Dr. Helmut Eikam bei der SPD in Gröbenzell

Veröffentlicht am 12.07.2017 in

(Text: Manfred Amann Foto: Carmen Voxbrunner /SZ vom 11.7.17)

Der Gröbenzeller SPD-Ortsvorsitzende Franz Eichiner (rechts) bedankt sich bei Gastredner Dr. Helmut Eikam mit einem Geschenk.

 

Wertegemeinschaft in der Krise Plädoyer für ein vereintes Europa

Der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Sozialdemokraten warnt als Gast der Gröbenzeller SPD vor den Folgen eines Rückfalls in die Nationalstaatlichkeit. Er bezeichnet die österreichisch-ungarische Monarchie als Vorbild, was auch kritisiert wird.

72 Jahre ohne Krieg und ein Leben unter rechtsstaatlichen Bedingungen in einer Wertegemeinschaft sind das Ergebnis der Entwicklung Europas seit der Nachkriegszeit. Ein Rückfall in die Nationalstaatlichkeit, wie von Rechtspopulisten und machtbesessenen Staatslenkern wie Erdogan geschürt, wäre fatal, daher gebe es für die Seliger-Gemeinde Sudetendeutscher Sozialdemokraten zu einem vereinten Europa keine Alternative. Nur ein Staatenbund, der sich zu einem Bundesstaat freier Völker entwickeln sollte, der die Grundrechte und bürgerlichen Freiheiten sowie die Meinungs-, Presse- und Glaubensfreiheit sowie das Recht auf Information schützt, könne den Menschen eine friedliche Zukunft in Freiheit bieten.

Diese Ansicht des Bundesvorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Helmut Eikam, fand am Montag auf einer Veranstaltung des Gröbenzeller SPD-Ortsverbandes durchweg Unterstützung. "Wir schließen uns dem Wunsch nach einem gefestigten Europa an", sagte der SPD-Ortsvorsitzende Franz Eichiner. Doch in der Diskussion wurden einige Darstellungen des Gastredners durchaus kritisiert. Der 74-jährige Rechtsanwalt hatte einleitend zum Vortrag "Europas Werte - Europas Zukunft" die einstige Monarchie Österreich-Ungarn als Muster für Europa bezeichnet, was einem Besucher widerstrebte, da diese Staatsorganisation nicht von Erfolg gekrönt gewesen sei.

Eikam verteidigte jedoch seine Meinung mit dem Hinweis auf die dahintersteckende Idee, eine Vielzahl von Ethnien in einem Haus mit zwei weitgehend souveränen Staaten zu vereinen. Bemängelt wurde auch, dass der Redner Missverhältnisse, zum Beispiel im Finanz- und Sozialbereich, weitgehend ausklammerte. Woraufhin Eikam deutlich machte, dass man das europäische System selbstverständlich verbessern müsse, wobei die Stärkung des Europaparlaments ein wichtiger Schritt wäre.

Der in Eger (Böhmen) geborene und in Aichach-Schrobenhausen lebende Anwalt, der den SPD-Kandidaten Martin Schulz als "der richtige Mann auf dem Kanzlerstuhl" würdigte, verurteilte die "Amerika-first-Politik" des US-Präsidenten Donald Trump aufs Schärfste, weil dadurch die gewachsene Beziehung zwischen Europa und den USA erheblich gestört werde. Eikam führte zudem an, dass nach der Wiedervereinigung Deutschlands der Bau einer Mauer zur Abschottung als "überholt" betrachtet worden sei. Trumps Vorgänger Ronald Reagan habe 1985 dem sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow noch zugerufen "Gorbatschow reiß die Mauer nieder". Durch Trump sei die Mauer wieder zu einem politischen Mittel geworden.

Europa müsse sich stärken, um sich zwischen den Blöcken behaupten und das angestammte Wertesystem verteidigen zu können, mahnte Helmut Eikam. Dazu gehöre auch die Abkehr von der aus den USA übergeschwappten "Wild-West-Finanzpolitik". "Ein Gespenst geht um in Europa", warnte der Proeuropäer mit Bezug auf die Proklamation der Seliger-Gemeinde auf ihrer Bundesversammlung im Oktober 2016 in Bad Alexandersbad. Längst überwunden geglaubte Fantasievorstellungen von Nationalökonomie, Intoleranz gegenüber Religionen oder verschiedene Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit würden an Zuspruch gewinnen. Die Menschen, welche das Grauen des Zweiten Weltkrieges oder die Zeit der Not kurz danach noch selbst erlebt hätten, warnten vor einem Wiederaufleben des Nationalismus in Europa, doch die Stimmen würden altersbedingt immer weniger.

Eikam gab sich aber auch zuversichtlich. Schließlich habe der Brexit in vielen Ländern Europas zu einer Verunsicherung und infolgedessen zu einem Umdenken hin zu mehr Europa geführt. Einer Umfrage zufolge würden zurzeit 70 Prozent der Menschen in den Mitgliedsländern einen Ausbau Europas befürworten.

Viele Europäer hätten inzwischen wohl verstanden was Josef Seligers für das Brünner Nationalitätenprogramm von 1899 im übertragenen Sinne formulierte: "Europa wird sein ein Bund freier Völker oder es wird nicht sein".

 

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