Versöhnungsmarsch in Brünn: Fotos mit einer Kodak Retinette II TYP 160 von 1939

Veröffentlicht am 26.06.2017 in

Fotos: Christoph Krumpholz

Olgas Kamera

Olga Sippl, Jahrgang 1920, bekam von ihrem Mann Ernst Dezember 1943 die Kamera, die er vorher im Feld dabei hatte, um ihm Bilder vom neugeborenen Sohn Herbert zusenden zu können. Sie lebte damals im westböhmischen Altrohlau bei Karlsbad bei ihrer Großmutter. Im November 1946 hat Olga Sippl die Heimat verlassen und hat ihre Kamera mitgenommen.

Christoph Krumpholz hat die Olgas Kamera von Gustl Roth bekommen und ließ sie in einem Fachgeschäft überholen. Die Rechnung von 45 Euro übernahm großzügiger Weise die Ortsgruppe Waldkraiburg. Die Kamera ist, so Christoph Krumpholz, nun „kollektives Eigentum der Seliger Gemeinde“.

Nun galt es auszuprobieren, ob man mit Olgas Kamera nach über 75 Jahren noch brauchbare Bilder machen kann. Christoph Krumpholz entschied sich, die Kamera beim Versöhnungsmarsch 2017 in Brünn zu testen. Das Ergebnis ist erstaunlich – und viele Teilnehmer sprachen ihn wegen der alten Kamera an, was zu interessanten Gesprächen führte.

Die Kodak Retinette II TYP 160

Bei der Kamera handelt es sich um eine Balgenklappkamera für Kleinbildfilm der Firma Kodak, genauer um eine schwarz belederte Retinette II TYP 160 mit einem Objektiv Marke Kodak Anastigmat f:3,5/50 und einem Compur Verschluss bis 1/300 sec. Die Retinette II besticht durch ihre Einfachheit und macht das Fotografieren zum Vergnügen.

Die Retinette wurde im Kamerawerk von Nagel in Stuttgart hergestellt, das Kodak 1931 erworben hatte. Die Kodak Retinette II (Typ 160) ist das zweite Modell der Retinetten-Reihe. Nachdem ihr Vorgänger, die Retinette Typ 147 noch eine eigenständige Produktion war, wurde dieses Modell an die Produktionsabläufe der aufwändigeren Retina angepasst. Kodak reagierte mit der „Notfall“-Version auf den Ausbruch des Krieges, als fehlende Komponenten ersetzt werden mussten. Im Vergleich zu seinem Vorgänger hat Kodak die Retinette II mit vereinfachter Optik hergestellt. Die Kameras wurden von 1939 bis 1941 gebaut. Sie kostete in dieser Ausführung 56 RM und wurde in einer Stückzahl von 29.000 Stück hergestellt, so dass sie entsprechend selten ist. Obwohl sie fast 80 Jahre alt ist bekommt man auch heute noch die 35mm Filmpatrone problemlos im Fotohandel.

Schwarzweiß-Fotos umgeben sich mit einem Hauch Nostalgie

Elegant und hochwertig, grafisch und kontrastreich kommen sie daher - diese Schwarz-Weiß-Fotografien vom Brünner Versöhnungsmarsch 2017. Eine Schwarzweiß-Aufnahme ist und bleibt etwas Besonderes, gerade heutzutage, wo man mit jeder Spielzeugkamera Farbfotos machen kann. Das Fehlen von Farbe hebt den Charakter und die Persönlichkeit der Motive hervor. Die Bilder wirken nicht mehr vordergründig emotional, sondern in erster Linie grafisch.

Durch das Entfernen der Farbe liegt der Schwerpunkt auf Licht und Schatten, auf Kontraste, auf Linien, Formen, Strukturen und die Komposition an sich. Die Essenz von Objekten und Situationen wird stärker sichtbar, weil der Betrachter nicht von Farben abgelenkt ist. Diese Schwarzweiß-Bilder Bild kann man fühlen, nicht einfach nur ansehen. Manche Motive wirken dann sogar stärker als in Farbe. Schwarzweiß-Aufnahmen haben etwas Zeitloses, es haftet ihnen eine unverfälschte und originale Wirkung an.

Bilder müssen nicht immer eine tiefere Botschaft haben. Eigentlich gilt es nur schöne Bilder zu machen und Rätsel einzufangen. Das Rätsel der Schönheit und die Schönheit des Rätsels, nur darum geht es, nicht mehr, nicht weniger. Wie der Betrachter die Motive interpretiert und eine versteckte Botschaft sieht, darin ist er vollkommen frei.

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