Vertriebenenempfang 2017

Veröffentlicht am 19.06.2017 in

Beim mittlerweile 10. Vertriebenen-Empfang im der SPD-Landtagsfraktion im bayerischen Landtag: (v.l.) Ingrid Sauer, Karin Hagendorn, Albrecht Schläger, Mdl a.D., Ruth Müller MdL, Dr. Helmut Eikam, Christa Naaß, MdL a.D. und Rainer Pasta

 

Seliger Gemeinde und SPD-Landtagsfraktion ehren Brückenbauer

Verleihung des Wenzel-Jaksch-Preises an Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse

Die Verleihung des Wenzel-Jaksch-Preises und die Ehrungen der Brückenbauer 2017 standen im Mittelpunkt des zehnten Jahresempfangs der SPD-Landtagsfraktion für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler am Sonntag den 18. Juni 2017. Den Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreis der Seliger Gemeinde erhielt Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Er wurde für sein maßgebliches Mitwirken an der Einigung der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD über die Errichtung der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung (SFVV) von den Bundesvorsitzenden Albrecht Schläger MdL a.D. und Dr. Helmut Eikam ausgezeichnet. Als „Brückenbauer“ zu unseren Nachbarn in Ost-, Mittel- und Südosteuropa wurden von der SPD-Landtagsfraktion darüber hinaus verdiente Persönlichkeiten und Initiativen geehrt. Hervorragend umrahmt wurde der Festakt von der Musikschule Schondorf.

Vertriebenenpolitischer Sprecher Volkmar Halbleib eröffnete den zehnten Jahresempfangs der SPD-Landtagsfraktion für Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Aussiedler und dankte allen anwesenden Vertretern der verschiedenen Landsmannschaften für ihr Engagement für den Erhalt ihrer Kultur und ihrer Erinnerungen – er sah dies aber auch als Engagement für ein gemeinsames Europa sowie die Einhaltung der Menschenrechte.

Engagement für ein gemeinsames Europa sowie die Einhaltung der Menschenrechte

Fraktionsvorsitzender Markus Rinderspacher erinnerte an den ersten Vertriebenenempfang 2008 als bundesweite Premiere für die SPD und als Vorbild für andere Landtagsfraktionen, die die Idee Jahre verzögert auch aufnahmen. Er berichtete sehr emotional – trotz, oder gerade eben weil er als Jahrgang 1969 nur aus den Erinnerungen der Eltern und Großeltern vom Verlust der Heimat erfahren hat - über die Leistungen der Vertriebenen. Sie seien 1945 vielfach abgelehnt und unverstanden im besiegten Deutschland aufgenommen worden, hätten hier aber durch ihr Wissen und ihre Kultur zum Wiederaufbau maßgeblich beigetragen. „Sie haben Bayern BUNT gemacht!“, so Rinderspacher.

„Wir wollen Brücke sein“, erklärte Markus Rinderspacher auch beim 10. Empfang der SPD-Landtagsfraktion, der wieder zwei Tage vor dem bundesdeutschen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung und dem internationalen Weltflüchtlingstag der UN stattfinden konnte. Rinderspacher erinnerte an die „drängendste und bedrückendste“ Tatsache, dass heute weltweit rund 65 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung seien. Dies sei uns allen Mahnung und Auftrag, „denn Frieden, Freiheit und Wohlstand in Europa sind nicht selbstverständlich“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende.

„Ein Gespenst geht im in Europa“

Abschließend verwies Rinderspacher auf die Marienbader Erklärung 2017 des Sudetendeutschen Rates, die maßgeblich auf der Europa-Proklamation der Seliger-Gemeinde vom November 2016 beruht. „Ein Gespenst geht im in Europa“ zitierte Rinderspacher das eindrucksvolle Manifest mit der Mahnung der Erlebnisgeneration vor Nationalismus, Krieg und Vertreibung. „Aber“, so Rinderspacher mit Blick auf die Zukunft. Europas, „wir schaffen das, denn wir wollen Brücke sein!“

„Unter Freunden muss man sich alles sagen dürfen – damit nichts verschwiegen bleibt!“

Christian Knauer, Landesvorsitzender des Bundes der Vertriebenen, freute sich zum 10. Mal von der SPD-Landtagsfraktion eingeladen worden zu sein. Auch er erinnerte an die erste Einladung 2008 und dem Verdacht nur aufgrund des Landtags-Wahlkampfes hätte sich die SPD wieder der Vertriebenen erinnert. Doch er musste seine anfängliche Meinung revidieren, denn die SPD hielt Wort und veranstaltete den Empfang nun jedes Jahr, auch wenn es keine Wahlen zu bestreiten gab. Knauer sieht die Gräben der Vergangenheit längst überwunden – die Ostpolitik Willy Brandts hatte die Vertriebenenverbände von der SPD entfernt – und freute sich wieder als „befreundeter Verband“ bezeichnet zu werden, der man seiner Meinung auch uneingeschränkt sei. Knauer musste auch Wolfgang Thierse Abbitte leisten. Er gab zu, sich in ihm getäuscht zu haben, als er erstmals bei den Beratungen zur „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ von Vorurteilen geprägt, dessen Wahrhaftigkeit bezweifelte. Thierse war auf sozialdemokratischer Seite maßgeblich daran beteiligt, dass das lange umstrittene Projekt durch die erste Große Koalition des wiedervereinigten Deutschlands Ende 2005 endlich vereinbart werden konnte. Sein „Machtwort“ habe dazu geführt, dass die Beschlüsse der Stiftung seitdem in gemeinsamem Einklang erfolgten, so Knauer, sichtlich gerührt. Knauer konnte auch berichten, dass dieses Jahr erstmalig (!!) offizielle Gespräche des BdV mit der Israelitischen Kultusgemeinde geführt werden konnten. „Das leben und Leiden der Breslauer Juden, war das Schicksal unserer Mitbürger und Nachbarn!“. Für die Zukunft, vor allem im Verhältnis zur Tschechischen Republik, gab Knauer die Richtung vor: „Unter Freunden muss man sich alles sagen dürfen – damit nichts verschwiegen bleibt!“

Als „Brückenbauer“ ehrte die SPD-Landtagsfraktion:

- Josef Döllner, Mitbegründer des Ost-West-Wirtschaftsclubs Bayern (OWWC), der in der Zeit des Kalten Krieges Brücken über den Eisernen Vorhang baute,

- die Donauschwäbische Trachtengruppe Freising e.V., die das reichhaltige kulturelle Erbe der Donauschwaben pflegt,

- die „Stiftung Schlesien. Bayern - MMIX“, der es unter Leitung von Christian K. Kuznik und Dr. Gotthard Schneider gelungen ist, im Herzogsschloss Straubing eine sehr sehenswerte Ausstellung „Schlesisches Schaufenster in Bayern – Museum und Dokumentation“ zu eröffnen.

- Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse

 

Hier das Video zur Veranstaltung

Die einzelnen Höhepunkte sind dort folgt aufzurufen:

Grußwort Rinderspachers: 21:26 bis 30:30

Laudatio Dr. Peter Bechers auf Bundestagspräsident a.D. Wolfgang Thierse: 36:37 bis 51:00
Rede Dr. Thierses: 51:30 bis 1:11

Laudatio Schlägers und Auszeichnung Döllners: 1:17 bis 1:28

Laudatio von Christa Naass und Auszeichnung der Donauschwäbischen Trachtengruppe Freising: 1:33 bis 1:46

Laudatio Halbleibs und Auszeichnung der Stiftung Schlesien.Bayern: 1:47 bis 2:06

Grußwort Knauers: 2:15 bis 2:26
 

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