Meeting Brno 2019

Veröffentlicht am 03.06.2019 in

Gute Gespräche am Stand der Seliger Gemeinde in Brno/Brünn. Mit dabei: Rainer und Zdena Pasta (2.u.3.v.l.) sowie Christoph Krumpholz (4.v.li.)

 

Der Weg zur Versöhnung führt nach Brünn

Seliger Gemeinde stellte sich bei Meeting Brno 2019 vor

Bei der Abschlussveranstaltung des Brünner Versöhnungsmarsches im Altbrünner Augustinergarten stellten sich ein halbes Dutzend Organisationen vor, die auf dem Gebiet grenzüberschreitender Beziehungen tätig sind. Neben der Ackermann Gemeinde, dem deutsch-tschechischen Zukunftsfonds oder der Initiative Tandem war natürlich auch die Seliger Gemeinde mit einem Stand und Teilen der Ausstellung „Von der DSAP zur Seliger Gemeinde…“ vor Ort.

Wie 2018, als die Seliger Gemeinde erstmals mit einem Ausstellungs-Stand im Augustinergarten vertreten war, zog vor allem die Buchpräsentation von Christoph Krumpholz die Besucher an. Ansichtsexemplare aktueller und klassischer deutsch-tschechischer Literatur sollten Aufsehen erregen und „Lust auf mehr“ erzeugen. Dieses Konzept ging erneut zu 100 Prozent auf. Dabei nutzten viele Besucher auch die Möglichkeit, sich über die Seliger Gemeinde zu informieren.  Anders als 2018 waren die Kommentare an unserem Stand dieses Mal weder von links noch rechts außen beeinflusst, sondern ausschließlich sehr interessiert und sachlich. Wieder erfuhren wir neue persönliche Erlebnisse und Familiengeschichten, die die Besucher gerne erzählten. Doch auch kritische Töne wurden vor allem von (Hobby)-Historikern geäußert: Man vernahm zwar die „warmen Worte“ der Politiker, die Unterstützung der Forschungen vor Ort und der Erhalt historischer Denkmäler lasse aber zu wünschen übrig. Rundum war es eine gelungene Veranstaltung, die hoffentlich weiterhin stattfinden kann.

Marsch der Versöhnung

Bereits zum dreizehnten Mal wurde am vergangenen Samstag in Brno/Brünn der gewaltsamen Vertreibung der deutschen Einwohner gedacht: In der letzten Mainacht des Jahres 1945 wurden rund 27.000 Brünner Bewohner deutscher Muttersprache – Alte, Frauen und Kinder – aus ihrer Heimatstadt vertrieben. Mehr als 2000 (durch Gräber belegt - Schätzungen gehen von 5000 aus) von ihnen überlebten den anstrengenden Weg bis zur österreichischen Grenze nicht. Seit 2015 wird der Gedenkmarsch in entgegengesetzter Richtung begangen, als symbolische Geste der Versöhnung. Dieser Versöhnungsmarsch ist ein in vieler Hinsicht einzigartiges Projekt, das tiefe Gräben zugeschüttet und ein Stück weit die Geschichte Tschechiens bewegt hat. Die Marsch der Versöhnung begann mit einem Gebet am Kreuz, das am Massengrab in Pohořelice/Pohrlitz steht. Die Teilnehmer des Versöhnungsmarsches gingen anschließend rund 32 km bis zum Mendel-Platz in Brno/Brünn.

Der Versöhnungsmarsch ist seit Jahren fester und bedeutender Bestandteil des Festivals Meeting Brno und Jaroslav Ostrčilík und sein Organisationsteam hatten wieder ein vielfältiges Programm zusammengestellt: Bereits um ab 16 Uhr fand im Refektorium der Augustinerabtei eine Begegnung mit Zeitzeugen im Format eines Erzählkreises statt. Um 18 Uhr kamen die Teilnehmer des Versöhnungsmarsches im Garten der Augustinerabtei am Mendelovo náměstí an. Auf die Reden der Oberbürgermeisterin Markéta Vaňková* und dem Oberbürgermeister der Partnerstadt Stuttgart, Fritz Kuhn, folgten Grußworte der Botschafter Deutschlands, Japans, Österreichs und Ungarns. Es folgte der Gedenkakt mit dem Anzünden von Kerzen vor dem Denkmal für die Vertriebenen aus Brünn.

Den festlichen Rahmen bot die Feier zur dreißigjährigen Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Brno/Brünn. Hierzu spielten Schülerinnen und Schüler der Musikklassen beider Musikhochschulen sowie zum Abschluss das Shadow Quartet *. Die Stimmung war bestens - dazu hat auch die wunderbare klassische Musik  beigetragen. Besonders aufgefallen ist, dass dieses Jahr sehr viele junge Menschen an der veranstaltung teilnahmen.

"Jetzt, da wir haben, was wir wollten"

Das Festival Meeting Brno brachte auch in der 4. Auflage eine bunte Mischung von Diskussionsforen und kulturellen Veranstaltungen nach Brno/Brünn. Das Festival startete am 29. Mai und bot unterschiedlichste Veranstaltungen für alle Altersgruppen im öffentlichen Raum an. Das diesjährige Thema des Festivals "Jetzt, da wir haben, was wir wollten" bezog sich auf die Freiheit und fragte nach, was die Menschen vor dreißig Jahren eigentlich wollten, ob sie nun tatsächlich haben, was sie wollten, und was sie jetzt für ihre Zukunft machen können. Das Kulturfestival Meeting Brno bot dazu eine Plattform für Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Meinungen, Kulturen und Religionen.

Nachdem das totalitäre Regime in der Tschechoslowakei auf samtene Weise gestürzt wurde, schien das Land seine klare Orientierung gefunden zu haben. Mit dem Beitritt zur NATO und EU schloss sich die Tschechische Republik den westlichen demokratischen Strukturen an, die eine Garantie der Freiheit waren, nach der sich im November 1989 so gut wie alle sehnten. Zurzeit aber sieht es aus, als würde sich das Land eher nach einem Gefühl der Sicherheit zu sehnen. Deshalb stellte die diesjährige Ausgabe des Festivals unter anderem die Frage, wie sich Sicherheit und Freiheit in einem demokratischen Staat vereinbaren lassen und welche Rolle dabei die Zugehörigkeit zur EU und NATO spielt. Gäste aus mehreren postkommunistischen Ländern Mitteleuropas berichteten von der gesellschaftlichen Lage und Wahrnehmung der westlichen Institutionen in ihren Ländern mit ähnlichen historischen Erfahrungen. Ein Fokus galt aber auch der Zeit vor 1989 und der Erinnerung, wie die Sicherheit innerhalb der streng überwachten Grenzen aussah. Wie lebten damals Gruppen und Personen, die den vom totalitären Regime gebildeten Schablonen nicht entsprachen, und was hat ihnen die November-Revolution gebracht?

* Die Anwältin Markéta Vaňková (41, ODS) ist die neue Oberbürgermeisterin der mährischen Großstadt Brno/Brünn. Sie löste im November 2018 Petr Vokřál (ANO) im Amt ab, der vier Jahre lang die Geschicke der Stadt leitete. In der zweitgrößten Stadt Tschechiens haben sich nach der Kommunalwahl Bürgerdemokraten (ODS), Piraten, Sozialdemokraten (ČSSD) und Christdemokraten (KDU-ČSL) auf eine Koalition geeinigt.

*Band Shadow Quartet - Diese einzigartige Musikerformation entstand Ende der neunziger Jahre als Reaktion auf das zeitgenössische Gesicht der klassischen Musik. Ziel dieser Gruppierung ist daher die Interpretation klassischer Musik in nichttraditionellen Arrangements. Das umfangreiche Repertoire der Band umfasst auch Film-, Musik- und Unterhaltungsmusik.

 

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