendeutschen Sozialdemokraten über ihre Flucht 1938 zeigen starke Parallelen zu heutigen Fluchtgeschichten auf.

Albrecht Schläger blickte in seiner Einführung weit zurück in die Geschichte des 12. Jahrhundert und machte dabei deutlich, dass es sich bei dem später als "Sudetenland" bezeichneten Gebiet nicht "um eine Eroberung durch die Deutschen" gehandelt habe, sondern dass die Menschen von den tschechischen Fürsten aus rein wirtschaftlichen Gründen gerufen worden waren. "Sie haben die Wälder gerodet und das ihnen zugeteilte Land erschlossen" sagte Schläger und erwähnte dabei auch Kaiser Karl IV., der sowohl böhmischer König als auch deutscher Kaiser war.

Eine weitere wichtige Epoche waren die vier Jahrhunderte währende der Zugehörigkeit Böhmens zur Donaumonarchie, gefolgt von der Ersten Tschechoslowakischen Republik von 1918 bis 1938. Nach der Annexion des Sudetenlandes durch Hitlerdeutschland wurde, wie Schläger weiter ausführte, die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP) verboten. Viele ihrer mehr als 80 000 Mitglieder wurden verhaftet, wenigen gelang die Flucht vornehmlich nach Schweden, England, Kanada, Bolivien oder Neuseeland.

Wenzel Jaksch, der letzte Vorsitzende der DSAP, hatte bereits vor dem Münchner Abkommen das Unheil kommen sehen und gewarnt: "Mitbürger, es geht um alles! Die Sudetendeutschen werden das erste Schlachtopfer sein." Ihre Heimat würde im Zusammenprall der Weltmächte vernichtet, ihre Zukunft ausgelöscht! Seine Warnung blieb unbeachtet und wurde zur bitteren Wahrheit.

Mit dem Schicksal der Emigranten beschäftigte sich dann der Vortrag von Dr. Thomas Oellermann. Er legte dar, mit welcher globalen Weitsicht deutsche Sozialdemokraten in Tschechien schon von jeher agiert und internationale Verbindungen gesucht hätten. Als Beispiele führte er unter anderem die Teilnahme an großen sportlichen Wettkämpfen an oder den Jugendtreff der "Falken" in Brighton/England 1937. Die Parteizeitung berichtete von der "Kältewelle in Kanada 1937", und Adolf Schmidt schrieb über "Kanada, das Land der Zukunft". Man habe in guten Zeiten Arbeiter-Pauschaltourismus nach Italien und Kroatien durchgeführt und vieles mehr. Diese Weltoffenheit habe sich später bei der Emigration in fremde Länder als hilfreich erwiesen, sagte der Historiker. 

Oellermann spannte dann einen interessanten Bogen vom Bau des Alaska Highways 1942 im Zusammenhang mit der japanischen Bedrohung der USA, bei dem viele Sudentendeutsche Auswanderer mitgebaut haben. Richard Josef Gebhart (1919-2013) oder Willi Schön (1910-1977) sowie die Flüchtlingssiedlungen am Tupper-Creek oder in Tomslake wurden in diesem Zusammenhang genannt.

 

Seliger Gemeinde-Mitglied Ulrich Miksch verlas Grußworte von Nachkommen dieser Emigranten in Nordirland, England, Schweden und Neuseeland. Thomas Oellermanns Fazit lautete: "Wenn wir von der Emigration der Sudetendeutschen Sozialdemokraten sprechen, dann ist das eine globale Geschichte. Emigration erweitert den Horizont und die Perspektive." Der „Blick über den Tellerrand“ sei auch heute noch wichtig, gerade bei der Bewertung und Einordnung aktueller Fluchtschicksale und der Integrationsaufgabe.

 

1938-2018: 80 Jahre Flucht und Emigration II  -  1938 – Es geht um Leben und Tod

1938-2018: 80 Jahre Flucht und Emigration III  -  „Starke Erlebnisse“

 

 

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