Erinnerung an Dr. Ludwig Czech

Veröffentlicht am 01.06.2017 in

Von MICHAELA MARKSOVÁ, Arbeits- und Sozialministerin der Tschechischen Republik und stellv. Vorsitzende der CSSD

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck und der Ko-Vorsitzende der Seliger-Gemeinde Dr. Helmut Eikam im Mai 2014 an der Gedenktafel für Ludwig Czech im ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt

 

Erinnerung an meinen sudetendeutschen Amtsvorgänger in der tschechischen Regierung

Vor 75 Jahren starb Ludwig Czech, Vorsitzender der DSAP und mehrfacher tschechoslowakischer Minister

Vor 75 Jahren starb Ludwig Czech im KZ Theresienstadt, einer meiner Amtsvorgänger in der ersten Tschechoslowakischen Republik. Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (1921 bis 1938) und Inhaber verschiedener Ministerämter in der tschechoslowakischen Regierung (1929 bis 1938) war Mitte März 1942 mit seiner Frau aus Brünn verschleppt worden. Bereits am 20. August 1942 starb Czech an einer Lungenentzündung, die wohl den schlimmen Lebensumständen im KZ geschuldet war. Seine Frau überlebte Theresienstadt und legte nach ihrer Rückkehr 1945 nach Brünn, wo sie, da mittellos, nicht bleiben konnte, vom Tod ihres Mannes und der Verbringung in ein Massengrab Zeugnis ab.

Eine Ehrung Ludwig Czechs fand erst fünf Jahrzehnte später statt, im Herbst 1993, auf Initiative der Seliger-Gemeinde in Theresienstadt und im Beisein von Staatspräsident Václav Havel, der eine Rede hielt. Statt eines eigenen Grabes gibt es seitdem wenigstens eine Gedenktafel an seinem Sterbeort (siehe Foto mit Ex-Bundespräsident Gauck rechts). Eine weitere Gedenktafel wurde am 23. April 2005 in Brünn an dem Haus angebracht, in dem die Bezirkskrankenkasse, aber vor allem das Kreissekretariat der Deutschen Sozialdemokratischen Partei und die Redaktion des „Volksfreunds“ untergebracht waren. All dies sind Einrichtungen, in denen Ludwig Czech wirkte. Als ich als erste amtierende Ministerin einer tschechischen Regierung 2015 an der Tagung des Sudetendeutschen Rates in Marienbad teilnahm, habe ich an diesen besonderen Vorgänger in meinem Amt als Arbeitsministerin erinnert. Ludwig Czech hatte nach dem Wählerzuwachs seiner Partei bei den 1929er-Wahlen in der 1. Tschechoslowakischen Republik, die den sudetendeutschen Sozialdemokraten 21 Mandate brachte, beim Eintritt der sudetendeutschen wie der tschechischen Sozialdemokraten in die Regierung ein Ministeramt übernommen: zunächst das wichtige Ressort fürSozialfürsorge, dann 1934 für Öffentliche Arbeiten und schließlich 1935 das Amt des Gesundheitsministers. Czechs Wirken als Minister ist untrennbar mit den 1933 eingeführten Lebensmittelmarken, den sogenannten „Czechkarten“, verbunden. Diese boten nach dem großen Hungerwinter 1932/33, in dem die Arbeitslosenzahlen nahezu eine Million erreichten, vielen bedürftigen Menschen im Land lebenswichtige Unterstützung und waren eine erste wichtige sozialpolitische Intervention.

In meinem Ministerium hängen die Fotos aller Fachminister seit der Samtenen Revolution. Auch die demokratisch gewählten Minister der Ersten Tschechoslowakischen Republik, darunter Ludwig Czech, haben hier ihren Platz gefunden. Czech hat als langjähriger Vorsitzender der Sudetendeutschen Sozialdemokraten, die bis zuletzt loyal zum Tschechoslowakischen Staat standen, aber längst auch in meiner Erinnerung und in der der tschechischen Sozialdemokraten einen gebührenden Platz.

Artikel stammt aus PARLAMENTSBRIEF DER SPD-FRAKTION IM BAYERISCHEN LANDTAG zum Sudetendeutschen Tag 2017

 

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