Neuer Film von Horst Herz

Veröffentlicht am 15.09.2023 in Allgemein

MEINE MUTTER - HEIMATLOS

Wie die Folgen von Krieg und Vertreibung die Seelen der Menschen vergiftet. 

Am frühen Morgen: Anruf aus dem Pflegeheim: „Ihre Mutter ist heute Nacht verstorben. Als letzter noch lebender Angehöriger der Familie mache ich mich auf den Weg“ – so beginnt die 94minütige Filmerzählung von Horst Herz*, die er der „Generation von Frauen, die ausufernden Nationalismus, Rassismus und die Folgen von Krieg und Vertreibung bewältigen mussten“ widmet. Es ist aber auch ein Versuch, die Geschichte seiner Familie zu verstehen.

Nach dem Tod seiner Mutter in einem Pflegeheim rekonstruiert der Dokumentarfilmer Horst Herz anhand von bei der Wohnungsauflösung gefundenen Dokumenten seine Familiengeschichte und das Schicksal einer Generation von Frauen zwischen Krieg, Vertreibung und ständiger Benachteiligung in einem Land, das sie nie gewollt hat. Deshalb wollte seine Mutter auch „Heim ins Reich“ und jubelte Hitler voll Überzeugung zu.

Bei der Filmnacht im Roxy Kino in Dortmund am 11. September 2023 waren Erika Kalkofen-Frahne und ihr Mann Wolfgang mit dabei. Sowohl der Filmemacher Horst Herz als auch die beiden Zuschauer sind Mitglieder der Seliger-Gemeinde. Erika Kalkofen-Frahne hat für uns den Film zusammengefasst:

Ein wesentlicher Teil des Films ist ein Gespräch zwischen Horst Herz und seiner Mutter am Küchentisch vor 12 Jahren, welches er spontan mit einer kleinen Kamera aufgezeichnet hatte. War dem Autor schon damals bewusst, wie schwierig es bald sein würde, authentische Zeitzeugenberichte zu bekommen? Die Mutter berichtet über die Fluchterfahrungen und dadurch erlebte Gewalt und Obdachlosigkeit. Sie bereute später die Eheschließung mit seinem Vater – sie durfte einen vorherigen Freund in der Heimat nicht heiraten, weil er ihrem Vater nicht recht war. Und da kommen sie hoch, die Erinnerungen: Der kleine Horst hörte abends im Bettchen die Streitigkeiten der Eltern. Er erhielt als Kind wenig Zuwendung, ebenso spürte er die Kälte innerhalb der Familie. Dies Frage, wie diese verletzende Lieblosigkeit, diese Selbstbezogenheit, diese Ängste, Leere und Abgestumpftheit, diese Rücksichtslosigkeit, dieses Schweigen und die erschauernde Gefühlskälte seiner Eltern möglich werden konnte, beschäftigte den Autor sein ganzes Leben.

Anhand der Dokumente, Aufzeichnungen, Tagebücher und Fotos aus dem Nachlass erzählt Horst Herz, wie Nationalismus und Rassismus die Seelen der Menschen vergiftet hatte. Er berichtet über seine eigenen Erinnerungen an seine sudetendeutsche Familie: Der Vater ging als 17-jähriger zur SS, obwohl er aus einer sozialdemokratischen Familie in Wildstein, Bez. Eger stammte. Seine Mutter erzählt und wiederholt dies im Sohn-Mutter-Gespräch des Öfteren; dass sie ihrem Mann das Versprechen abgenommen habe, sich nicht an Erschießungen zu beteiligen.

Als die Räumung der Wohnung vorbei ist und der Sperrmüll die Möbel abholt sagt Horst Herz bedeutungsvolle Worte: „Die Dinge müssen zum Schweigen gebracht werden! Vor dem Haufen der alten Möbel stehend, überfällt mich ein langeherbeigesehntes Glücksgefühl. Ich hatte es geschafft! Diese Familienbande zu verstehen, zu überstehen. Mich eben nicht zu versöhnen mit dieser Frau, die meine Mutter war, sondern immer zu spüren, gesiegt zu haben über generationenübergreifende Haltungen und destruktive Wertesysteme. Die Arbeit zu diesem Film hat mir dabei geholfen!“

Das Erleben unseren Großeltern und Eltern während des Nationalsozialismus, sei es bei der Flucht und nicht zuletzt der im Widerstand Tätigen, wirkt generationsübergreifend und wird so weitergegeben, das weiß ich auch aus eigener Erfahrung, kommentiert Erika Kalkofen-Frahne das im Film Gesehene.

 

*Horst Herz ist Filmemacher und Produzent von vorwiegend langen Dokumentarfilmen für Kino und Fernsehen. Er leitet seit vielen Jahren die Master School Dokumentarfilm der Medienwerkstatt Münster.

 

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