Sudetendeutscher Tag 2018

Veröffentlicht am 07.06.2018 in

Text: Ingrid Sauer und Rainer Pasta

„Wenn es um Frieden geht muss man Haltung zeigen“

Vortragsveranstaltung der Seliger-Gemeinde am Sudetendeutschen Tag 2018: „Sudetendeutschen Sozialdemokraten als Quelle des Friedens in Europa“

Auch am 69. Sudetendeutschen Tag war die Seliger Gemeinde wieder prominent vertreten. Der Höhepunkt jedoch war die Vortragsveranstaltung am Samstag. Die Begrüßung nahm der Co-Vorsitzender der Seliger-Gemeinde, Albrecht Schläger vor. Die Erwähnten zeigten, welche Vielfalt an Persönlichkeiten erschienen wäre, die sich intensiv für die deutsch-tschechische Verständigung einsetzen. U.a. gaben sich hohe tschechische Würdenträger wie Michaela Marksova, Vizechefin der CSSD, Libor Roucek MdEP und Jan Sicha, Ex-Dissident, Historiker und Journalist ebenso die Ehre, wie Aktive auf deutscher Seite, z.B. Hanna Zakhari (Trägerin des Wenzel-Jaksch-Gedächtnispreises) aus Brünn, Ruth Müller MdL, Dr. Peter Becher vom Adalbert Stifter Verein und Ingrid Sauer vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München.


 

In seiner Hinführung zum Thema "Die Sudetendeutschen - Quelle des Friedens in Europa" nannte Albrecht Schläger die wesentlichen Grundbedingungen der Themenstellung: Zunächst ging er auf die geographische Lage Böhmens in Mitten Europas ein, die schon per se eine Sonderstellung bedeutet. Begann 1899 mit Viktor Adler (Viktor Adler war der Begründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn) das Brünner Programm, so wurde dies durch den „Mährischen Ausgleich“ wenige Jahre später 1905 noch erweitert. Josef Seliger galt als richtungsweisender Politiker, dessen Vision durch Wenzel Jaksch fortgeführt wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg bildeten das „Wiesbadener Abkommen“ und die „Charta der Heimatvertriebenen“ einen Meilenstein, an dem wiederum die Sozialdemokraten maßgeblich beteiligt waren. Dadurch kann festgehalten werden, dass sich die Seliger-Gemeinde schon sehr früh an die Spitze all derer stellte, die Frieden für die Zukunft erwirken wollen. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch den sogenannten "Kalten Krieg" bis hin zu den „Brannenburger Thesen“ des Jahres 1998. Diese stellten nach der samtenen Revolution in der tschechoslowakischen Republik die Grundlage für die guten Beziehungen mit Tschechien dar.

 

Volkmar Halbleib MdL stellte schon im ersten Satz Seiner Rede klar, wie überaus aktuell das heutige Thema sei, „denn über Frieden spricht man immer nur dann, wenn er in Gefahr ist“. Das Erstarken von nationalen Bewegungen diesseits und jenseits des Atlantiks sowie in Asien sei 2018 wirklich ein Anlass zum Nachdenken.

 

Seine forschungsleitende Frage lautete: Waren die Sudetendeutschen denn wirklich immer eine Quelle des Friedens? Und die Antwort fällt so differenziert aus, wie auch die Wirklichkeit war. Halbleib kommt zu dem Schluss, dass dies in den wechselvollen Zeiten der böhmischen Geschichte jeweils nur dann der Fall war, wenn sich die deutschsprachige Bevölkerung - stets die Sudetendeutschen Sozialdemokraten! - bewusst war, dass der Nationalismus etwas Trennendes ist, völlig im Gegensatz zu der bis dahin gelebten friedlichen Koexistenz. So waren die Sudetendeutschen Sozialdemokraten auch die ersten, die aus ihrem Land vertrieben wurden - und zwar von den Nazis und der deutschen Besatzungsmacht.

 

Dies und noch weitere Entwicklungen wies Halbleib anhand von neun Stationen der Geschichte des 20. Jahrhunderts nach und kam schließlich auch zu dem Schluss, dass es die sozialdemokratische Ostpolitik war, die die Annäherung an die CSSR wieder ermöglicht habe und zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen in den 1970er Jahren führte. Ebenso traten sie als Brückenbauer nach der samtenen Revolution in Erscheinung. „Insofern - und das ist der gute Schluss - waren es stets die Sozialdemokraten, die der Quelle des Friedens in Vergangenheit und Zukunft waren und sind“, so Halbleib.

 

Der Co-Vorsitzende der Seliger Gemeinde, Helmut Eikam, dankte dem Referenten für seinen interessanten Vortrag und resümierte die Rolle der Sudetendeutschen als Quelle des Friedens in Europa, bevor er die Fragerunde eröffnete, die vielfältig angenommen wurde. Bis auf einzelne Personen sahen die meisten Sudetendeutschen die Seliger-Gemeinde als Brückenbauer für Europa: „der revanchistische Gedanke sei einer Zukunft in einem friedlichen Europa gewichen“. Insbesondere Libor Roucek MdEP a.D. äußerte sich sehr positiv zur Rede von Volkmar Halbleib.

 

Als Referentin über „Die Sudetendeutschen - Quelle des Friedens in Europa“ hatte die Seliger Gemeinde Rita Hagl-Kehl, die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministein für Justiz und Verbraucher Schutz, angekündigt. Leider lag die neue Staatssekretärin am Pfingstwochenende im Krankenhaus. So sprang Volkmar Halbleib, MdL und Sprecher der SPD-Fraktion für Heimatvertriebene und Aussiedler im Bayerischen Landtag, in die Bresche.

 

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