Meeting Brno 2018

Veröffentlicht am 04.06.2018 in

Seliger-Gemeinde stellte sich bei Meeting Brno 2018 vor

Geschichte der Sudetendeutschen Sozialdemokratie weitgehend unbekannt - Europa-Proklamation findet auch in Tschechien Zustimmung

 

Zum vierten Mal wurde zum Gedenken an die Vertreibung der deutschsprachigen Brünner der Weg der Versöhnung entgegen der Richtung des Todesmarsches von 1945 begangen. Zum feierlichen Abschluss des Versöhnungsmarsches, an dem neben Oberbürgermeister Petr Vokřál auch zahlreiche Gäste aus den Nachbarländern und Zeitzeugen teilnahmen, stellten sich erstmals Vertriebenen-Organisationen in Brno/Brünn vor. Die Seliger-Gemeinde präsentierte sich neben der Ackermann-Gemeinde, der Sudetendeutschen Landsmannschaft und dem Österreich Institut Brno.


 

Die 32 Kilometer entlang der historischen Route von Pohořelice/Pohrlitz bis zur Augustinerabtei in Brno/Brünn war aufgrund des heißen Wetters dieses Jahr für die rund 250 Teilnehmer eine besondere Herausforderung. Für die Seliger-Gemeinde nahmen Bundesvorsitzender Dr. Helmut Eikam mit Frau, Christoph Krumpholz und Monika Feist aus Waldkraiburg teil. Extra angereist war auch Joachim Just aus München. Zum feierlichen Abschluss sprachen Oberbürgermeister Petr Vokřál, der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt und der Initiator der Erinnerungsmärsche Jaroslav Ostrčilík. Rainer Pasta und seine Frau betreuten den Ausstellungsstand der Seliger-Gemeinde im Garten der Augustinerabtei.

 

Interessante, aber auch kontroverse Diskussionen

 

Auch dieses Jahr demonstrierten Kommunisten und Nationalisten gegen den Versöhnungsmarsch. So wundert es auch nicht, dass gerade auch einzelne Mitglieder dieser beiden Gruppierungen meinten, als erstes ihren Unmut über die Veranstaltung am Stand der Seliger Gemeinde zum Ausdruck zu bringen. Da die Einlassungen ruhig und sachlich verliefen, trugen sie zum allgemeinen Stimmungsbild bei und repräsentierten einen Teil der Bevölkerung, die weder die Ursachen noch die Wirkung der deutsch-tschechischen Tragödie im und nach dem 2. Weltkrieges ernsthaft reflektieren und die Opfer, insbesondere die der deutschen Bevölkerung, als solche anerkennen will. Dieser Gruppe gegenüber standen Tschechen, die sich mit der Thematik offen auseinandergesetzt haben und das begangene Unrecht gegenüber der deutschen Bevölkerung wohl erkennen können. Dazwischen standen die Zeitzeugen beider Nationalitäten, die ihr ganz persönliches Erleben darstellten.

 

Allen gemeinsam war aber die Tatsache, dass die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokratie, die bis zum Münchner Abkommen die tschechische Republik und damit ihre Heimat gegen Hitlerdeutschland verteidigte, weitgehend unbekannt ist. Die Ausstellung „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“, die in ausgewählten Teilen präsentiert wurde, informierte die Besucher über die Arbeit der Sozialdemokraten in der Regierung und ihren Mut im Widerstand zu den Nazis. Dass ihre namhaften Vertreter dafür - noch vor den Tschechen - mit Verfolgung, Gefangennahme und dem Tod bezahlen mussten, wenn sie sich nicht ins Exil retten konnten, brachte den einen oder anderen zum Nachdenken. „Mehr war durch diesen kurzen Auftritt nicht zu erwarten“, so Rainer Pasta, der den Stand betreute und sich über das rege Interesse freute. Sollte dies ein Probelauf für einen baldiger Sudetendeutschen Tag in Brno/Brünn gewesen sein, so könne man dies als durchweg gelungen bezeichnen, so Pasta, der aber anmahnte, die verbleibende Zeit bis zu dessen Realisierung weiter für gemeinsame Aktionen zu nutzen.

 

Der Brünner Versöhnungsmarsch

 

In der letzten Mainacht 1945 wurden über zwanzigtausend Brünner deutscher Muttersprache – Alte, Frauen und Kinder – aus ihrer Heimatstadt vertrieben. Mehr als 1700 von ihnen überlebten den anstrengenden Weg bis zur österreichischen Grenze nicht, weshalb dieser Gewaltexzess als Brünner Todesmarsch in die Geschichtsschreibung einging. Die Auseinandersetzung der tschechischen Gesellschaft mit der Vertreibung der Deutschen nach dem zweiten Weltkrieg hatte einen Höhepunkt im Jahr 2015 mit dem Versöhnungsmarsch und der damit verbundenen Deklaration zur Versöhnung und einer gemeinsamen Zukunft, mit der der Brünner Stadtrat den Gewaltakt von 1945 bedauerte. Die Veranstaltung baute auf den seit Jahren durchgeführten Gedenkmärschen nach Pohořelice auf, wobei seit 2015 der Versöhnungsmarsch in der Gegenrichtung gegangen wird - als symbolische Geste der Versöhnung vom Massengrab in Pohořelice (Pohrlitz) zurück nach Brno (Brünn). Am Vorabend lud die Stadt Brünn ihre ausländischen Gäste zur Vorführung des Dokumentarfilms Rozvzpomínání (Erinnerungsvermögen) ein, der vom letztjährigen Treffen der Nachkommen der jüdischen Familien in Brünn erzählte.

 

Europa-Proklamation erstmals in Tschechien vorgestellt

 

„Gerade wegen der kontroversen Diskussion zum Thema `Schuld und Vertreibung` ist es wichtig, sich die Hand zu reichen“, so der Tenor der dargebotenen Grußworte. Die Bereitschaft sich die Hand über die Geschehnisse der Vergangenheit hinweg zu reichen, sei der einzige Weg zur Verständigung und Versöhnung, so Seliger-Bundesvorsitzender Dr. Helmut Eikam im Gespräch mit dem Brünner Oberbürgermeister Petr Vokřál am Stand der Seliger-Gemeinde. Hier wurde die Europa-Proklamation erstmals in Tschechien vorgestellt und Petr Vokřál setzte mit den Worten „das kann ich nur unterschreiben“ als erster seinen Namen auf die Unterstützerliste. Weitere Personen – von der Zeitzeugin bis zum Studenten – folgten seinem Beispiel.

 

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