Frühjahrsseminar 2018 in Bad Alexandersbad

Veröffentlicht am 29.05.2018 in

In einer unterhaltsamen Gesprächsrunde mit Diana Bäse, Landesvorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Sachsen und Markus Harzer, Vorstandsmitglied im Reichsbanner Hessen, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Hessen seit 2015 und Mitglied der Seliger-Gemeinde seit 2010, vertiefte der Journalist Ulrich Miksch das Thema „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“.

Neuorientierung trotz der Wahrung einer langen Tradition gelungen

Auftrag: Die gemeinsame Geschichte mit Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und dem österreichischen Schutzbund weiter erforschen und vertiefen

 

Nachdem Johannes Kahrs, MdB und Bundesvorsitzender des Vereins Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold - Bund aktiver Demokraten e.V., beim Festakt im Rathaus von Eger/Cheb die Bedeutung der paramilitärischen Einheiten der Sozialdemokratie zum Schutz der Demokratie und der Republik in der Tschechischen Republik und im Deutschen Reich hervorgehoben hat, konnte der Journalist Ulrich Miksch in einer unterhaltsamen Gesprächsrunde das Thema vertiefen. Am Morgen des letzten Seminartages moderierte er das Gespräch mit Diana Bäse, Landesvorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold in Sachsen und Markus Harzer, Vorstandsmitglied im Reichsbanner Hessen, Landesobmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Hessen seit 2015 und Mitglied der Seliger-Gemeinde.

 

 

Wie mit der Republikanischen Wehr in der Tschechoslowakei entstand auch in Deutschland eine Organisation zum Schutz der Republik. Das Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war eine überparteiliche Wehrorganisation zum Schutz der Demokratie. Sie wurde durch die Nationalsozialisten 1933 verboten. 1953 wurde der Verband wiedergegründet und widmet sich heute der politischen Bildungsarbeit. Dem Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold ist die Neuorientierung trotz der Wahrung einer langen Tradition gelungen – die Wende, die der Seliger-Gemeinde noch bevor steht.

 

„Es weht ein unguter Wind durch das Land,“ erklärte Diana Bäse mit „Blick auf die Wahlerfolge der AfD, die Stimmungsmache gegen die Europäische Union, gegen Ausländer, Muslime, gegen den Bau von Moscheen und gegen die Parteiendemokratie“. Dies und die Angriffe auf demokratisch gewählte Politiker zeigten auf erschreckende Art und Weise, dass die Akzeptanz für einen freiheitlichen, demokratischen Staat mit einer lebendigen Parteiendemokratie und einer toleranten Gesellschaft schwinde, so Bräse weiter. „Es ist Aufgabe des Reichsbanners, gegen diese Stimmungen ein klares Wort zu erheben und Vorbild zu sein für demokratisches Engagement“, ergänzte Markus Harzer.

 

„Auf die Gründung der nationalsozialistischen SA (1921) und des kommunistischen „Rote Frontkämpferbundes“ (18. Juli 1924) reagierten die demokratischen Parteien am 22. Februar 1924 mit der Gründung einer eigenen paramilitärischen Organisation, dem „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Die Initiative hierzu ging von der SPD aus, getragen wurde die Organisation aber auch von der Zentrumspartei, der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) sowie von den Gewerkschaften. Die Hauptaufgabe sah das Reichsbanner in der Verteidigung der Weimarer Republik gegen deren rechts- und linksextremistischen Feinde und war die größte paramilitärische Organisation in der Weimarer Republik“, erfuhren die Zuhörer während des informativen und kurzweiligen Gesprächs, das Ulrich Miksch mit den Vertretern des Reichsbanners führte.

 

Im Reichsbanner existierten zwei Organisationsebenen nebeneinander: die politische Ebene als eingetragener Verein und die technische Ebene als Kampfverband. Dem Reichsbanner gehörten 1932 ein bis zwei Millionen Mitglieder an. Nachdem die NSDAP bei der Reichstagswahl 1930 erhebliche Wahlerfolge verbuchen konnte, versuchte das Reichsbanner im September dem verstärkten Straßenterror der SA-Einheiten durch eine Umstrukturierung der technischen Ebene entgegenzutreten. Bis Februar 1933 sterben 47 Reichsbannerleute im Straßenkampf. Im März 1933 wurde das Reichsbanner von den Nationalsozialisten zerschlagen. Die Mitglieder wurden von diesem Zeitpunkt an systematisch verfolgt, in Konzentrationslager deportiert und zum Teil ermordet. In die Illegalität gedrängte Reichsbanner-Gruppen stellten einen wichtigen Bestandteil des sozialdemokratischen Widerstandes gegen das NS-Regime dar.

 

1953 erfuhr der Verband als Verein seine Wiedergründung und setzt seither die Arbeit für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Rahmen der Bildungsarbeit mit Jugendlichen, der aktiven Erinnerungspflege an die Opfer der beiden deutschen Diktaturen, friedlichen Aktionen gegen Extremismus jedweder Form sowie der Durchführung von Veranstaltungen zur geschichtlichen, politischen und kulturellen Bildung fort. Der Verein kooperiert dazu mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Friedrich-Ebert-Stiftung. „Das Bekenntnis zum Grundgesetz und der Bundesrepublik Deutschland sind zentrale Bestandteile der Arbeit des Vereins wie der Einsatz für ein solidarisches und weltoffenes Miteinander, ein friedliches Europa, die repräsentative Demokratie oder die selbstbewusste Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft“, erläuterte Markus Harzer.

 

„Unsere Vereinsmitglieder engagieren sich mit dem Ziel, die freiheitlich-demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland zu bewahren und zu stärken und derer zu gedenken, die unter Einsatz ihres Lebens für den Erhalt der ersten deutschen Demokratie gekämpft haben, um zu verdeutlichen, dass es Wachsamkeit und ihres Engagements für unsere Demokratie dringend bedarf. Mit der Vermittlung staatsbürgerlicher Bildung in Seminaren, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Projektfahrten insbesondere mit Schülern und jungen Menschen legen wir die Grundlage für das Bewusstsein, dass elementare Freiheits- und Menschenrechte sowie Wohlstand und sozialer Friede auch heutzutage täglich neu erstritten werden müssen“, ergänzte Diana Bäse. Als Verein bekenne sich das Reichsbanner uneingeschränkt und überparteilich zu einem „demokratischen Grundkonsens“ aller demokratischen Parteien und Akteure, die auf dem Boden des Grundgesetzes stünden, und werbe nicht nur aktiv für ein positives Bekenntnis zu unserem Land, sondern vor allem für eine Gesellschaft, die auf den Prinzipien von Demokratie, Freiheit, Toleranz und Rechtsstaatlichkeit basiere.

 

Beispiele aus der Geschichte

 

Die Verbindung zwischen Reichsbanner und DSAP beschreibt die Geschichte von Alfred Wartmann. Er war von Beruf Fahrer der Berliner Konsumgenossenschaft gewesen und als Funktionär der SPD und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold häufig mit den Nationalsozialisten in Konflikt geraten. Am 21. Juni 1933 war auch er ins Köpenicker Amtgerichtsgefängnis verschleppt worden, konnte aber mit Hilfe eines Schulfreundes, der bei der SA war, entkommen. Die Eheleute Wartmann flüchteten sofort aus Köpenick, und nachdem sie einige Tage in Bodenbach an der Elbe verbracht hatten, gingen sie über die grüne Grenze der Sächsisch-Böhmischen Schweiz nach Prag ins Exil.

 

Auch Paul Feller (1915–1944), von Beruf Bootsbauer, war Mitglied des Reichsbanners und in der sozialistischen und Gewerkschaftsjugend aktiv. Nach Aussage seiner Mutter, Elise Feller, wurde ihr Sohn während der Köpenicker Blutwoche von der SA verschleppt und misshandelt. Wieder frei gekommen, tauchte Feller sofort unter und flüchtete schließlich mit seinem Freund Paul Hasche in die Tschechoslowakei.

 

Auch Otto Wels war Mitglied im Reichsbanner. Während der kritischen Tage des Kapp-Putsches gegen die neue Republik leitete Wels zusammen mit dem Gewerkschaftsführer Carl Legien den Generalstreik gegen die republikfeindlichen Militärs. In den 1920er Jahren war Wels einer der tatkräftigsten Förderer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Gleichzeitig gehörte er zum Vorstand der SPD und wurde nach 1931 ihr erster Vorsitzender.

 

Schwarz-Rot-Gold - die Flagge der Demokraten

 

In den Jahren der Weimarer Republik kam es im Reichstag zu erbitterten Kämpfen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, die beide ständig versuchten, die Verabschiedung von Regierungsmaßnahmen zu verhindern. Gleichzeitig bekämpften sich ihre jeweiligen paramilitärischen Kampftruppen, die Sturmabteilung (SA) einerseits und der Rotfrontkämpferbund andererseits gegenseitig (und die sozialdemokratisch orientierte Reichsbanner-Organisation) in den Straßen und Bierkellern überall im Land. Nicht ohne Grund hieß die Republikschutzorganisation von SPD, Teilen des Zentrums und der Freisinnigen damals „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“. Jeder wusste, was damit gesagt werden sollte. Nicht ohne Grund wurde dann 1933 die deutsche Trikolore aus der Öffentlichkeit verbannt, löste Schwarz-Weiß-Rot im speziellen Nazi-Design die demokratischen Farben ab.

 

„Die gemeinsame Geschichte – auch mit dem österreichischen Schutzbund – soll weiter erforscht und vertieft werden“, so das Ergebnis der Gesprächsrunde und dafür gab es anhaltenden Applaus der Seminarteilnehmer.

 

 

 

Jahresmotto 2024

 

Böhmen liegt nicht am Meer

Josef-Seliger (1870 - 1920)

Ausstellung

 

Film

Volkshaus.net

100 Jahre DSAP

Zur Jubiläumsseite - Zum Geburtstags-Tagebuch

Zum Bundesverband

Die Brücke

 

Mach doch mit!

WebSozis

Soziserver - Webhosting von Sozis für Sozis WebSozis

gefördert durch:

        

   

Wir bedanken uns bei den genannten Fördermittelgebern für die Unterstützung!