Fahrt nach Aussig 2018

Veröffentlicht am 21.05.2018 in

Relief an der Grabstätte von Josef Seliger in Teplitz-Schönau

 

Auf den Spuren der DSAP nach Nordböhmen

Kultur- und Begegnungsreise der Seliger-Gemeinde München vom 10. bis 13. Mai 2018

 

Die diesjährige Kultur- und Begegnungsreise der Seliger-Gemeinde München führte vom 10. bis 13. Mai 2018 nach Teplitz/Teplice, Aussig/Ústí nad Labem und Tetschen-Bodenbach/ Děčín - alles für die sudetendeutsche Sozialdemokratie bedeutende Städte. Doch nicht nur die Spuren der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) sondern auch die aktuelle politische Situation in Tschechien interessierten die rund 30 Teilnehmer. Während der Reise wurden das Grab von Josef Seliger, das Geburtshaus von Volkmar Gabert und schließlich die Gedenktafel für Ludwig Cech in Theresienstadt besucht, wo jeweils den ehemaligen Vorsitzenden der DSAP bzw. der Seliger-Gemeinde gedacht wurde. 

 

 

Bereits auf dem Weg nach Aussig/Ústí nad Labem machte die Gruppe Station in Teplitz/Teplice wo Waldemar Deischl, Reiseleiter und Vorsitzender der Seliger-Gemeinde Orstgruppe München, den Gründer und ersten Vorsitzenden der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP), Josef Seliger (1870-1920), an dessen Grab würdigte. Mit dem deutschen Volkslied „Die Gedanken sind frei“ gedachte die Gruppe auch Volkmar Gabert (1923-2003) an dessen Geburtshaus in Dreihunken/Drahůnky. Gabert war, nach Flucht und Exil in England, von 1962 bis 1976 Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag und von 1963 bis 1972 bayerischen Landesvorsitzender.

 

Da viele Teilnehmer ihre familiären Wurzeln in Aussig haben, war die ereignisreiche Geschichte der deutschen Sozialdemokratie in Aussig zentrales Thema der Reise. So stand im heutigen Aussig/Ústí nad Labem, neben dem historischen Stadtrundgang mit dem Historiker Thomas Oellermann, der Besuch des Collegium Bohemicums an. Hier informierte sich die Seliger-Gemeinde im Stadtmuseum über den  Stand der Dauer-Ausstellung „Geschichte der Deutschen in Böhmen“, die 2019 eröffnet werden soll. Ein Ausflug zur Burg Schreckenstein rundete den zweiten Tag ab.

 

2014 zeigte die Seliger-Gemeinde ihre Ausstellung zur Geschichte der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei (DSAP) in Pirna. Daher stammt der enge Kontakt zur SPD in Prina und das Engagement für ein von dort unterstütztes Roma-Projekt. Da die Thematik bereits im Frühjahrsseminar des Seliger-Bundesverbandes aufgegriffen wurde, besuchte die Münchner Gruppe sm dritten Tag die Grenzstadt Děčín/Tetschen-Bodenbach. Die Begegnung im Roma-Zentrum Děčín-Boletice hatte der Koordinator der SPD-AG Euroregion Elbe-Labe, Klaus Fiedler, mit dem Thomas Oellermann geplant. Miroslav Grajcar, der Leiter des Zentrums stellte das Projekt vor und beantwortete die interessierten Fragen der Teilnehmer.

 

Ein weiterer Programmpunkt war der Besuch des Freilichtmuseums Zubrnice/ Saubernitz. Das Dorf wurde 1352 erstmals urkundlich erwähnt. Die Bewohner des Marktfleckens lebten vor allem von der Landwirtschaft. Bedeutung hatte der Obst- und Hopfenanbau. Das Museum der volkstümlichen Architektur bietet einen Einblick in die traditionelle ländliche Lebens- und Wohnweise im Böhmischen Mittelgebirge. Es handelt sich um das erste Freilichtmuseum in Böhmen. Stattliche Bauernhäuser mit Heißluft-Obsttrockenanlagen, ein alter Dorfladen und die Dorfschule umschließen den Dorfplatz mit einem barocken Holzbrunnen aus dem Jahre 1695, der aus dem Dorf Střížovice bei Ústí nad Labem hierher gebracht worden ist. Zu dem Areal gehört auch noch die barocke Maria-Magdalena Kirche und ein Eisenbahnmuseum.

 

Der Abschluss der Kultur- und Begegnungsreise führte die Mitglieder der Seliger-Gemeinde München nach Theresienstadt/ Terezín. Das Theresienstädter Konzentrationslager erfüllte vier Aufgaben: es war Gestapogefängnis, ein Transitlager auf dem Weg in die großen Vernichtungslager, es diente im Rahmen der Judenpolitik der Vernichtung von Menschen und – zeitweilig – der NS-Propaganda als angebliches Altersghetto. Nach dem Osten wurden aus Theresienstadt über 100.000 tschechische und deutsche Juden deportiert.

 

Unter der Leitung des Rechtsanwalts Ludwig Czech (1870-1942) aus Brünn gehörte die deutsche Sozialdemokratie der Tschechoslowakei zu den Kräften, die den jungen Staat stützen und sich um die Verständigung zwischen Tschechen und Deutschen bemühten. Als Schulminister sowie als Sozial- und später als Arbeitsminister gehörte Ludwig Czech von 1929 bis 1938 auch der tschechoslowakischen Regierung an. Trotz eines Ausreisevisums wollte der ehemalige DSAP-Vorsitzende Ludwig Czech seine Heimat 1938 nach dem Münchner abkommen nicht verlassen. Als Jude und Sozialdemokrat doppelt verfolgt, wurde er 1942 von den Nationalsozialisten nach Theresienstadt verschleppt, wo er nach kurzer Zeit ums Leben kam. Erst Jahrzehnte später konnten sich Tschechen, Österreicher und Deutsche gemeinsam zum Erbe Ludwig Czechs bekennen. Bevor die Reisegruppe den Heimweg antrat, gedachte die Seliger-Gemeinde an der Gedenktafel für Ludwig Czech am Hauptplatz in Theresienstadt/ Terezín dem ehemaligen Vorsitzenden der DSAP.

 

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