Bundesversammlung 2016 in Bad Alexandersbad

Veröffentlicht am 15.11.2016 in

Arbeiteten die Europa-Proklamation aus: (v.l.) Peter Kögler, Rainer Pasta, Peter Heidler, Albrecht Schläger, Dr. Helmut Eikam, Bruno Dengel, Gerda Neudecker, Harald Zahel, Volkmar Harwanegg, Herbert Schmid und Peter Wesselowsky

 

Seliger-Gemeinde: „Neuer Geist und alte Tradition“

Bundesversammlung verabschiedet einstimmig Europa-Proklamation

Auch 2016 war der AK Labertal bei der Bundesversammlung der Seliger-Gemeinde vom 28.-30. Oktober in Bad Alexandersbad vertreten. Bruno Dengel und Rainer Pasta, Beisitzer in der Landesvorstandschaft, nahmen an der Tagung teil und brachten sich in die Arbeitgruppen zur Neugründung der Bezirksgruppe Niederbayern/Oberpfalz und zur Europa-Proklamation aktiv mit ein. Ehrenvorsitzende Olga Sippl (95) steuerte das Motto für die Zukunft bei: „Neuer Geist und alte Tradition“.

Bundesvorsitzender Albrecht Schläger eröffnete die Bundesversammlung, in dem er die „stürmischen Zeiten“ benannte, in denen Europa sich derzeit befinde. Die noch nicht ausgestandene Finanzkrise, der Flüchtlingsansturm, der Berexit, die Differenzen mit Russland (Ukraine, Syrien) und vor allem der zunehmende Rechtspopulismus würden die Europäische Gemeinschaft belasten und es sei dringend nötig, dass die EU wieder ihre Handlungsfähigkeit zurück gewinnen könne. Schläger warnte davor, „die starke Nation“ mit Frieden und Sicherheit zu verbinden, „die sei noch nie in der Geschichte der Fall gewesen“. Zielführender sei es gewesen „Feindschaften in Freundschaften“ zu verwandeln. Der Bundesvorstand erklärte „Europa“ als Themenschwerpunkt der kommenden Jahre, so Schläger weiter und so war es nur folgerichtig, dass die Bundesversammlung eine gemeinsame Europaproklamation verabschiedete.

Albrecht Schläger forderte ein Statement der aktuellen Politik gegen schon längst überwunden geglaubtes „rechtsradikales Gift“, das allenthalben auftauche. Mehr Sozialkunde und Politische Bildung an Schulen und in der Erwachsenenbildung sein zwingend nötig, um einer  „Gesellschaft von Egoisten“ entgegenwirken zu können. AfD und rechtes Gedankengut spalte die Gesellschaft, es würden Angst und Hass geschürt und alles infrage gestellt, was bisher erreicht wurde. Die Europäische Union stehe vor einer Zerreißprobe. Europa bedeute schon immer Integration statt Abschottung, und Schläger forderte ausdrücklich die Unterstützung der sogenannten „Gutmenschen“, die im Sinne christlicher und humanitärer Werte handelten.

Der europäische Wertekonsens und ein kosmopolitisches Bewusstsein sollte die Europa-Proklamation, auf den Weg gebracht bei der Landeskonferenz in Nürnberg, sein. Deshalb setze sich eine Arbeitsgruppe aus deutschen und österreichischen Mitgliedern zusammen um den Text entsprechend auszuarbeiten.

„Wir können und wir werden Europa schaffen!“

„Unser Kampf um Europa und für Frieden und Sicherheit“ sollte ebenso berücksichtigt werden wie die inzwischen breitgestreute Mitgliederstruktur. Neben der „Erlebnisgeneration“ haben auch die Kinder und Enkel der Sudetendeutschen Sozialdemokraten sowie die sonstigen Mitglieder der Seliger-Gemeinde ein ungeteiltes Interesse an einem gemeinsamen Europa, so der Grundtenor der Diskussion. Schließlich wurde eine ausdrucksstarke und eindeutige Note mit der Überschrift „Wir können und wir werden Europa schaffen!“, eine Erinnerung an die Rede Willy Brandts vor dem Europäischen Parlament 1973, einstimmig verabschiedet.

Weiter heißt es darin: „„Europa wird sein ein Bund freier Völker oder es wird nicht sein“, in Anlehnung an eine Formulierung Josef Seligers für das Brünner Nationalitätenprogramm von 1899. „Die Frauen und Männer der Erlebnisgeneration, welche das Grauen des Zweiten Weltkrieges oder die Zeit der Not kurz danach noch selbst erlebt haben, warnen vor einem Wiederaufleben des Nationalismus in Europa. Die nachfolgenden Generationen haben Europa zusammenwachsen sehen und die Jüngsten unter uns kennen nur ein gemeinsames Europa ohne Grenzen und sehen darin eine hoffnungsvolle Zukunft“, so der weitere Text. Daraus fordert die Seliger-Gemeinde „ein Europa der freien Völker in Freundschaft, Frieden und gutnachbarschaftlicher Zusammenarbeit sowie den Schutz der Grundrechte und bürgerlichen Freiheiten der Bürger.

„Die Stärkung des demokratisch gewählten Europaparlaments und ein Europa ohne Diskriminierung, in dem Pluralismus, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und die Gleichheit von Frauen und Männern gelebt werden“, ist die antwort der Seliger-Gemeinde auf die europäischen Rechtspopulisten in Frankreich, Großbritannien, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Polen, Tschechien, Österreich oder Deutschland, die „einfache Lösungen versprechen, die in der Vergangenheit mehrfach zu Katastrophen geführt haben“.

Die Warnung „Ein Gespenst geht um in Europa“ bezeichnet die Sorge um „längst überwunden geglaubte Phantasievorstellungen von Nationalökonomie, Intoleranz gegenüber Religionen oder verschiedene Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“.

Die Proklamation der Seliger-Gemeinde erinnert an die Visionen von „Kurt Schumacher, Konrad Adenauer, Bruno Kreisky, Olof Palme, Willy Brandt, Helmut Kohl, Helmut Schmidt oder Hans Dietrich Genscher“, die alles daran setzten, einen neuen Krieg durch ein vereintes Europa zu verhindern.

„Nie wieder Krieg!“, so die Mahnung der Seliger-Gemeinde mit der Besorgnis, „dass nachgeborene Politiker und Lobbyisten verschiedenster Interessengruppen wieder anfangen am „Gemeinsamen Haus Europa“ an allen Ecken und Enden zu zündeln“. So hält die Seliger-Gemeinde es für ihre „Pflicht, jetzt in einer Phase der europäischen Geschichte, wo immer weniger Zeitzeugen und Mahner unter uns sind, vor dem Zerfall Europas und den Schrecken des Krieges zu warnen“.

Deutsch-tschechischen Beziehungen „beispielhaft

Die Bundestagsabgeordnete Rita Hagl-Kehl, Mitglied im Sudetendeutschen Rat und der deutsch-tschechischen Parlamentariergruppe, referierte zu den „deutsch-tschechischen Beziehungen – gestern und heute“. Sie verwies auf die Anfänge der Ostpolitik unter Willy Brandt und nannte als wichtige Meilensteine nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs die Jahre 1992, wo vertraglich die Entwicklung einer guten Nachbarschaft, sowie 1997, wo die deutsch-tschechischen Erklärung besiegelt wurde. Vor 12 Jahren sei Tschechien in die Europäische Union aufgenommen worden und damit in die europäische Gemeinschaft heimgekehrt. Hagl-Kehl berichtete über die positive Entwicklung des Grenzgebietes und die Vielzahl bilateraler Projekte, die dazu mit dazu geführt haben, dass es heute „ganz normal ist“, wenn sich die Menschen über die Grenze hinweg besuchen, einkaufen oder arbeiten könnten. Mittlerweile seien die deutsch-tschechischen Beziehungen als „beispielhaft“ für die Entwicklungen von Ost-West-Beziehungen in Europa erklärt worden, so Hagl-Kehl weiter. Hierzu habe die Seliger-Gemeinde einen wichtige Anteil geleistet.  Dies bedeute aber auch eine große Verantwortung für alle Beteiligten, diese Beziehungen zu pflegen. Die im Jahresrückblick aufgeführten gemeinsamen – und zunehmend auch von tschechischer Seite initiierten Aktionen – unterstrichen die Ausführungen Hagl-Kehls.

Weitere Beiträge waren die „Rolle der DSAP in Brünn in den 20er und 30er Jahren“, dargestellt von der Historikerin Sárka Navrátilová, der „Protest der Sudetendeutschen Sozialdemokraten gegen die Olympischen Spiele 1936 in Berlin“ dargestellt vom Historiker Thomas Oellermann und die biographischen Schlaglichter auf den Sozialdemokraten Wenzel Jaksch von Prof. Dr. Michael Schwartz  vom Institut der Zeitgeschichte München-Berlin. Eine „musikalisch-poetische Aufarbeitung“ einer Enkel-Großvater-Beziehung im Zeichen der deutsch-böhmischen Geschichte von Ralf Pasch und Peter Manteuffel sowie die Verleihung des Förderpreises der Seliger-Gemeinde rundeten die gelungene Veranstaltung ab.

 

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